Die Autofahrer brauchen starke Nerven
Pläne zu Sanierung und Umbau vorgestellt

Von Harald Berlinghof
Mühlhausen/Ludwigshafen. Durchgehende Risse, verrostete Stahlarmierungen und Beton, der beim Abstrahlen zerbröselt, weil salzhaltiges Tauwasser in Ritzen eingedrungen ist und ihn zerfressen hat - die Hochstraße Süd in Ludwigshafen ist in einem desolaten Zustand. Björn Berlenbach, Projektleiter in der Ludwigshafener Stadtverwaltung, und sein Team haben akute Sicherheitsprobleme ausgemacht. Eigentlich ist der Mann zuständig für den geplanten Abriss und Umbau der Hochstraße Nord. Ein Megaprojekt.
Bei dieser Trasse reichen die Konstruktionsdefizite bis in die 70er-Jahre zurück - es muss schnell gehandelt werden. "Man konnte sich damals die heutige Belastung der Straße gar nicht vorstellen", sagte Berlenbach den Mitgliedern des in Mühlhausen-Tairnbach tagenden Planungsausschusses des Verbandes Metropolregion Rhein-Neckar (VRRN). Tatsächlich rollten heute rund 50 Prozent mehr Fahrzeuge über die Hochstraßen als 1970. Als erste Sofortmaßnahme ist für die Hochstraße Süd ein Lkw-Verbot beschlossen worden. Auf der Nordtrasse gibt es bereits seit 2010 Einschränkungen beim Schwerlastverkehr. "Aber die Reduzierung des Verkehrs ist auf Dauer nicht zielführend", betonte Berlenbach.
Beide Hochstraßen laufen über die Rheinbrücken auf Mannheim zu. Die Arbeiten am südlichen Teil sollen Mitte/Herbst 2020 beginnen und nach etwa zwei Jahren abgeschlossen sein. An der Hochstraße Nord können die Bagger dagegen frühestens Ende 2020 anrollen. Der Teilabriss des Rathaus-Centers beginnt voraussichtlich Ende 2021. Ab 2024 wird dann mit erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen gerechnet.
Fünf Jahre später sollen die Maßnahmen abgeschlossen und eine ebenerdige Trasse entstanden sein. Für den Höhepunkt der Bauarbeiten bei der Hochstraße Nord wird mit einer Staulänge von vier Kilometern gerechnet. Das Problem: Der Pendlerverkehr kann nicht auf andere Rheinbrücken verlagert werden, weil diese bereits ausgelastet sind. Berlenbach stellte ausführlich dar, wann und wie die Hochstraßen saniert werden sollen, wer davon betroffen ist und wie die Belastungen begrenzt werden können.
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Klar wurde dabei, dass auf die Pendler und Autofahrer einiges zukommt und sie starke Nerven brauchen werden. Und ein weiterer Blick in die Zukunft zeigte, dass es nicht besser wird. Nach den Hochstraßen Nord und Süd ist ab 2030 die sogenannte Weiße Hochstraße an der Reihe, die zur Südtrasse gehört.
Damit nicht genug: In den nächsten 25 Jahren müssen alle drei Rheinbrücken, die Mannheim mit Ludwigshafen verbinden, grundlegend auf Vordermann gebracht werden. 120.000 Fahrzeuge passieren täglich die beiden Hochstraßen. Darunter sind sehr viele Lastwagen, die die Abschnitte besonders belasten. Allerdings lassen sich die Warenströme aus der Pfalz in Richtung Mannheimer Hafen, Rangierbahnhof und darüber hinaus in die östliche Metropolregion nur schwer umleiten.
Also gilt das Augenmerk zunächst den Pendlern. Die S-Bahn hat ihre Kapazität bereits ausgedehnt, und auch deren Anbindung an das BASF-Gelände trägt zur Entlastung der Straßen bei. Geplant sind laut Berlenbach zusätzliche Park-and-Ride-Parkplätze und Fahrradabstellplätze an den S-Bahn-Stationen. Die Stadt Ludwigshafen setzt sich zudem für eine S-Bahn-Anbindung von Bad Dürkheim ein. Ein Gutachten habe ergeben, so Berlenbach, dass damit 20 Prozent der Pendler auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen könnten. Der Planungsausschuss-Vorsitzende Christian Specht wartete mit einer weiteren Idee auf: Die Lkw-Maut könnte so gestaltet werden, dass der Weg durch die Städte zwischen dem Frankenthaler und dem Walldorfer Kreuz nicht mehr der billigste ist.