In Heidelberg wurden nur wenige Erdbeben erfasst
Laut Aufzeichnung sind im Rhein-Neckar-Raum seit dem Jahr 1900 nur wenige seismische Aktivitäten erfasst worden.

Von Carsten Blaue
Heidelberg/Freiburg. In keinem anderen Bundesland ist die seismische Aktivität so groß wie in Baden-Württemberg. Auch im Oberrheingraben werden immer wieder Erdbeben gemessen. Meistens sind sie aber sehr schwach. So droht von ihnen laut Experten keine Gefahr wie bei der Katastrophe in der Türkei und in Syrien.
Das gilt konkret auch für den Rhein-Neckar-Raum rund um Heidelberg. Das geht aus der seismologischen Beschreibung hervor, welche das Regierungspräsidium Freiburg auf Anfrage der RNZ erstellt hat. Bei der Behörde ist der Landeserdbebendienst (LED) angesiedelt.
Bekannt ist, dass die Rheinebene von Frankfurt bis Basel eine sogenannte Schwächezone innerhalb der Eurasischen Platte ist. Die Rheinebene entstand aufgrund der Dehnung der Erdkruste, wodurch die Erdoberfläche eingesunken ist. Das Innere des Rheingrabens ist in zahlreiche Schollen zerbrochen. Und entlang dieser Schollengrenzen kommt es eben immer wieder zu kleineren Erdbeben.
Dass diese mal stark ausfallen, sei laut LED sehr selten, aber nicht ausgeschlossen. Der Rhein-Neckar-Raum befindet sich quasi im Zentrum des Oberrheingrabens und Heidelberg selbst am östlichen Grabenrand.
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Hier wurden bislang nur wenige schwache Beben aufgezeichnet (die Erfassung begann im Jahr 1900). Der LED hebt an dieser Stelle ein Erdbeben vom 26. März 2005 hervor. Es ereignete sich an jenem Tag gegen 18.20 Uhr zwischen Boxberg und Waldhilsbach und hatte eine Magnitude von 2,5 (eine Stärke von 2,3 wurde für einen Erdstoß ermittelt, der sich am 2. Februar 2002 bei Adelsheim im Neckar-Odenwald-Kreis ereignet hat). Im September 2011 und im Februar 2017 bebte es auch südwestlich von Heddesheim leicht.
Das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau führt im Internet einen Erdbebenkatalog, in dem auch diese Ereignisse verzeichnet sind. Wer sich dafür interessiert, kann auf den Kartenviewer unter der Adresse maps.lgrb-bw.de zurückgreifen.
Doch ist unter dem Strich im Rhein-Neckar-Raum seismisch wesentlich weniger los als zum Beispiel bei den Nachbarn im Südhessischen – etwa nordöstlich von Biblis oder rund um Ober-Ramstadt im Odenwald, das südöstlich von Darmstadt liegt. In Ober-Ramstadt gab es 2014 das stärkste Beben der vergangenen Jahre mit einer Magnitude von 4,2. Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie erinnert zudem in einem historischen Rückblick an das Jahr 1871, als in Lorsch die Erde spürbar stark bebte (www.hlnug.de/themen/geologie/erdbeben/).
Die hessischen Kollegen des LED differenzieren übrigens zwischen verschiedenen Zeiträumen für die Erfassung von Erdbeben in ihrem seismischen Katalog. Für die Jahrhunderte zwischen 800 und 1700 musste sich die Erdbebenforschung auf schriftliche Chroniken stützen, danach und bis etwa 1950 wurde die Erhebung von Daten immer differenzierter, bis schließlich das sogenannte analog-instrumentelle Zeitalter anbrach. Ab 1976 hielt die digitale Messung Einzug.
Doch zurück in den Rhein-Neckar-Raum. Heute gibt es zwei permanente Messstationen für Starkbeben – eine in der Heidelberger Weststadt, eine in den Mannheimer Quadraten. Genauer wollte es der LED auf Rückfrage nicht sagen: "Sonst suchen noch welche danach", hieß es in Freiburg. Die Messstellen liefern für die Experten gute erste Daten für die maximale Bodenbeschleunigung durch Erdstöße. Die Stationen stehen zudem bewusst in dicht besiedelten Bereichen, um im Falle eines Falles schnell die Größe der Auswirkungen abschätzen zu können – also ab wann es Schäden gibt.