Dem Blutrausch fielen Millionen zum Opfer
Buchvorstellung "Die Kurpfalz im Dreißigjährigen Krieg" im Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg

Rhein-Neckar. (bm/sha) Wer sich für den Dreißigenjährigen Krieg – besonders auf dem Territorium der hiesigen Region – interessiert, für den ist das Buch "Die Kurpfalz im Dreißigjährigen Krieg" eine lohnende Anschaffung.
14 Referenten hatten im vergangenen Jahr im Rahmen eines Kolloquiums in Ladenburg die politischen, konfessionellen, gesellschaftlichen, kunsthistorischen sowie literarischen Aspekte des komplexen Kriegsgeschehens bis 1648 und dessen Folgen für die Region zwischen Rhein und Neckar behandelt.
Sie boten nicht nur einen facettenreichen Überblick über die bisherige Forschung, sondern präsentierten zugleich viele neue Erkenntnisse. Das Buch ist ab Samstag, 15. Februar, im Buchhandel erhältlich. Einen Tag zuvor wird das Werk im Großen Salon des Kurpfälzischen Museums der Stadt Heidelberg vorgestellt. Die Buchvorstellung ist verbunden mit einem Vortrag von Hermann Wiegand "Karl Ludwig und der Wiederaufbau der Kurpfalz nach dem Dreißigjährigen Krieg".
Der Dreißigjährige Krieg entwickelte sich zu einem der mörderischsten auf deutschem Boden, und nach dem Zweiten und Ersten Weltkrieg war er der verlustreichste an Soldaten und Zivilisten weltweit. Es sollen insgesamt damals rund fünf Millionen Menschen gestorben sein, die Kurpfalz musste die größten Menschenverluste aller Kriegsgebiete hinnehmen.
Der einschneidende Bevölkerungsrückgang lässt sich anhand von Verzeichnissen auf 50 Prozent bis in Einzelfällen sogar 70 Prozent und 75 Prozent aufzeigen, manche Weiler im Kraichgau waren sogar gänzlich entvölkert. Auch die Wiederansiedlungspolitik der Geflohenen und von Neusiedlern aus anderen Ländern, hauptsächlich der Schweiz, durch Kurfürst Karl Ludwig ab den 1650er-Jahren, lässt sich nur mit der kriegsbedingten Zuwanderung der Deutschen aus den Ostgebieten nach 1945 vergleichen.
Den Dreißigjährigen Krieg, ein langwieriges Ringen um die religiöse und staatliche Ordnung innerhalb des Heiligen Römischen Reiches, kann man in vier Phasen einteilen: den Böhmisch-Pfälzischen Krieg, den Dänisch-Niedersächsischen Krieg, den Schwedischen Krieg und den Schwedisch-Französischen Krieg. Das jeweilige Kriegsgeschehen wirkt sich unterschiedlich stark auf die Region aus. Und obwohl es zum Teil sehr gut dokumentiert ist, können andererseits viele Geschehnisse aufgrund der starken Zerstörungen und Stadtbrände nicht immer belegt werden.
Info: "Die Kurpfalz im Dreißigjährigen Krieg", 388 Seiten, 80 Abbildungen, ISBN 978-3-932102-41-7, Buchhandelspreis 29 Euro. Erhältlich im Buchhandel ab 15. Februar oder direkt beim Kreisarchiv Rhein-Neckar-Kreis, telefonisch unter 06221/522-7740 oder per E-Mail an:eigenverlag@rhein-neckar-kreis.de .
