Narren mokierten sich über Brückensanierung (plus Fotogalerie)
65. Kurpfälzer Fastnachtsumzug in der Schwetzinger Innenstadt - Manche Gruppen machten dabei ihrem Ärger über die Politik Luft

Der Regen hielt die Narren nicht davon ab, am Faschingsdienstag in Schwetzingen noch einmal ordentlich zu feiern. Foto: Kreutzer
Von Anna Manceron
Schwetzingen. Ungeduldig tritt das grüne Krokodil von einem Fuß auf den anderen. "Wann geht’s denn endlich los?", fragt der zwölfjährige Tim und dreht sich um zu dem Wolf, der hinter ihm steht. Unter dem grauen Plüschfell lugen die Augen seiner Mutter hervor. Die beiden sind aus Mannheim gekommen, um sich den 65. Kurpfälzer Fastnachtszug anzuschauen. "Als erstes gehen wir immer auf den Mannheimer Umzug", erzählt Sandra Bender. "Und jedes zweite Jahr fahren wir dann noch nach Schwetzingen oder Brühl." Das Beste am närrischen Treiben sei die Musik, sagt die 46-Jährige. "Und das Popcorn!", ruft Tim.
Eine Stunde vor der geplanten Abfahrt des Narrenzugs sind die Straßen in der Schwetzinger Innenstadt noch verhältnismäßig leer. Nur vereinzelt laufen ein paar Kostümierte vom Bahnhof zum Schlossplatz. Schuld daran sind vermutlich die dicken Tropfen, die vom Himmel fallen. Vor der Arbeiterwohlfahrt in der Hebelstraße trotzen ein paar Hartgesottene dem Regen. "Wir kommen jedes Jahr hierher", erzählen Karin und Markus Schmidt aus Plankstadt, die mit ihrer fünfjährigen Tochter da sind. Wie lange sie heute wohl ausharren werden? Für Markus Schmidt gibt es darauf nur eine angemessene Antwort: "Bis zum Schluss, so wie sich das gehört."
In der Zwischenzeit tummeln sich am Straßenrand immer mehr Besucher. Insgesamt werden es am Ende laut Polizei 20.000 sein. Besonders beliebt sind in diesem Jahr Plüschtiere in allen Formen und Farben: Hühner, Rentiere, Zebras, Giraffen, ja sogar hellblaue Einhörner wuseln auf dem Schlossplatz umher.
Tim und seine Mutter warten an der Ecke Kronenstraße/Hebelstraße. Als um 15.01 Uhr drei Kanonenschüsse ertönen, hat der Regen nachgelassen. Und dann biegt zwei Minuten später endlich der Zug um die Ecke. Als der erste Bonbonregen auf die Zuschauer niederprasselt, hält Tim nichts mehr an seinem Platz. Flink springt er auf die Straße, streckt seine Hände aus und greift nach den bunten Bonbons, Lutschern und Chipstüten. Mit seiner Ausbeute ist er am Ende mehr als zufrieden: Einen ganzen Stoffbeutel voll mit Süßigkeiten hat er gesammelt - die Hälfte davon ist Popcorn.
Bei ihren Motivwägen und Kostümen haben sich die Kurpfälzer nicht lumpen lassen. Für manche ist der Umzug nicht nur eine gute Gelegenheit, um sich kreativ auszutoben. Sie wollen auch dem eigenen Ärger Luft machen. Zum Beispiel über das Verkehrschaos rund um die Salierbrücke, die derzeit wegen einer Sanierung gesperrt ist. "Die Rheinbrücke tut’s nicht mehr, drum gondeln wir jetzt hin und her", hat die Gruppe Abi ’92 auf ihren Wagen - eine venezianische Gondel - geschrieben.
Zusammen mit der Ankündigung "Brücke gesperrt bis 2055". Die Mitglieder selbst treten als Gondoliere mit Hut und Zwirbelbart auf. Das schönste Kostüm kann man bei der Altlossema Bagaasch bewundern. Aus Protest gegen die Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll hat der Verein eine fahrende Unterwasserwelt gebastelt. Dahinter laufen Regenbogenfische mit schillernden Schuppen in türkis, blau und rot. "Die Kostüme haben wir selbst geschneidert", erzählt ein Teilnehmer: "Sechs Monate lang, von September bis Februar." Weil ihr Rosenmontagsumzug abgesagt wurde, mussten die Altlußheimer darauf verzichten, ihre Kostüme im eigenen Ort zu präsentieren.
Den Schwetzinger Narren-Kollegen ist das erspart geblieben. "Es muss schon gravierende Gründe geben, um so einen Zug abzusagen", erklärt Petros Maloussidis von der Schwetzinger Carneval-Gesellschaft (SCG). Schließlich hätten sich die Teilnehmer monatelang vorbereitet. Ab Sturmstärke Acht habe man allerdings keine Wahl mehr und müsse den Umzug abblasen, sagt Maloussidis. "Aber von dem bisschen Regen lässt sich heute keiner abschrecken."


























































