Räte haben die Sozialquote im Blick
Politiker befürchten Spekulanten bei dem offenem Bieterverfahren – Der Abriss von Bestandsgebäuden beginnt

Stadt und Bima handeln aktuell den städtebaulichen Vertrag für die Hammonds Barracks in Seckenheim aus. Foto: Gerold
Von Heike Warlich-Zink
Mannheim. Bei der öffentlichen Bezirksbeiratssitzung Seckenheim informierte Adrian Fohr vom Fachbereich Stadtplanung, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und die Stadt aktuell den städtebaulichen Vertrag für die Hammonds Barracks im Stadtteil Seckenheim aushandeln. Die Stadt wolle darin möglichst viel des 12-Punkte-Programms zur Schaffung von preiswertem Wohnraum einfließen lassen, erklärte der Stadtplaner. Das Problem dabei: Die Leitlinien zur konkreten Umsetzung der Sozialquote sollen erst am 3. Mai zur Beschlussfassung im Gemeinderat vorgelegt werden.
Nachdem die Gebäude auf den Hammonds Barracks in Seckenheim als Erstaufnahme für Geflüchtete dienten, wurden die Planungen für die 9,2 Hektar große Konversionsfläche, die zukünftig als Stadtquartier mit Schwerpunkt Wohnen entwickelt werden soll, Ende 2015 auf Eis gelegt. Nach Freigabe der Liegenschaft durch das Land Baden-Württemberg im April 2017 hat die Bima die Planungen unter Einbeziehung der benachbarten ehemaligen Loretto-Bundeswehrkaserne wieder forciert. Die Bima will die Grundstücke direkt vermarkten. Allerdings liegt die Planungshoheit bei der Stadt Mannheim.
Dabei war den örtlichen Bezirksbeiräten die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum immer ein Anliegen. Die Ankündigung von Bima-Projektmanagerin Martina Block, dass die Grundstücke im offenen Bieterverfahren an private Bauherren und gewerbliche Bauträger vermarktet werden sollen, stieß auf Skepsis. So befürchten die Bezirksbeiräte, dass bei Verkauf an den Meistbietenden junge Familien benachteiligt werden und zudem Grundstücksspekulanten auf den Plan gerufen werden könnten. Das von der Bima angestrebte Verfahren sei außerdem nur schwer mit der Sozialquote unter einen Hut zu bringen.
Im Gebiet Hammonds/Loretto sind etwa 350 Wohnungen für unterschiedliche Wohnformen geplant. Im Süden des Quartiers sollen rund 80 freistehende Einfamilienhäuser und Reihenhäuser gebaut werden. Im Norden sind Mehrfamilienhäuser vorgesehen. Noch in diesem Jahr soll mit dem Abriss von Bestandsgebäuden begonnen werden. 2019 will die Bima Straßen und ein Erschließungssystem errichten.
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Vom offenen Bieterverfahren ausgenommen ist das Grundstück am Badener Platz, das für einen Lebensmittelmarkt mit 12.000 Quadratmeter Verkaufsfläche vorgesehen ist. In diesem Fall entscheiden Stadt und Bima gemeinsam anhand der von den Interessenten vorgelegten Entwürfe. Adrian Fohr bestätigte, dass die Bima ein weiteres Areal als Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen und der Stadt zum Verkauf angeboten habe. Es handelt sich um das ehemalige Offiziersgebäude, in dem bis vor wenigen Wochen unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht waren. Mittlerweile steht es leer, doch aus dem Stadtteil ist bereits in der Vergangenheit Bedarf angemeldet worden, die Immobilie künftig für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen sowie für Vereinszwecke zu nutzen.