Zeittafel der Kriegsereignisse in der Rhein-Neckar-Region
Von Berno Müller
Der Dreißigjährige Krieg entwickelte sich zum mörderischsten auf deutschem Boden, und nach dem Zweiten (40 Millionen Opfer) und Ersten Weltkrieg (10 Millionen Opfer) war er der verlustreichste an Soldaten und Zivilisten weltweit. Es sollen insgesamt damals rund fünf Millionen Menschen gestorben sein, die Kurpfalz musste die größten Menschenverluste aller Kriegsgebiete hinnehmen. Der einschneidende Bevölkerungsrückgang lässt sich anhand von Verzeichnissen auf 50 Prozent bis in Einzelfällen sogar 70 Prozent und 75 Prozent aufzeigen, manche Weiler im Kraichgau waren sogar gänzlich entvölkert. Auch die Wiederansiedlungspolitik der Geflohenen und von Neusiedlern aus anderen Ländern, hauptsächlich der Schweiz, durch Kurfürst Karl Ludwig ab den 1650er-Jahren, lässt sich nur mit der kriegsbedingten Zuwanderung der Deutschen aus den Ostgebieten nach 1945 vergleichen.
Den Dreißigjährigen Krieg, ein langwieriges Ringen um die religiöse und staatliche Ordnung innerhalb des Heiligen Römischen Reiches, kann man in vier Phasen einteilen: den Böhmisch-Pfälzischen Krieg, den Dänisch-Niedersächsischen Krieg,
den Schwedischen Krieg und den Schwedisch-Französischen Krieg. Das jeweilige Kriegsgeschehen wirkt sich unterschiedlich stark auf die Region aus. Und obwohl es zum Teil sehr gut dokumentiert ist, können andererseits viele Geschehnisse aufgrund der starken Zerstörungen und Stadtbrände vor allem im Orléanschen Krieg nicht immer belegt werden.
Vorgeschichte
1555
Der sogenannte Augsburger Religionsfrieden – ein auf dem dortigen Reichstag beschlossenes Reichsgesetz – erkannte erstmals die Lutheraner offiziell als die zweite christliche Konfession in Deutschland an. Er beendete damit den Glaubenskrieg der Reformationszeit und setzte auf eine dauerhafte und friedliche Koexistenz von "Altgläubigen" (Katholiken) und Augsburger "Konfessionsverwandten von 1530" (Lutheraner).
Über die Konfession der Untertanen entschied nun der Landesherr (ius reformandi, "cuius regio, eius religio"). Seine Untertanen hatten nur das Recht auf Auswanderung (ius emigrandi); damit legte der Augsburger Religionsfrieden den Territorialismus fest.
Nicht mit einbezogen waren die Anhänger Zwinglis und Calvins sowie die Täufer, was letztlich auf der "Evangelischen" Seite zu weiteren Komplikationen führte und überhaupt das konfessionelle Konfliktpotenzial vergrößerte. Obwohl der Religionsfrieden eine der längsten Friedensperioden im Reich (von 1555 bis 1618) ermöglichte, kam es schließlich durch diese religiösen Konflikte und die vorhandenen politischen Gründe zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges.
1608
Gründung der Protestantischen Union durch acht Fürsten und 17 Städte (später kamen 17 weitere Städte hinzu), um sich gegenseitig zu unterstützen, falls ein Mitglied angegriffen werden sollte. Führer war der calvinistische Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz. 1612 verbündete sich die Union mit England, 1613 mit den Niederlanden. Am 24. April 1621 wurde das Bündnis aufgelöst.
1609
Im Jahre 1609 schlossen sich als Reaktion auf die Gründung der protestantischen Union auch die katholischen Fürsten zusammen. Die Katholische Liga sollte der Verteidigung des Landfriedens und der katholischen Sache dienen. Führer war Maximilian I., Herzog von Bayern. Unterstützt wurde die Liga vom spanischen König und der römischen Kurie.
Böhmisch-Pfälzischer Krieg
23. Mai 1618: Prager Fenstersturz
Nach der Reformation war auch Böhmen ein konfessionell geteiltes Land. Erst hatte dort Kaiser Rudolf II. 1609 zwar die Religionsfreiheit zugestanden, doch 1617 führten die intensiven Rekatholisierungsbemühungen des böhmischen Königs (und 1619 zum Kaiser gewählten) Ferdinand zu Unruhen unter der protestantischen Bevölkerung. Die Situation eskalierte, als protestantische Stände 1618 zur Prager Burg zogen und den katholischen Statthalter sowie zwei weitere Personen aus dem Fenster in die Tiefe warfen.
