Mannheim

Honeycamp will Zusammenarbeit als Inspiration anbieten

Im Honeycamp arbeiten Kreative, Technikexperten und Handwerker zusammen - Zentrum auf dem Taylorareal öffnet im Oktober

30.07.2020 UPDATE: 31.07.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden
Ihre Idee kommt an: Joachim Walter (l.) und Claus Fischer. Foto: Gerold

Von Volker Endres

Mannheim. Coworking als neue Form der Zusammenarbeit gibt es schon. Dabei teilen sich Kleinunternehmen zentrale Büroinfrastruktur wie Drucker oder Besprechungsräume. Im Honeycamp geht man hingegen einen Schritt weiter: "Unser Ziel ist das Cocrafting", erklärt Honeycamp-Gründer Joachim Walter. In bis zu 76 einzelnen "Waben" sollen in dem neuartigen Konzept Kreative, Techniker und Handwerker zusammenfinden und gemeinsam gestalten (englisch: to craft). Cocrafting heißt das auf Neudeutsch.

"Aus einer Weinlaune heraus", erklärten die beiden Gründer Joachim Walter und Claus Fischer, seien sie auf den Namen "Honeycamp" (Honigcamp) gekommen. Die fleißige Biene stehe gleichermaßen für Zusammenarbeit, Nachhaltigkeit, Flexibilität. Das und noch vieles mehr erhoffen sich Architekt Fischer und Marketingexperte Walter von den neuen Bewohnern ihres "Bienenstocks" auf dem ehemaligen Areal der Taylor Kaserne im Mannheimer Norden. Sie selbst lassen sich diese Idee einiges kosten: "Wir haben rund 11,5 Millionen Euro investiert", verriet Walter bei der Vorstellung des Projekts, das im Oktober startet.

In zwei Gebäuden mit insgesamt 9100 Quadratmetern sollen Handwerker und Kreative zueinander finden. Für die gibt es laut Joachim Walter bislang noch keine gemeinsame Heimat. Dazu soll auch das Gebäude mit zahlreichen Gemeinschaftsräumen und Gelegenheit für Treffen und Austausch beitragen. Dabei sind schon die beiden Gebäude aus Vollholzbauweise mit ihren 4,80 Meter hohen Räumen ein echter Hingucker und Ausdruck kreativer Schaffenskraft im Kampf gegen Bürokratie und Landesbauverordnungen. "In Rheinland-Pfalz hätten wir so ein Gebäude gar nicht bauen dürfen. Baden-Württemberg hat es, mit Auflagen, erlaubt", erklärte Fischer.

Neue Form der Zusammenarbeit: Das moderne Gebäude in Holzbauweise soll als Ideenschmiede für Menschen aus der Kreativ- und Technologiewirtschaft, aber auch aus dem Handwerk dienen. Visualisierung: Honeycamp

Sowohl Wirtschaftlichkeit als auch Nachhaltigkeit sollten bei der Bauweise eine Rolle spielen. Die rund 2500 Tonnen gemischtes Nadelholz dafür stammt aus Österreich. "Die brennen nicht, sondern sie verkohlen nur." Deshalb sei etwa in der österreichischen Bauordnung auch ein echtes Vollholzgebäude möglich. Im Honeycamp mussten einige Zwischenwände aus Beton eingezogen werden – einziger Schönheitsfehler in einem Konzept aus einem Guss.

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Das Konzept überzeugt: "Nach zwei Wochen Vermarktung sind schon 50 Prozent der Fläche reserviert." Lediglich reserviert, noch nicht vermietet, "weil wir die Mietverträge erst noch ausarbeiten", so die beiden Gründer, die deshalb auch noch keine Namen von Unternehmen nennen konnten, die künftig auf dem ehemaligen Kasernengelände zuhause sein werden. Eine Kaffeerösterei sei aber ebenso dabei wie eine kleine Brauerei für handgemachte Biere, Tüftler an einem neuen 3-D-Druckverfahren, der Hersteller einer Wasseraufbereitungsanlage oder eine Werkstatt, die alte VW Käfer Automobile auf Elektroantrieb umrüstet.

Wer ins Honeycamp darf, entscheiden die Gründer. Auch damit habe man sich bewusst gegen die gängigen Marktregeln für Büroflächen gestellt. Normalerweise geht es bei einer Gewerbefläche um hohe Mietpreise und möglichst langfristige Verträge. Das Honeycamp sei mit einem Quadratmeterpreis von 7 Euro nicht nur als Gewerbefläche unschlagbar günstig, betonte Wolfgang Miodek von der Mannheimer Wirtschaftsförderung. Auch er ist deshalb optimistisch, dass der kreative "Bienenstock" im Oktober vollvermietet an den Start gehen kann. "Wir rechnen mit rund 50 Unternehmen und 300 vollwertigen Arbeitsplätzen", so Joachim Walter.

Schließlich gebe es schon jetzt Interesse von Unternehmen, die mehr als eine Einheit anmieten wollen. "Darunter auch große Firmen, die für ihre Entwicklungsabteilung nach neuen Einflüssen suchen." Auch dafür sei das Honeycamp gedacht. "Wir wollen die Schnittstelle zwischen Handwerk, Kreativwirtschaft, Technologie und Nachhaltigkeit sein." Und das nicht nur in Mannheim. "In den kommenden Jahren wollen wir weitere Zentren in Hamburg, Dortmund, Berlin, Rotterdam und Riga eröffnen", kündigte er an. Frank Zumbruch, aktuell noch Leiter der Creative Commision der Mannheimer Gründerzentren, übernimmt ab Oktober die Campverwaltung.

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