Subunternehmer soll Sicherheitskräfte nicht bezahlt haben (Update)
Zoll leitet Verfahren wegen Schwarzarbeit ein.

Von Alexander Albrecht
Hockenheim. Kurz nach der erfolgreichen Premiere auf dem Hockenheimring und unmittelbar vor dem Verkauf von "Blindes-Huhn-Tickets" für die zweite Auflage im nächsten Jahr fällt ein Schatten auf das "Glücksgefühle"-Festival. Wie das Hauptzollamt Karlsruhe am Dienstag mitteilte, hatten Beamte seiner Abteilung "Finanzkontrolle Schwarzarbeit" und des Mannheimer Polizeipräsidiums am Freitag gemeinsam stichprobenweise die Papiere von knapp 280 Mitarbeitenden privater Ordnungs- und Sicherheitsdienste überprüft. Die vorläufige Bilanz: drei Strafverfahren, die nun der Staatsanwaltschaft vorgelegt werden, und 34 Ordnungswidrigkeiten.
Doch damit nicht genug: Noch währen der Kontrolle hätten mehrere Beschäftigte einer Sicherheitsfirma gegenüber der Bereitschaftspolizei erklärt, Anzeige gegen das Unternehmen wegen diverser Verstöße erstatten zu wollen, sagte eine Behördensprecherin. Daraufhin seien die Zollvertreter eingeschaltet worden. Eine erste Überprüfung am Hockenheimring habe ergeben, dass die Mitarbeiter tatsächlich nicht bei der Sozialversicherung angemeldet waren und teilweise schon seit mindestens zwei Monaten keinen Lohn erhalten hatten. Die Ermittlungen dazu dauerten an. Die RNZ stellte auch eine schriftliche Anfrage an den Festivalveranstalter, woraufhin sich Mitorganisator Markus Krampe telefonisch meldete.
"Wir sind selbst sauer", sagte er, "das sind ja die ärmsten Leute, die ganz unten, am Ende der Kette stehen". Laut Krampe waren für die "Glücksgefühle" zwei Sicherheitsfirmen beauftragt worden. "Mit der einen arbeite ich schon sehr lange zusammen. Die hat ihren Sitz im Ruhrpott und war mit 100 Mitarbeitern vor Ort", erklärte Krampe. Diese Personalstärke reichte aber bei Weitem nicht aus, um bei der Großveranstaltung mit rund 130 000 Besuchern für Ordnung zu sorgen. Das zweite Unternehmen aus dem Rhein-Main-Gebiet schickte mehr als das Vierfache an Securitykräften nach Hockenheim.
Weil diese Firma aber nicht selbst so viele Mitarbeitende hat, habe es Subunternehmer eingeschaltet. Und darunter müsse offenbar ein "Schwarzes Schaf" gewesen sein. "Eine Riesensauerei" sei das, schimpfte Krampe, zumal die Ermittlungen des Zolls auch auf ihn als Mitveranstalter zurückfalle. "Dabei haben wir die vereinbarten festen Stundensätze an die Firmen gezahlt, und auch unsere eigenen Leute haben pünktlich ihr Geld bekommen." Von dem hessischen Unternehmen habe er vollständige Aufklärung gefordert, so Krampe.
Derweil steht jetzt auch der Termin für das zweite "Glücksgefühle"-Festival auf dem Hockenheimring fest: Es steigt wieder an vier Tagen, vom 12. bis 15. September 2024. Ab diesem Mittwoch werden auf der Seite https://gluecksgefuehle-festival.de/ sogenannte Blindes-Huhn-Tickets verkauft. Die sind etwas günstiger als im regulären Vorverkauf. Dafür weiß die Kartenbesitzerin oder der Kartenbesitzer nicht, wer im nächsten Jahr auftritt. Krampe verkündete im Gespräch mit der RNZ aber schon mal, dass er bereits in Gesprächen mit "sehr interessanten Künstlern" sei.