Steinmeier und Kretschmann kommen (Update)
Nach zwei Jahren Bauzeit wird der Schlüssel symbolisch übergeben - Mehr als 10.000 Besucher am Wochenende

Mannheim. (dpa-lsw) Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit übergibt die Projektleitung der Mannheimer Kunsthalle am Montag der Stadt symbolisch den Schlüssel für das neue Museum. Zum Festakt am Montag um 15 Uhr in dem etwa 70 Millionen Euro teuren Haus werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erwartet. Vor der Feier informiert sich das Staatsoberhaupt in einer Schule über den Kunstunterricht.
Steinmeier würdige mit seinem Besuch die Kunsthalle als Beispiel für bürgerschaftliches Engagement, heißt es aus dem Bundespräsidialamt. Das moderne Museum ist fast ausschließlich von privater Seite finanziert worden. Das Projekt in der Stadt mit 300 000 Einwohnern gilt als derzeit größter Neubau eines Kunstmuseums in Deutschland. Am Wochenende nutzen mehr als 10.000 Besucher bei einer ersten Öffnung des Hauses für die Allgemeinheit die Gelegenheit, das Gebäude zu besichtigen.
Anders als geplant, wird die Sammlung aber erst in den kommenden Monaten die neuen Räume beziehen. Arbeiten im Innenausbau hatten sich verzögert. Die Eröffnung ist daher für den 1. Juni 2018 vorgesehen. Wegen seines Standorts inmitten eines Jugendstilensembles und seiner Ummantelung mit einem Netz aus Edelstahl ist die neue Kunsthalle bei den Bewohnern der nordbadischen Stadt nicht unumstritten.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts prägt die Kunsthalle Mannheim das kulturelle Leben der drittgrößten Stadt Baden-Württembergs. Ihr Gründungsmotto: "Kunsthalle für alle". Die Sammlung der deutschen und internationalen Moderne bis zur Gegenwart reicht von Edouard Manet bis Francis Bacon. Als bekanntestes Gemälde in der Kurpfalzstadt gilt Manets "Erschießung des Kaisers Maximilian" (1868/69). Zudem gibt es einen Skulpturenschwerpunkt.
Zunächst entstand 1907 ein Jugendstilbau, mit dem Mitzlaff-Bau kam 1983 eine Erweiterung dazu. Sie ist nun Geschichte: An der Stelle des abgerissenen Mitzlaff-Baus, der als nicht mehr zeitgemäß angesehen wurde, entstand unter Führung von Direktorin Ulrike Lorenz ein Neubau, dessen Größe der ausgestellten Kunst angemessen sein soll. Die rund 70 Millionen Euro teure Kunsthalle steht in unmittelbarer Nähe des historischem Wasserturms, einem Wahrzeichen Mannheims.
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Mit spektakulären Ausstellungen will die Kunsthalle im kommenden Jahr Besucher anlocken. "Wir wollen im Eröffnungsjahr symbolisch Leistungskraft beweisen", sagte Direktorin Ulrike Lorenz. Auf viel Interesse dürfte vor allem im Herbst die Schau "Die Konstruktion der Welt: Kunst und Ökonomie" mit Werken aus den USA und der früheren Sowjetunion stoßen. "Wir widmen uns einem äußerst komplexen Thema - nämlich dem Einfluss von ökonomischen Großbewegungen auf Künstler und Kunst in der Zwischenkriegszeit im 20. Jahrhundert", sagte Lorenz der Deutschen Presse-Agentur.
Dazu zeige das Museum auch die deutsche Kunst der Neuen Sachlichkeit. "Damit nicht genug: Uns interessiert, was die Gegenwart macht. 2008 gab es eine globale Bankenkrise. Wie hat sich die Kunst unter diesen Umständen verändert? Die vergangenen zehn Jahre zeigen wir im internationalen Vergleich", sagte Lorenz. Das Haus werde "mit einem Schlag die Komplexität der künftigen Sammlungsstruktur zeigen".
Die 68,3 Millionen Euro teure Kunsthalle gilt als Deutschlands derzeit größter Museumsneubau. Am Montag stand ein Festakt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf dem Programm, bei dem die Projektleitung der Stadt den Schlüssel überreichte. Die Eröffnung des Hauses ist nach Abschluss der Arbeiten für den 1. Juni 2018 geplant.
Zunächst geht es dann mit dem kanadischen Fotografen Jeff Wall los. "Das ist ein fast klassischer zeitgenössischer Künstler mit einem wirkungsvollen Werk", sagte Lorenz. "Wir wollen markant formulieren, was künftig eine Richtung für die Sammlungsentwicklung sein könnte."
Update: 18. Dezember 2017, 11.47 Uhr