1619
Die böhmischen Stände setzten Ferdinand ab und wählten den Pfälzer Kurfürsten Friedrich V. zum König von Böhmen. Friedrich reiste noch im Herbst nach Prag. Diese böhmische Wahl traf auf den energischen Widerstand der katholischen Partei, insbesondere Österreichs und Bayerns.
1620
Die kaiserlich-katholische Armee besiegte in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag (8. November 1620) das böhmische Ständeheer; Friedrich V. floh nach Holland ("Winterkönig").
Noch im Herbst erreichte der Krieg die Kurpfalz. Spanische Truppen unter General Ambrosius von Spinola marschierten von Oppenheim her bis an die Bergstraße. Der kurpfälzische Hof flüchtete überstürzt aus Heidelberg.
1621
In Böhmen wurden zahlreiche Anführer hingerichtet, das Land umfassend rekatholisiert.
Einem kurzen Waffenstillstand im Frühjahr folgten weitere Offensiven der Kaiserlichen, nun unter dem Oberbefehl von General Córdoba. Zuerst belagerte er Frankenthal, schlug die pfälzischen Truppen des Obersten Obentraut bei Bürstadt. Bensheim, Heppenheim und Weinheim fielen in seine Hände. Nachdem er den Neckar bei Ladenburg überschritten hatte, musste er sich im Herbst vor den protestantischen Unionstruppen des Grafen Ernst von Mansfeld über den Rhein zurückziehen. Mansfeld eroberte die Bergstraße zurück und Anfang Oktober auch die rechtsrheinischen Teile des Bistums Speyer. Im Oktober zogen Truppen der katholischen Liga unter Generalleutnant Johann T’Serclaes von Tilly vom Taubergrund her durch den Odenwald nach Weinheim, überschritten bei Ladenburg den Neckar und eroberten über den Odenwald hinweg das Städtchen Schönau, Heiligkreuzsteinach, die Burg Waldeck, Neckarsteinach und Eberbach. Das gesamte Gebiet der Kellerei Waldeck wurde in Mitleidenschaft gezogen. Auch Weinheim wurde Oktober 1621 von Tilly besetzt, die Stadt ging aber bald wieder an die Mannsfeldischen Truppen verloren.
1622
Im März 1622 verlegte Tilly sein Hauptquartier nach Neckarbischofsheim, um dort Angriff auf Heidelberg zu planen. Seine Truppen brannten Epfenbach nieder und entvölkert Hilsbach (22. März). Im April 1622 zerstörten sie die Daisbacher Burg und verwüsteten den Ort. Anschließend eroberten und plünderten die bayerischen Truppen Neckargemünd (14. April) und belagerten erfolglos den Dilsberg, um sich dann südlich Wiesloch zu verschanzen. Durch die Reiterei seiner Gegner wurde Tilly in die Schlacht bei Mingolsheim verwickelt und am 27. April von den vereinten Kräften der Pfälzer und Mansfelds besiegt.
Georg Friedrich, Markgraf von Baden-Durlach und protestantischer Heerführer, besetzte am 28. April Waldangelloch, nahm am 1. Mai die Stadt Sinsheim ein, kurz darauf Eppingen und Hilsbach. Nachdem die ligistischen Truppen erst zurückgewichen waren, kam es am 6. Mai zum Kampf und südlich von Wimpfen am Neckar (eigentlich Obereisesheim). Hier besiegten Córdoba und Tilly den Markgrafen, die Bayern besetzten wieder Sinsheim und Umgebung sowie Eberbach. Mauer und Meckesheim wurde von ihnen geplündert.
