Der Stromausfall war nach fünf Stunden behoben
Ein Kurzschluss am Freitagabend in Umspannwerk sorgte für einen Dauereinsatz von 190 Rettungskräften. Auch Grünstadt und Frankenthal waren betroffen.

Von Wolfgang Jung und Carsten Blaue
Ludwigshafen. Acht Menschen saßen in Aufzügen fest, der Nahverkehr brach in Teilen zusammen, Telefon- und Handynetze fielen aus, die Straßen lagen im Dunkeln, und ein Konzert der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz musste abgebrochen werden: Wegen eines Stromausfalls am Freitagabend ging in großen Teilen von Ludwigshafen nichts mehr. Auch Grünstadt, Frankenthal und Umgebung waren betroffen. Grund war ein technischer Defekt, der erst am frühen Samstagmorgen wieder vollständig behoben war.
"Das war beängstigend"
Gegen 19.15 Uhr war es den zuständigen Pfalzwerken zufolge in den beiden Umspannwerken des Ludwigshafener Ortsbezirks Mundenheim aufgrund der Panne zu einem Kurzschluss gekommen. Vier Hochspannungsleitungen schalteten sich daraufhin automatisch ab. Sofort begann die Fehleranalyse. Um 22.45 Uhr am Freitagabend floss der Strom zumindest in den Stadtteilen wieder, die von Mundenheim aus versorgt werden. Gut zweieinhalb Stunden später war auch das Umspannwerk Ludwigshafen-Mitte wieder am Netz und damit das Schlimmste überstanden. Bis dahin hatte der Stromausfall für einige Aufregung gesorgt.
Die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft teilte eineinhalb Stunden nach dem Stromausfall mit, dass die Bahn-Linien über den Rhein nach Mannheim, also die 4/4A, 6/6A, 7 und 9 EX, weiträumig umgeleitet werden müssten. Das betraf auch Halte in der Quadratestadt, die nicht mehr bedient werden konnten, um den Verkehr zumindest teilweise aufrecht erhalten zu können. Dennoch kam es auch zu massiven Fahrtausfällen.
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Insgesamt gingen bei der Integrierten Leitstelle für die Vorderpfalz bis Mitternacht rund 1000 Notrufe ein. Dabei ging es laut Feuerwehrangaben vor allem um Fragen nach der Ursache und Dauer des Blackouts. Auch über die Warn-Apps Katwarn und Nina war über die Lage informiert worden. Im Ganzen gab es in der Vorderpfalz 82 Einsätze, die Ludwigshafener Feuerwehren rückten allein 32 Mal im Zusammenhang mit dem Stromausfall aus.
So mussten die Retter nicht nur die Menschen aus den Aufzügen befreien, sondern auch zwei Mitarbeiter eines Unternehmens, die auf dem Firmengelände festsaßen, weil das Sicherheitssystem ausgefallen war. Darüber hinaus musste ein Patient, der auf ein Beatmungsgerät angewiesen ist, aus seiner Wohnung ins Ludwigshafener Klinikum gebracht werden. im St. Annastift-Krankenhaus ging die Notstromversorgung nicht automatisch an. Auch darum kümmerte sich die Feuerwehr, unterstützt vom Technischen Hilfswerk (THW). Schließlich bekamen die Haustechniker das Problem in den Griff. Die Patienten seien laut Feuerwehr zu keinem Zeitpunkt in Gefahr gewesen.
Insgesamt waren in Ludwigshafen wegen des Stromausfalls rund 190 Rettungskräfte von Berufsfeuerwehr, freiwilliger Feuerwehr und THW im Einsatz, zudem die Rettungsdienste, die DLRG und auch die Mannheimer Feuerwehr. Eine 73 Jahre alte Ludwigshafenerin, die nahe des Polizeipräsidiums und der Feuerwehr wohnt, berichtete im RNZ-Gespräch über den Stromausfall: "Plötzlich saß ich im Wohnzimmer im Dunklen, und auch die Straßen waren dunkel." Und spätestens als der Lärm der Martinshörner gar nicht mehr aufhören wollte, wusste sie, dass es hier um etwas Größeres geht: "Das war schon beängstigend." Von Weihnachten hatte sie noch ein paar Kerzen im Schrank. Die stellte sie auf und richtete eine Taschenlampe an die Decke. Vor den Kühlschrank legte sie vorsorglich ein Handtuch, bevor sie ins Bett ging. Doch am Samstagmorgen war der Spuk vorbei. Und auch das Publikum der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz im Ludwigshafener Pfalzbau hätte auf die außergewöhnliche Erfahrung des Vorabends sicher verzichten können.
Mozart im Halbdunkel
Im Halbdunkel hatten es die Musiker noch geschafft, "gemeinsam in lauschiger Dämmerung" Mozarts Klarinettenkonzert und Smetanas "Moldau" zu spielen, wie die Orchesterleitung am Samstag mitteilte. Die 9. Sinfonie "Aus der Neuen Welt" von Dvorak ging dann aber nicht mehr, weil letztlich auch der Notstrom ausfiel. "Aus sicherheitstechnischen Gründen war dem Orchester im Pfalzbau ein Weiterspielen nicht mehr gestattet", sagte Intendant Beat Fehlmann: "Dann ist das Abenteuer irgendwann zu Ende." Man sei froh, dass man mit Notbeleuchtung und Pultlampen wenigstens zwei Werke habe spielen können. Das Orchester verabschiedete sich mit den Worten: "Wir sehen uns hoffentlich bald im beleuchteten Konzertsaal wieder."