Hochstraße Nord in Ludwigshafen

Reparaturen der Ausweichstrecke haben Vorrang

Abriss der Hochstraße Nord und Neubau einer ebenerdigen Trasse verzögern sich erneut - Kosten des Megaprojekts laufen aus dem Ruder

14.05.2018 UPDATE: 15.05.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

Frühestens 2023 wird die Hochstraße Nord abgerissen. Zunächst muss allerdings die Ausweichstrecke auf der Südtrasse in Schuss gebracht werden. Dort waren erhebliche Schäden an der Statik entdeckt worden. Foto: Kay Sommer

Von Alexander Albrecht

Ludwigshafen. Die Bauzeiten sind nur grob schätzbar, die Kosten explodieren, der Frust bei den Ludwigshafenern sitzt tief: Die Sanierung der beiden Hochstraßen - sie verbinden die Pfalz über die A 650 und den Rhein mit Baden - droht ein Fass ohne Boden zu werden. Eigentlich sollte im nächsten Jahr der Startschuss für die zweijährigen Vorarbeiten zum Abriss der maroden Nordtrasse fallen. Doch nun geht es erst zwei Jahre später los. Entsprechend verschiebt sich der Abriss - Stand heute - auf 2023.

Die Hochstraße Süd als Ausweichstrecke muss erst noch repariert werden, und zwar viel aufwendiger als angenommen. Die Trasse führt über die Konrad-Adenauer-Brücke zur Autobahn. Ein 500 Meter langer Abschnitt dieser bundesweit einzigartigen Konstruktion wird aufgrund der Form ihrer Stützen als "Pilzhochstraße" bezeichnet. Bei einer Reihe dieser Stützen sind Risse und Löcher entdeckt worden. Zudem sind die Übergänge zwischen einzelnen Straßenteilen verrostet und die Abdichtungen der zehn Einzelbauwerke defekt, sodass Wasser und Streusalz eindringen.

Die Schäden sind nach Angaben der Stadt Ludwigshafen so eklatant, dass die ursprünglich dafür kalkulierten 25 Millionen Euro nicht ausreichen. Realistische Kostenschätzungen sollen erst im Herbst vorliegen. Geplant ist, dass ab Mitte 2020 "in Rekordzeit" eine Brücke unter der alten gebaut wird. Der große Vorteil davon sei, so der von der Stadt beauftragte Ingenieur, Heinz-Josef Vieth, dass die Hochstraße befahrbar bleibt, während darunter die Arbeiten für das stützende Bauwerk laufen.

Die Frage ist, warum die Statikprobleme erst jetzt bekannt geworden sind. Baudezernent Klaus Dillinger (CDU) sagte bei einem Bürgerforum, die Hochstraßen würden regelmäßig kontrolliert. Die Probleme hätten sich aber erst im Sommer vergangenen Jahres offenbart, als die wegen des Abrisses der Hochstraße Nord geplante Sanierung der "Pilzhochstraße" als Ausweichstrecke auserkoren wurde. Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) sprach bei der Veranstaltung von "altersbedingtem Verschleiß", verwies auf die gestiegene Verkehrsbelastung und sich verändernde statische Anforderungen.

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Die Hochstraße Nord soll nach dem Abriss durch eine ebenerdige Trasse ersetzt werden. Ein Megaprojekt, das acht Jahre Bauzeit und nach gegenwärtigem Stand 310 Millionen Euro verschlingen wird. Die Kosten teilen sich der Bund (60 Prozent), das Land Rheinland-Pfalz (25) und die Stadt (15) auf. Dieses Verhältnis soll nach dem Wunsch von Finanzdezernent Dieter Feid (SPD) auch auf die Hochstraße Süd übertragen werden. Denn tatsächlich zählen beide Strecken zu den wichtigsten Verkehrsachsen in der Metropolregion Rhein-Neckar. Über die Südtrasse rollen täglich knapp 60.000 Fahrzeuge, rund 44.000 sind es auf der nördlichen.

Einzelhändler und ihre Interessenvertreter können der Verschiebung der Arbeiten auch etwas Positives abgewinnen. So spricht Lutz Pauels von der Werbegemeinschaft Mannheim von einer "angenehmen Pause". Die Händler würden sich freuen, wenn nach dem Umbau der Planken im Frühjahr 2019 etwas Ruhe einkehrt. Dagegen machen sich bei den Spediteuren in der Region Sorgen breit. Schon jetzt dürften die Lkw aufgrund mehrerer Restriktionen für das Nadelöhr lediglich über die Hochstraße Nord in Richtung Mannheim fahren, in die Pfalz nur über die Südtrasse. Die Unternehmer fordern schon lange, dass die Baustellen in der Kurpfalz besser aufeinander abgestimmt werden. Und langfristig käme man an einer dritten Rheinquerung wohl ohnehin nicht vorbei.

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