Zwar eroberte Mansfeld den Kraichgau und am 8. Mai Ladenburg zurück, nachdem eine Bresche in die Mauer geschossen worden war. Die Befestigungen des Bischofshofes wurden geschleift, die Verteidiger fast alle erschlagen. Doch schon im Juni konnte Tilly die Stadt wieder besetzen, nachdem er über den Odenwald vorgerückt war, das Gefecht auf der Lorscher Heide gewonnen und so Mansfeld zum Rückzug aus der Bergstraßengegend in Richtung Mannheim gezwungen hatte. Nach der Niederlage Herzog Christians von Braunschweig-Wolfenbüttel auf hessischem Gebiet (Höchst am Main, 14. April) gegen Tilly, war die protestantische Seite sehr geschwächt, denn der Herzog konnte nur noch wenige Truppen zu Mansfeld nach Mannheim bringen.
Tilly nahm am 21. Juni die Belagerung von Heidelberg wieder auf, besetzte Ladenburg. Sein Hauptquartier, zunächst in Handschuhsheim, verlegte er am 8. Juli nach Leimen, um Heidelberg jetzt von der Südseite her anzugreifen. Am 15. September konnte Tilly die Stadt im Sturm erobern, das Schloss kapitulierte vier Tage später. Im Oktober 1622 begann die Belagerung Mannheims, und nach der Erstürmung der Stadt, die von den pfälzischen Truppen aus der Friedrichsburg selbst in Brand geschossen worden war, konnte Tilly die Besatzung der Friedrichsburg am 2. November zu einer ehrenvollen Kapitulation zwingen. Die Stadt, in der nach der Zerstörung fast aller Häuser nur wenige Einwohner aushielten, blieb fast 10 Jahre lang unter bayerischer Besatzung und Verwaltung.
Noch gegen Ende 1622 wurde in Heidelberg eine bayerische Regierung unter Heinrich von Metternich eingerichtet, die pfälzisch-böhmische "Rebellion" war damit beendet.
1623
Auf dem von Kaiser Ferdinand II. nach Regensburg einberufenen Reichstag (am 7. Januar) wurde die pfälzische Kur- und Erztruchsessenwürde auf Herzog Maximilian von Bayern übertragen, die Oberpfalz seinem Land zugeschlagen.
Im Februar 1623 begann der Abtransport der Bibliotheca Palatina aus Heidelberg.
Dänisch-Niedersächsischer Krieg
1625
Nachdem der dänische König Christian IV. Oberbefehlshaber der Armee des niedersächsischen Reichskreises geworden war, griff er auf Seiten der protestantischen Kräfte gegen den Kaiser in den Krieg ein.
Im Juli 1625 wütete in Weinheim die Pest; sie wurde 1629 und 1632 nochmals erwähnt.
1626
Die kaiserliche Armee unter Albrecht von Wallenstein und die Liga-Armee unter Tilly besiegten die Truppen Christians IV. und seines Verbündeten Ernst von Mansfeld in den Schlachten bei Dessau und Lutter und drängten sie 1627 aus Holstein, Mecklenburg und Pommern zurück.
1628
Seuche in Bammental und Reilsheim.
1629
Kaiser Ferdinand II. erließ das Restitutionsedikt: Der nach 1552 säkularisierte ehemalige Besitz der katholischen Kirche sollte wiederhergestellt werden, eine Entscheidung, die die protestantischen Kräfte im ganzen Land erboste. Durch den Frieden zu Lübeck schied Dänemark aus dem Krieg aus.
Schwedischer Krieg
1630
Der schwedische König Gustav II. Adolf landete mit einem Heer auf Usedom, um den kaiserlichen Einfluss im Ostseeraum zu beenden. Sein Eingreifen unterstützte die deutschen Protestanten, die sich ihm wegen des kaiserlichen Restitutionsedikts anschlossen.
1631
Tillys Truppen eroberten, zerstörten und plünderten Magdeburg. Gustav Adolf schlug Tilly in der Schlacht bei Breitenfeld und zog anschließend durch Thüringen und Franken bis an den Rhein. Im Dezember besetzten seine Truppen die Bergstraße, Weinheim und Ladenburg.
