Zeitler bittet bei Amtseinführung um Nachsicht
Der neue Oberbürgermeister der Stadt Hockenheim, Marcus Zeitler, wurde in sein Amt eingeführt

Stadtrat Markus Fuchs (l.) gratulierte Oberbürgermeister Marcus Zeitler nach dessen Amtseinführung, bei der die Stadthalle sehr gut besucht war. Fotos: Lenhardt
Von Stefan Kern
Hockenheim. Die Amtseinführung eines Oberbürgermeisters ist in Hockenheim ein eher seltenes Ereignis. In der Rennstadt fand dieses Zeremoniell seit Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 bis dato erst vier Mal statt. Mit Marcus Zeitler trat nach Franz Hund (1945 bis 1948), Kurt Buchter (1958 bis 1978), Gustav Schrank (1978 bis 2004) und Dieter Gummer (2004 bis 2019) nun erst der fünfte Oberbürgermeister seinen Dienst an.
Im Schnitt, rechnete Stadtrat Markus Fuchs (CDU) vor, werde das höchste Amt der Stadt nur alle 19 Jahre neu besetzt, was auf eine hohe kommunalpolitische Kontinuität schließen lasse. Und wohl auch ein Stück weit den Erfolg der Stadt ausmache, merkte er noch an.
Nachdem der Fanfarenzug die Vereidigung des neuen Oberbürgermeisters lautstark verkündet hatte, übernahm es Bürgermeister Thomas Jakob-Lichtenberg, die zahlreichen Vertreter von Verfassungsgericht, Bundes- und Landtag sowie Kollegen und Stadträte zu begrüßen. Über 500 Bürger waren gekommen - für Jakob-Lichtenberg ein gutes Zeichen, und zwar für Hockenheim als auch die Demokratie. Anschließend erfüllte die Stadtkapelle mit dem Hauptthema des letzten Satzes aus Beethovens neunter Sinfonie, bekannt auch als Europa-Hymne, den ersten musikalischen Wunsch des neuen Chefs an der Stadtspitze. Ein schöner Musikteppich für die folgende Vereidigung Zeitlers samt Übergabe der Amtskette durch Markus Fuchs. Gleich zu Beginn erklärte der Stadtrat, dass er die Frage, wer Zeitler sei, nicht beantworten könne. Ab jetzt könne sich ja jeder selbst ein Bild vom neuen Stadtoberhaupt machen. Zuversichtlich zeigte sich Fuchs, dass er die Stadt nach vorne bringen werde. Dass es dabei immer wieder zu Schwierigkeiten und Misstönen kommen könne, liege in der Natur der Sache.
Fuchs verglich die Rennstadt mit einem Schiff, auf dem der Kapitän je nach Gegebenheit verschiedene Rollen zu spielen habe. Bei schönen Wetter sollte er den Gästen zuhören und der Mannschaft vertrauen. Bei schlechtem Wetter gehöre der Kapitän dagegen auf die Brücke, um klar die Richtung vorgeben. Ganz ähnlich bewertete Fuchs die Aufgabe eines Oberbürgermeisters. Das führe zwangsläufig zu einem Spagat, der nicht bei allen Bürgern stets auf Zustimmung stoßen könne. Das Entscheidende sei neben einer klaren Ansage auch das Zuhören und das sich Einlassen auf Kompromisse. Eine nicht immer leichte Aufgabe. Doch Fuchs zeigte sich überzeugt, dass Zeitler, der ein bekennender Fan von Werder Bremen sei, diesen Spagat meistern werde.
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Nach Vereidigung und Übergabe der Amtskette übernahmen Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder, Landrat Stefan Dallinger und der Bürgermeister von Neulußheim, Gunther Hoffmann, das Zepter auf der Bühne. Dabei betonten alle Rednern die elementare Bedeutung der Kommunalpolitik für die Demokratie. Für Felder beginne Politik genau hier. Hier würden die Brücken gebaut, die die Menschen zusammenführen. Sie sei überzeugt davon, dass Zeitler seinen Weg finden werde.
Eine Einschätzung, die Dallinger teilte. Demokratische Politik gelinge nur, wenn am Ende alle an einem Strang zögen. Und Zeitler habe schon im Kreistag bewiesen, dass er hier einige Qualitäten besitze. Und auch der Bürgermeisterkollege aus der Verwaltungsgemeinschaft, Gunther Hoffmann, zeigte sich in Sachen Zusammenarbeit zuversichtlich. "Von einer erfolgreichen Kooperation profitieren am Ende alle Beteiligten."
Zeitler war sichtlich bewegt und betonte, dass er sich der Schwierigkeit des Amtes durchaus bewusst sei. Schließlich müsse ein Oberbürgermeister laut der Zeitschrift "Tempo" Patriarch, Teddybär und Türsteher sein. Was in einer Person wohl nur schwer vereinbar sei. Anschließend versicherte er, dass er dem Bürger stets neutral begegnen und sich der Stadt gegenüber stets loyal verhalten werde.
"Ich werde jeden Tag versuchen, ein guter und fairer Oberbürgermeister zu sein", betonte der Politiker. Über allem stehe das Wohl der Stadt und ihrer Menschen. Und angesichts der kleineren Turbulenzen der vergangenen Tage bat er um Nachsicht. Das Unverständnis werde in Entscheidungen münden, hinter denen am Ende alle stehen könnten. Dabei gebe es nichts, worüber mit ihm nicht diskutiert werden könnte. Wichtig war ihm zum Schluss die Anmerkung: "Nicht alles, was neu ist, ist schlecht".



