Klasse 2000: Von dem Präventionsprogramm profitierten 20.000 Kinder
Mit "Klasse 2000" hat sich das bundesweit größte Unterrichtsprogramm zur Gesundheitsförderung, Gewalt- und Suchtprävention etabliert

Die Grundschulkinder sind mit Begeisterung beim Programm "Klasse 2000" dabei. Über 720 000 Euro flossen dabei allein in Mannheim in das Förderprojekt, wobei der Löwenanteil vom Lions Club kam. Aber auch die Stadt unterstützte mit bisher 100 000 Euro das Projekt. Foto: v
Von Jan Millenet
Jetzt, im Jahr 2015, klingt der Name "Klasse 2000" vielleicht ein wenig angestaubt. Doch 1991, als das Gesundheitsprogramm in Nürnberg von Experten aus Medizin und Pädagogik entwickelt wurde und dort am Klinikum startete, war "2000" durchaus noch eine magische Zahl. Und so hat sich das bundesweit größte Unterrichtsprogramm zur Gesundheitsförderung, Gewalt- und Suchtprävention etabliert, ganz besonders aber in Mannheim, wo die ersten Grundschüler der Diesterwegschule im Stadtteil Lindenhof 2002 an dieser Gesundheitsförderung und den Präventionsmaßnahmen teilgenommen haben. Bis heute ist die Schule dabei, und deren Schüler zählen zu den mittlerweile 20 000 Mannheimer Kindern, die bislang vom Programm "Klasse 2000" profitierten. Von "angestaubt" kann also keineswegs die Rede sein.
Ein Vorzeigeprojekt
"Kinder sollen gesund aufwachsen und sich zu starken Persönlichkeiten entwickeln, die ihr Leben aktiv gestalten, ohne Sucht und Gewalt." Der erste Satz eines Infoflyers zu "Klasse 2000" fasst das Ziel der Aktion zusammen. Das Unterrichtsprogramm helfe den Kindern dabei, die Kompetenzen zu entwickeln, die sie dafür benötigen: "Gesund essen und trinken, bewegen und entspannen, sich selbst mögen und Freunde haben, Probleme und Konflikte lösen sowie kritisch denken und Nein sagen können", erklärte Thomas Duprée, der Geschäftsführer des Vereins "Klasse 2000" aus Nürnberg, anlässlich des Mannheimer "Rekordergebnisses". Und er bescheinigte der Quadratestadt, etwas Besonderes zu sein: Eine "Klasse-2000-Hauptstadt". Denn seit vielen Jahren würden rund 90 Prozent aller Mannheimer Grund- und Förderschüler am Programm teilnehmen.
Das heißt: Seit 2002 haben über 800 Klassen beim Projekt zur Gesundheitsförderung, Gewalt- und Suchtvorbeugung im Grundschulalter mitgemacht. "Damit hat es hier die größte Akzeptanz bundesweit erreicht", sagte Projektleiter Klaus-Dieter Schoo vom Lions Club Mannheim-Rhein-Neckar, der mit den weiteren vier Lions Clubs der Stadt die "Klasse 2000" fördert.
Als das Programm in Nürnberg entwickelt wurde, sollte es ein Präventionsprogramm zum Thema "Rauchen" sein. "Heute ist es umfassender", betonte Duprée. Denn Schule und Gesundheitsverständnis habe sich immer weiter verknüpft. Und das Programm zeigt Wirkung, was sogar wissenschaftlich überprüft wurde. Duprée berichtete von einer Untersuchung, die zeigte, dass Siebtklässler, die einst am "Klasse 2000" - Projekt teilgenommen hatten, weniger zur Zigarette greifen und weniger Rauschtrinken.
Doch was verbirgt sich genau hinter dem Begriff "Klasse 2000"? Es ist ein vorstrukturiertes Unterrichtsprogramm. Die Grundschullehrer erhalten Materialien an die Hand, die sie im Unterricht verwenden können. Das Programm zieht sich von der ersten bis zur vierten Klasse durch, wobei rund 15 "Klasse 2000" - Stunden pro Schuljahr in den Unterricht integriert werden. Die Kleinen lernen dabei ihren Körper kennen und was sie selbst tun können, damit es ihnen gut geht. Zwei bis drei Stunden im Jahr besuchen sogenannte Gesundheitsförderer - speziell geschulte Fachleute aus den Arbeitsfeldern Gesundheit und Pädagogik - die Schulklassen und führen sie in bestimmte Themen ein, die zum Beispiel die richtige Ernährung betreffen. Die Klassenlehrer vertiefen die Themen und verankern sie im Schulalltag.
Wichtig sei es, die Eltern zu integrieren, sagte Angela Speicher, Schulleiterin der Johannes-Kepler-Grundschule, bei der über 90 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund haben. Ihre Erfahrungen mit "Klasse 2000" sind positiv, denn es sei auch eine Bereicherung für das soziale Lernen der Kleinen. Und es strahlt in andere Lebensbereiche hinein. In der Zwischenzeit gebe es Koch- und Back-AGs und die Eltern würden sich beim Speiseplan der offenen Ganztagsschule beteiligen, sagte Speicher.
Über 720 000 Euro flossen in Mannheim im Lauf der Jahre in das Projekt. Hauptsächlich haben die "Lions" diese Summe generiert und eingeworben. Mit 100 000 Euro unterstützte aber auch die Stadt Mannheim die "Klasse 2000". Oberbürgermeister Peter Kurz ist seit 2006 Schirmherr der Aktion. Und auch er lobte dieses "außerordentliche Kooperationsprojekt".