1632
Am 1. Januar 1632 nahmen schwedische Truppen unter Herzog Bernhard von Weimar durch einen Handstreich die nur notdürftig wieder in einen Verteidigungszustand gebrachte Festung Mannheim ein und hielten sie bis 1635. Ebenso waren nun wieder Eberbach und Wiesloch in der Hand der Schweden. Es gab Gefechte rund um Heidelberg und einen kurzen Ausbruch der Pest.
In der Schlacht bei Rain am Lech wurde Tilly tödlich verwundet. Nachdem die Schweden Bayern besetzt, Augsburg und München erobert hatten, fiel Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen gegen Wallensteins Truppen.
Zwischenzeitlich hatte der Bischof von Speyer, Christoph Philipp, ein Bündnis mit Frankreich geschlossen und sein Bistum unter französischen Schutz gestellt. Damit war auch Frankreich involviert, Kämpfe gab es hauptsächlich mit den Bayern
Der bayerische Statthalter Heinrich von Metternich in Heidelberg machte im Zusammenwirken mit der Philippsburger Garnison einen Vorstoß nach Wiesloch. In der Schlacht am 26. August mussten die Bayern, obwohl ihnen kaiserliche Reiter unter Oberst Ossa von Hanau-Lichtenberg und General Ernesto Montecuccoli zu Hilfe kamen, den schwedischen Truppen unter Gustav Graf Horn weichen und sich wieder zurückziehen. Die Burg Rotenberg wurde zerstört, ebenso Dielheim, Horrenberg und Balzfeld. Bei einem handstreichartigen Ausfall der bayerischen Besatzung Heidelbergs gegen die Schweden ging Schriesheim 1632 vollständig Flammen auf.
1633
Die bayerische Besatzung von Heidelberg begann im Januar mit Ausfällen nach Nußloch und Schriesheim. Die Schweden eroberten den Ort Dilsberg am 23. Januar, die Burg ergab sich sechs Tage später. Ein Ausfall der Heidelberger Besatzung Mitte März gegen Schriesheim scheiterte. Die Schweden überrumpelten am 15. Mai unter Oberst Abel Moda die Stadt Heidelberg, das Schloss wurde bestürmt und kapitulierte auf den 5. Juni. Bei den Kämpfen im Laufe des Jahres wurde Gauangelloch völlig niedergebrannt und lag seither wüst.
Bereits im März hatten unter Führung des Reichskanzlers Axel Oxenstierna Verhandlungen zwischen Schweden und den protestantischen Reichsständen begonnen, die Ende April im Heilbronner Bund gipfelten. (Nachdem in der Schlacht bei Nördlingen 1634 dieses Bundesheer entscheidend geschwächt wurde, schwand die Bedeutung, mit dem Frieden von Prag wurde der Heilbronner Bund schließlich 1635 aufgelöst.)
1634
Philippsburg ergab sich am 13. Januar den Schweden.
Nachdem Wallenstein abgesetzt und im Februar in Eger ermordet worden war, eroberte die kaiserliche Armee unter dem Thronfolger und späteren Kaiser Ferdinand III. im Juli Regensburg zurück. In der Schlacht bei Nördlingen (5. September) erlitten die schwedischen und protestantischen Truppen eine entscheidende Niederlage gegen Kaiser, Liga und spanische Truppen. Während der Feldzüge wurde dabei
Eberbach 1634 von den Bayern zurückerobert, Mauer durch die Schweden geplündert, Schatthausen niedergebrannt. Im Oktober mussten die schwedischen Truppen Weinheim wieder räumen, und Philippsburg an die Franzosen übergeben. Die Bayern unter General Johann von Werth drangen am 16. November in die Vorstadt Heidelbergs ein, erstürmten die Stadt am folgenden Tag, konnten aber das Schloss nicht bezwingen. Sie gaben die Belagerung auf, als das Gerücht französischen Eingreifens die Runde machte. Zwar standen die Bayern am 13. Dezember erneut vor Heidelberg, das jetzt aber zehn Tage Später tatsächlich durch die Franzosen entsetzt wurde.
