Geothermie-Projekt

MVV und EnBW dürfen nach Erdwärme suchen, aber nicht fördern

Zuschlag für Bohrung nach Erdwärme – noch keine Fördergenehmigung – Konkurrent kann noch klagen

07.08.2020 UPDATE: 08.08.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 46 Sekunden
In Brühl sollte schon mal nach Geothermie gebohrt werden. Für Bürgermeister Ralf Göck ist das jetzt aber kein Thema mehr. Foto: len

Von Harald Berlinghof

Freiburg/Mannheim/Brühl. "In Brühl steht das Thema Geothermie für die nächste Zeit sicher nicht auf der Tagesordnung", legt sich der Brühler Bürgermeister Ralf Göck am Freitag gegenüber der RNZ fest. Trotz der Nachricht, dass das zuständige Regierungspräsidium in Freiburg (RP) durch sein Landesamt für Bergbau eine Entscheidung bezüglich der Suche nach Erdwärme zugunsten des Energieversorgers MVV und dessen Partner EnBW getroffen hat, ist Göck überzeugt: Seine Gemeinde kommt nicht als Standort infrage. Der Konkurrenzantrag der Deutschen Erdwärme GmbH war in Freiburg abgelehnt worden.

Die Vergabeentscheidung zur Aufsuchung von Erdwärme sei zwar gefallen, so erläutert man in der Pressestelle des RP Freiburg, aber es gebe bisher keine Rechtskraft dieser Entscheidung. Vielmehr habe die Deutsche Erdwärme GmbH bis Ende August Zeit, gegen die Entscheidung zu klagen. Beide Antragsteller hatten sich für weitgehend identische Erlaubnisfelder, allerdings unterschiedlich bezeichnet als "Kurpfalz" und "Hardt", beworben.

Ohne eine Klage des unterlegenen Konkurrenten könnte die bergrechtliche Erlaubnis, den Untergrund auf Geothermie zu untersuchen und Standorte für Bohrungen zu bestimmen, bis zum Jahresende positiv beschieden werden. Aber erst nach einer Anhörung der Träger öffentlicher Belange könnte eine Fördergenehmigung beantragt werden. "Wir freuen uns, dass wir zum Zuge gekommen sind, aber jetzt muss man den weiteren Verlauf des Verfahrens abwarten", meint ein Pressesprecher der MVV.

"Die Vergabeentscheidung umfasst ein großes Erlaubnisfeld, das neben Brühl auch Schwetzingen, Hockenheim, Ketsch und Mannheim-Neckarau umfasst", so der Brühler Bürgermeister. Er glaubt, dass die MVV und EnBW – beide sind Miteigner des Mannheimer Großkraftwerks (GKM) – aus wirtschaftlichen Gründen zunächst die Priorität auf eigene Grundstücke legen werden. Dafür infrage kommen könnten auch Flächen in Mannheim-Neckarau, wo das GKM angesiedelt ist. Oder im Bereich der Hardt. Am Wasserwerk Schwetzinger Hardt ist die MVV über den Zweckverband ebenfalls beteiligt.

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Ein anderer Grund dafür, dass Brühl nach Ansicht von Ralf Göck kaum als Standort infrage kommt, ist der enorme Widerstand aus der Bevölkerung gegen das bisherige Geothermie-Projekt, das dort bereits vor Jahren geplant war. "Ein potenzieller Betreiber einer Erdwärmeförderung müsste auch mit uns als Gemeinde verhandeln und einen Vertrag abschließen. Da sehe ich nicht, dass unser Gemeinderat dem so einfach zustimmen könnte", so Göck.

Die Geothermie in Brühl hat eine lange Vorgeschichte. Erste Untersuchungen liefen bereits 2004. Der Betreiber Geoenergy hatte schließlich 2015 Insolvenz angemeldet, aber schon Jahre davor hatte es in Brühl und Umgebung kontroverse Diskussionen gegeben. Eine Bürgerinitiative kämpft seit Jahren gegen das Projekt. Staufen im Breisgau, wo sich die Erde hob und Häuser schwer beschädigt wurden, oder auch Landau in der Pfalz, wo Erdstöße den Menschen Angst machten, lieferten Negativbeispiele. Andererseits sitzt die Menschheit auf einer Energiequelle unvorstellbaren Ausmaßes – die noch dazu klimaneutral ist.

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