Biber beißt Schäferhund in die Schnauze
Bei ihren Jungen verstehen Biber keinen Spaß. Hunde sollen in Biber-Revieren angeleint werden.

Von Axel Sturm
Ladenburg. Auf der Gemarkung der Römerstadt gibt es an den Gewässern um Neubotzheim, an der Bacherlebnis-Station und beim Römerstadion mittlerweile vier Biber-Reviere. Um die 19 Tiere sollen dort leben, wie der städtische Biberbeauftragte Alexander Spangenberg der RNZ mitteilte. Er kümmert sich auf ehrenamtlicher Basis um die putzigen Nager, die viele Naturfreunde in ihr Herz geschlossen haben. Jetzt gab es allerdings einen Zwischenfall mit einem Schäferhund - dazu gleich mehr.
Eigentlich bekommt man die fleißigen Baumeister nur selten zu Gesicht. Von Anfang an warnte Spangenberg vor einem zu starken Biber-Tourismus. In Ladenburg werden daher regelmäßig Führungen mit Experten angeboten, die auf regen Zuspruch stoßen. Bürgermeister Stefan Schmutz bezeichnete die Biber kurz nach ihrer Ansiedlung auf der Gemarkung vor rund drei Jahren als die "teuersten Bewohner Ladenburgs", denn für das Bibermanagement wurden mittlerweile eine eigene Haushaltsstelle geschaffen und rund 20.000 Euro eingestellt. Beispielsweise muss die Verlegung von Drainagen immer mal wieder finanziert werden, wenn die an die Reviere angrenzenden Felder überschwemmt werden.

Die meisten Beobachter freuen sich über die Ansiedlung der fleißigen Nager. Vor dem Römerstadion zeigt sich die dortige Biberfamilie immer öfter, die Tiere haben sich an die Anwesenheit der Menschen und Hundehalter längst gewöhnt. Dieser Bereich ist eine beliebte "Gassi-Strecke", und vor ein paar Tagen kam es dort zu einem unschönen Vorfall. Spangenberg wurde von einer Hundebesitzerin informiert, dass ihr dreijähriger Schäferhund, der nach ihren Angaben angeleint war, von einem Biber gebissen wurde.
Den Experten wundert der Vorgang nicht. Bei jeder Biberführung betont Spangenberg, dass Biber Wildtiere sind, und er mahnt, dass Hunde die Biber-Reviere nicht betreten sollten. So war es wohl ein Biber, der derzeit Junge aufzieht, der dem Schäferhund in die Schnauze gebissen hat. Nach einem Besuch beim Tierarzt geht es dem Hund laut Halterin mittlerweile wieder gut.
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Spangenberg nimmt den Vorfall aber zum Anlass, erneut zu betonen, dass Wildtiere keinen Spaß verstehen, wenn sie ihre Jungtiere beschützen. In unmittelbarer Nähe des "Tatorts" hat die Biberfamilie ihren Bau. Die Verwaltung hat diesen Bereich bewusst als naturbelassen deklariert. Im hohen Gras fühlen sich die Biber bei ihren Ausflügen sicher. Die dortige Wiese wird daher nicht gemäht. Lediglich ein Randstreifen entlang der Fußwege wurde gestutzt.
Forderungen mancher Hundebesitzer, die Wiese und den Gewässerrand komplett abzumähen, lehnt Spangenberg ab. Es gehe von den unter Naturschutz stehenden Tieren keine Gefahr aus. Sie ziehen sich in aller Regel umgehend zurück, wenn sie gestört werden. Wenn sie sich aber in die Ecke gedrängt fühlen, dann setzen die Nager schon mal ihre scharfen Zähne gegen Revier-Eindringlinge ein. Es ist übrigens kein Fall bekannt, dass ein Biber jemals einen Menschen angegriffen hat.
Die Stadt hat nach dem Vorfall umgehend gehandelt. Im Bereich des Biber-Reviers wurden Warnschilder aufgestellt. Hundebesitzer werden aufgefordert, ihre Lieblinge anzuleinen. Spangenberg und Schmutz sind sich trotz des Vorfalls einig, dass Ladenburg stolz sein kann, wieder vier Biber-Reviere zu haben. Weitere Reviere werden wohl dazukommen. Im Alter von zwei Jahren müssen die halbwüchsigen Biber nämlich den Familienbau verlassen und Ausschau nach einem eigenen Revier halten.