Nachdem in (Neckar-)Bischofsheim schon die Pest aufgeflammt war, stürmten zu allem Überfluss die Kaiserlichen am 24. Dezember das Städtchen und die dortige St. Salvatorkirche, wo sie um sich schossen, auf die Kirchenbesucher mit Säbeln einschlugen, mit Lanzen einstachen und sie ausraubten. Zwei Tage später, am 26. Dezember, zog der kaiserliche Furor erneut über Neckarbischofsheim hinweg. Die Kaiserliche plünderten die 11 lang, schändeten Frauen "ohne Unterschied, auch alte, hochbetagte Weiber u. kleine, theils 10,11, 12jährige Maydlin" (Protokoll Pfarrer Pauli im Kirchenbuch).
Schwedisch-Französischer Krieg
1635
Nachdem Frankreich Spanien den Krieg erklärt hatte, rückten die Franzosen unter Herzog de la Force bis an die Bergstraße und den Neckar vor. Die Schweden begannen im Frühjahr unter Abel Moda mit Ausfällen von Heidelberg aus auf Hockenheim, Ketsch und Speyer. Die Kaiserlichen unter dem Kommando der Generäle Matthias Graf von Gallas und Octavio Piccolomini eroberten im Mai die Stadt Heidelberg, belagerten das Schloss, den Dilsberg und Mannheim. Nach dem Fall Mannheims, an dem im Anschluss die Befestigungswerke weitgehend zerstört wurden, kapitulierte am 24. Juli das Heidelberger Schloss und der Dilsberg. Die rechtsrheinische Unterpfalz befand sich fortan wieder vollständig in den Händen der Bayern.
Im gleichen Jahr kam es zu einem erneuten Ausbruch der Pest sowie der weißen und der roten Ruhr.
1636
Kaiserliche, bayerische und spanische Truppen rückten weit bis nach Frankreich vor. Die zahlreichen Schlachten in den folgenden Jahren brachten keinen militärischen Sieger hervor.
1637
Die Hungersnot in der Kurpfalz erreichte ihren höchsten Stand. Der Dekan des Stiftes Sunnisheim, Ernst von Ouhren, berichtete sogar von Kannibalismus.
1641
Im Hamburger Präliminarfrieden einigten sich der Kaiser, Schweden und Frankreich auf Münster und Osnabrück als Orte für einen umfassenden Friedenskongress. Die eigentlichen Verhandlungen begannen erst 1644/45. Es gab keinen Waffenstillstand.
1642
Lothringische Reiter verheerten Epfenbach.
1643
Hessische Truppen lagerten Anfang Juli bei St. Leon, überschritten bei Wieblingen den Neckar und marschierten nach Norden.
Im August kam es bei Zuzenhausen zu einem Zusammenstoß zwischen den Kriegsparteien, wobei die Bayern das Schloss in Brand steckten.
1644
Nach der Schlacht von Freiburg zogen die Franzosen rheinabwärts, belagerten Philippsburg, das am 19. September übergeben wurde. Der schwedische Generalmajor Reinhold von Rosen nahm im September Ladenburg und Mannheim ein. Die kurbayerische Armee unter Generalfeldmarschall Franz v. Mercy zog den Neckar herab, besetzte Ladenburg und eroberte am 17. Oktober, mit einem Handstreich Mannheim, das jetzt wieder befestigt werden sollte. Die Franzosen überquerten den Rhein, besetzten die Bergstraße von Zwingenberg bis Weinheim, sie wurden im November von den Bayern jedoch wieder vertrieben.
1645
Der französische Marschall Turenne (Henry de la Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne) drang aus Norden an der Bergstraße vor, nahm am 11. Januar Weinheim (das aber wieder von den Kaiserlichen zurückerobert wurde) ein, und schlug bei Ladenburg eine Brücke über den Neckar. Eine zweite französische Armee rückte aus dem Elsass an, setzte bei Altlussheim (der Ort wurde weitgehend verwüstet) über den Rhein, vereinigte sich vor Heidelberg mit Turenne. Dann eroberten die Truppen Neckargemünd im Sturm, am 16. Juli auch Wiesloch. Die Bayern wiederum gewannen Weinheim, Wiesloch und Neckargemünd bald wieder zurück. Das flache Land wurde aber wiederholt von den Franzosen aus Speyer, Worms und Philippsburg kommend ausgeplündert, ein Schicksal das auch Hockenheim widerfuhr, in dem am Ende des Krieges nicht einmal mehr ein Zehntel der ursprünglichen Bevölkerung vorhanden war.
