Bundesgartenschau Mannheim mit Seilbahn und naturnahem Gewässer?
Landschaftsplaner Stephan Lenzen präsentierte neue Ideen für die Bundesgartenschau im Jahr 2023

Die sogenannte U-Halle soll Mittelpunkt der Bundesgartenschau 2023 auf dem Geländer der ehemaligen Spinelli-Kaserne sein. Mit einem Wasserbecken zwischen den Gebäudearmen soll sie als Oase interpretiert werden. Animationen: Planungsbüro Stephan Lenzen
Von Gerhard Bühler
Etwas still geworden war es in jüngster Zeit um die Bundesgartenschau 2023 auf dem Areal Feudenheimer Au und Spinelli-Kaserne, bevor in der vergangenen Woche Innenminister Thomas Strobl mit der Ankündigung die Stadtverwaltung aufschreckte, das 82 Hektar große Spinelli-Gelände im Stadtteil Feudenheim könnte neben den Alternativen Coleman-Kaserne im Norden der Stadt und der Schwetzinger Tompkins-Kaserne zu einem möglichen neuen Ankunftszentrum für Flüchtlinge ab dem Jahr 2020 werden. Damit allerdings wären die Buga-Pläne Makulatur.
"Roter Faden" ist wichtig
Denn nach den langwierigen Diskussionen im Vorfeld um Gestaltung und Austragungsort scheint die Mehrheit im Gemeinderat jetzt bereit zu sein für eine Neuauflage der Buga, die 1975 ein großer Erfolg für die Quadratestadt war. Der beauftragte Landschaftsplaner Stephan Lenzen stellte den neuesten Planungsstand in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses vor. Neben einer Seilbahn über den Neckar vom Luisenpark nach Spinelli präsentierte er die Idee einer Brücke mit Aussichtsplattform am Hochgestade über die Feudenheimer Au. Zum Zentrum der Buga soll die sogenannte U-Halle umgewandelt werden.
"Wir sind an dem Punkt, wo wir für einige der großen Fragen Ideen haben", drückte sich Michael Schnellbach, Geschäftsführer der Mannheimer Bundesgartenschaugesellschaft noch zurückhaltend aus. Eingedenk der Tatsache, dass es sich bei der Buga in Mannheim nach den bisherigen Streitigkeiten um "vermintes Gelände" handelt, formulierte auch Lenzen vorsichtig. "Es geht um den Zwischenstand von Teilbereichen des Vorentwurfs", schränkte er ein. Am Konzept des Grünzugs habe sich nichts verändert, sagte Lenzen.
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Geplant ist eine offene Landschaft um den Kern des Buga-Geländes, die zum kleineren Teil in der Feudenheimer Au, hauptsächlich aber auf dem ehemaligen Spinelli-Gelände stattfinden soll. Die wohl schwierigste Frage ist hier der Umgang mit der Straße "Am Aubuckel", nachdem bekanntlich eine Mehrheit des Gemeinderats recht überraschend die Verlegung der Straße aus dem Buga-Gelände abgelehnt hatte. Die Planung macht dies nicht leichter, wie Lenzen erkennen ließ. "Wir wollen die Breite der Straße, so weit es geht, reduzieren. Durch einen leichten Geländeanstieg soll die Straße von der Spinelli-Seite aus unsichtbar werden", sagte Lenzen. Nur für hohe Lkw werde dies nicht ganz gelingen, räumte er ein. Für die Überquerung der Straße soll eine Brücke mit weit herausragender Aussichtsplattform über der Au sorgen. Wegen der Barrierefreiheit und schwach ansteigenden, langen Brückenzugängen bilde sich eine Zickzackform. "Im Bogen der Au selbst soll ein naturnahes Gewässer entstehen, von der Größe kein See, sondern eher ein Au-Weiher", blieb Lenzen vorsichtig.
Sein Büro habe schon sieben Gartenschauen geplant. Wie er gelernt habe, gehe es nicht nur darum, ein Gelände zu planen. Es müsse erstens eine Beziehung zur Kernstadt hergestellt werden. Zweitens müsse es einen "roten Faden" geben und eine Geschichte erzählt werden. Es liege für ihn auf der Hand, eine Beziehung zur Gartenausstellung im Jahr 1900 mit der damals neuen Augustaanlage und der Buga 1975 im Luisenpark herzustellen. Zu Wasserturm und Fernmeldeturm sollte daher ein dritter Turm kommen. Als Verbindung gebe es dazu die Möglichkeit einer Seilbahn. Diese könne auch das praktische Problem lösen, die Besucher in das neue Parkgelände zu bekommen.
"Die ‚U-Halle‘ wollen wir in den Mittelpunkt setzen, da könnte auch die Seilbahn landen", schilderte Lenzen seine Ideen zur Umwandlung des einstigen Logistikzentrums der US-Army. Der Hallenkomplex von unglaublichen 600 Meter Länge und 75 Meter Breite ist u-förmig um eine Gleisanlage der Bahn angelegt. Mit 22.000 Quadratmetern war die wohl größte Halle Mannheims Umschlagplatz für Militärausrüstung und Waren aller Art. "Wir hatten die Idee, die U-Halle als Oase zu interpretieren, mit einem Wasserbecken zwischen den Gebäudearmen. Große Teile der Gebäudearme sollten oben offen bleiben und die Dächer der Halle nur im weiter entfernten Abschnitt zur Au bleiben", meinte der Landschaftsplaner.
Die spontanen Reaktionen der Stadträte auf diese Ideen blieben verhalten, vielleicht begünstigt allerdings durch vorangegangene, erschöpfende Diskussionen in der Ausschusssitzung.
"Bei der Seilbahn gibt es pro und kontra, das muss man abwägen", meinte Oberbürgermeister Peter Kurz. "Naturnahes Gewässer klingt gut. Wir müssen schauen, wie das konkret aussieht", kündigte Grünen-Sprecher Dirk Grunert Wachsamkeit an.



