Christoph Rothe behält die Orientierung im Datenlabyrinth
Mannheimer Volkswirtschaftsprofessor Christoph Rothe ist der "beste junge Forscher Deutschlands"

Von Manfred Ofer
Mannheim. Was ist Glück? Christoph Rothe ist einer, der seine Antwort auf diese Frage gefunden hat. Und die hat ganz viel mit der Vereinbarkeit von Job und Familie zu tun, wie der dreifache Familienvater und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Uni Mannheim weiß. Erst kürzlich wurde der Akademiker von einem renommierten Wirtschaftsmagazin zum "besten jungen Forscher Deutschlands" erklärt.
Wenn man das Büro von Christoph Rothe betritt, fällt ein erster Blick unweigerlich auf eine Formel, die an einer Tafel geschrieben steht. "Das ist alles, nur keine hohe Mathematik", bemerkt er und winkt lachend ab. Alles andere als trivial ist die Forschung, die er an der Fakultät für Volkswirtschaftslehre der Universität in Mannheim betreibt. Von Haus aus Statistiker, befasst sich der junge Wissenschaftler mit komplexen Methoden zur Datenanalyse.
Das können zum Beispiel Daten der öffentlichen Verwaltung sein. In einer zunehmend digitalisierten Welt rücken aber auch Internetplattformen, die jeder kennt, in den Fokus. Die sozialen Medien seien ein spannendes Thema, sagt der 38-Jährige, der mit seinen Kollegen der Frage nachgeht, was und wie man aus solchen Daten lernen kann. Ein ganz aktuelles Thema, weshalb sich auch der ethische Aspekt aufdrängt. "In meinem Tätigkeitsfeld ist das weniger der Fall, da ich mich mehr mit den Methoden als mit der Anwendung befasse", stellt Rothe nach kurzer Überlegung fest. Die Frage sei aber valide, wie er meint, und verweist auf die Rolle der Methodenforschung, die an seinem Standort auch betrieben wird: "Da geht es darum, wie sich sensible Daten über Individuen anonym auswerten lassen".
Wenn Christoph Rothe über seine Arbeit spricht, spürt man die Zufriedenheit, die ihn täglich antreibt. Eine Forschungstätigkeit, die internationale Anerkennung erfährt und zuletzt von einem renommierten deutschen Wirtschaftsblatt ausgezeichnet wurde. "Bester junger Forscher" lautet der diesbezügliche Titel.
Die Vergabe basiert auf der Auswertung weltweiter Veröffentlichungen zum Thema Ökonomie in Fachzeitschriften. Der Titel ist in erster Linie eine Bestätigung, die, wie er betont, dabei helfen könne, internationale Spitzenkräfte nach Mannheim zu holen, um auch künftig "gute Forschung zu produzieren" und die Studenten gut ausbilden zu können. Bei aller Freude über den Erfolg, legt der Juniorprofessor Wert darauf, dass eine Basis dafür das gute Teamwork an der Fakultät sei. Im aktuellen Ranking befinden sich allein aus Mannheim zehn Professoren unter den forschungsstärksten Ökonomen Deutschlands.
"Die Chemie in der Gruppe stimmt, und das macht das hohe Niveau der Forschung mit aus", sagt der 38-Jährige, der seit dem Antritt seiner Professorenstelle das Gefühl hat, dass sich "ein Kreis geschlossen hat". Ursprünglich aus Dortmund kommend, erwarb er 2009 in Mannheim seinen Doktortitel, um anschließend an die "School of Economics" in Toulouse zu gehen. Die nächste Station führte ihn mit der Familie in die USA, ehe er 2017 auf eine Stellenausschreibung an seiner alten VWL in Mannheim aufmerksam wurde.
Rothe, mittlerweile dreifacher Familienvater, ergriff die Chance und beerbte ausgerechnet seinen Doktorvater. "Das war irgendwie ein Déjà-vu nach dem anderen, als ich hierher zurückkam", erinnert er sich und bemerkt lächelnd: "Früher saß ich als Student auf der anderen Seite des Tischs." Heute betreut er selbst Studenten bei ihrer Promotion und trägt zwischen Büro, Vorlesungssaal, den vielen Reisen und der wertvollen Zeit, die er mit seiner Familie verbringt, dazu bei, dass die Volkswirtschaftslehre ihre stolze Position im europaweiten Ranking behält. Er habe das Gefühl, angekommen zu sein. "Für mich ist das der tollste Job der Welt", betont er. Auch das hört sich nach Glück an.