Anschließend verlagerte sich das große Kriegsgeschehen ins Innere Süddeutschlands.
1647
Die bayerische Besatzung Heidelbergs machte verschiedene Ausfälle, eroberte im Oktober Schloss Horneck am Neckar.
1648
Der Westfälische Friede von Münster und Osnabrück, der am 24. Oktober nach gut zweijährigen Verhandlungen unterzeichnet wurde, beendete den schrecklichen Krieg mit einem Kompromiss. Bayern behielt die Oberpfalz und die fünfte Kur, Karl Ludwig, der Sohn des Winterkönigs, musste sich mit der Unterpfalz und einer neuen achten Kurwürde begnügen. Entgegen der sonst für das Reich festgelegten Regel, dass für die Religion des jeweiligen Landes das Jahr 1624 maßgebend sein sollte, galt für die Pfalz der konfessionelle Zustand "ante motus bohemicos" (vor den böhmischen Wirren). Mit diesem "Normaljahr" 1618 wurde wieder die reformierte Religion allein zugelassen.
Kurz vor Eintreffen der Friedensnachricht überrumpelte Ende Oktober eine bayerische Abteilung aus Mannheim und Heidelberg die Franzosen in Mosbach.
1649
Die bayerische Besatzung räumte 5. Oktober Mannheim und Heidelberg, die Franzosen blieben in Philippsburg.
Katholische Religion blieb nur in wenigen Gemeinden erlaubt. Mit dem sog. Bergsträßer Rezess von 1649 und im Vergleich von Regensburg 1653 einigten sich die Kurfürsten von der Pfalz und von Mainz, dass Dossenheim, Handschuhsheim, Seckenheim sowie Hemsbach und Laudenbach zwar wieder kurpfälzisch wurden, die Katholiken aber mit den Reformierten die Kirchen simultan nutzen durften. Ladenburg war schon länger Kondominat
Nachwirkungen
Von allen Kriegsgebieten im Reich verzeichnete die Kurpfalz den höchsten Bevölkerungsverlust. In den Städten und Dörfern waren 50 bis 75 Prozent der Bevölkerung dem Krieg zum Opfer gefallen, manche Weiler waren vollständig entvölkert. Insgesamt forderte dieser europäische Krieg fünf Millionen Menschenleben. Unter Kurfürst Karl Ludwig setzte in der Folge eine gezielte Peuplierungspolitik in der Kurpfalz ein, bei der viele Glaubensflüchtlinge aus anderen Ländern angesiedelt wurden. Dennoch erfreute sich die Rhein-Neckar-Region keines langen Friedens. Wegen Zoll- und Geleitrechten kam es von 1664 bis 1666 zum Streit zwischen Karl Ludwig und den rheinischen Hoch- und Erzstiften. 1665 wurden Mainzer Truppen aus Ladenburg vertrieben. 1666 besetzten pfälzische Soldaten speyerische Dörfer im sogenannten Wildfangstreit im Bruhrain. 1666/67 forderte eine große Pestepidemie rund 14.000 Opfer.
Der Niederländisch-Französische Krieg (seit 1672), der Orléans‘sche bzw. Pfälzische Erbfolgekrieg (seit 1689) sowie der Spanische Erbfolgekrieg (seit 1704) führten zu weiteren großen Verwüstungen und schweren wirtschaftlichen Rückschlägen und demographischen Verwerfungen, die noch lange im 18. Jahrhundert in der Region nachwirkten mit dem Frieden von Rijswijck.



