Heißhunger auf Schokocreme

In Ladenburg treibt sich der "Nutella-Bär" herum

Tier fühlt sich im Wohngebiet pudelwohl - Und macht sich über die Reste in den Gläsern her

16.05.2019 UPDATE: 17.05.2019 06:01 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden

Gibt es irgendwo Nutella? Der Ladenburger Waschbär schaut neugierig ums Eck. Foto: Sturm

Von Axel Sturm

Ladenburg. In der Ladenburger Weststadt treibt sich ein putziges Wildtier herum. Die Bewohnerin eines Einfamilienhauses in der Daimlerstraße staunte dieser Tage nicht schlecht, als sie in der Speisekammer, die sich in einem Nebengebäude befindet, von einem Waschbär empfangen wurde. Der fauchte die Hausherrin zwar bedrohlich an, als Swantje Kämmerer die Tür öffnete - aber sie fand den Waschbären dennoch ganz niedlich.

Schon Tage zuvor hatte sie sich gewundert, weil neben der Altglaskiste eines morgens ein blitzblankes Glas Nutella lag. So sauber hatte sie das Behältnis definitiv nicht entsorgt. Die Schokocreme hatte den Waschbären offensichtlich angelockt - und er hatte sich über die Nutelle-Reste hergemacht. Wenige Tage später beobachtete Swantje Kämmerer, wie das Pelztier gemütlich durch die Halle des Nebengebäudes spazierte.

Ihr war sofort klar, dass er es auf die Vorräte abgesehen hatte. Die beiden Kinder der Kämmerers, Malen und Tom, finden es jedenfalls "richtig cool", dass der Waschbär sich bei ihrer Familie wohlfühlt. Er wurde auch gleich getauft. "Nutella-Bär" heißt der Nager jetzt, dessen Existenz auch dem BUND-Mitglied Alexander Spangenberg bekannt ist.

Erst vor wenigen Wochen hatte der Tierschützer einen Anruf von einem Nachbarn erhalten, dessen Haus rund 300 Meter vom Anwesen der Kämmerers entfernt steht. Auch er hatte schon öfters Besuch vom "Nutella-Bär" erhalten. Spangenberg berichtete, dass Waschbären auf Ladenburger Gemarkung schon mehrfach gesichtet wurden. Das Tier sei ein sogenanntes Neozoon, also eine Tierart, die in Europa nicht heimisch ist. Menschen hatten dafür gesorgt, dass sich der Exot auch in Deutschland verbreiten konnte.

1934 wurden einige Waschbären am hessischen Edersee ausgesetzt. Vor allem in den letzten 20 Jahren habe die Anzahl der Waschbären enorm zugenommen, berichtete Spangenberg. Experten schätzen, dass es mittlerweile um die 500.000 Tiere hierzulande gibt. Alle acht bis zehn Jahre würde sich die Anzahl verdoppeln. Besonders viele Kleinbären leben in Brandenburg und in Hessen. In Berlin gibt es sogar eine Waschbären-Plage. Aber auch in der Metropolregion Rhein-Neckar werden immer mehr Tiere gesichtet.

Der Ladenburger Jagdpächter Andreas Huben kennt die Problematik. "Wir haben in den letzten Jahren schon einige der Tiere geschossen", sagte der Jäger auf Anfrage der RNZ. "Sie richten nämlich große Schäden an", meinte der Jagdpächter. Waschbären machen sich in der Dämmerung auf die Suche nach Nahrung. Immer öfters besuchen die Tiere, die eigentlich im Wald oder in verlassenen Fuchsbauten hausen, die Wohngebiete.

Huben gefällt natürlich nicht, dass Waschbären das Niederwild auf den Feldern reduzieren. Eier von Fasanen fressen sie die rund acht Kilogramm schweren Kleinbären ebenso wie Vogeleier. Auch Lurche und Frösche sind Leckerbissen für die Bären, die auch gerne große Mengen von Insekten verspeisen. Der anpassungsfähige Neubürger polarisiert: Während die einen ihn am liebsten ausrotten wollen, plädieren andere für eine friedliche Koexistenz.

Ort des Geschehens

Der Nutella-Bär aus der Daimlerstraße hat derweil nichts zu befürchten. "Wir arrangieren uns - aber wir haben nichts dagegen, wenn er irgendwann wieder weiterziehen würde", meint Swantje Kämmerer. Ihre Kinder sind da ganz anderer Meinung: "Er kann ruhig bei uns bleiben", meint Tom, der mittlerweile zu einem großen Waschbären-Fan geworden ist.

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