Die Idee vom "Radieschentunnel" ins Neuenheimer Feld ist zurück
Masterplanprozess Neuenheimer Feld: Bezirksbeiräte wollen sich absichern, geben aber den Weg frei

Foto: Alex
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Am Ende gab es keine Gegenstimme, lediglich ein paar Enthaltungen. In der gemeinsamen Bezirksbeiratssitzung am Donnerstagabend im Großen Rathaussaal votierten die Stadtteilvertretungen von Bergheim, Handschuhsheim und Wieblingen dafür, in die nächste Phase des Masterplanprozesses für das Neuenheimer Feld einzutreten. Die Neuenheimer selbst durften nicht mit abstimmen. Ihnen fehlte ein Mitglied zur Beschlussfähigkeit. Wenn der Gemeinderat am morgigen Dienstag, 24. Juli, grünes Licht gibt, dürfen sich ab August endlich vier hochkarätig besetzte internationale Planungsteams mit dem Wissenschaftscampus auseinandersetzen und stadtplanerische und verkehrliche Konzepte ausarbeiten.
Ein Ziel der Bezirksbeiräte wurde am Donnerstag deutlich: Sie wollen ganz sichergehen, dass sie nicht von der Landesbehörde "Vermögen und Bau" und der Universität Heidelberg über den Tisch gezogen werden. Während ursprünglich nur die Landesvertreter den Vertrag mit den Stadtplanungsbüros unterzeichnen sollten, wollen die Stadtteilvertreter, dass auch die Stadt ihre Unterschrift leistet. "Wer den Auftrag vergibt und somit erster Ansprechpartner für die Planungsbüros ist, hat einen Vorteil", begründete Birgit Müller-Reiss, Vertreterin der "Bunten Linken" im Bezirksbeirat Handschuhsheim, den Antrag.
Müller-Reiss engagiert sich auch im "Bündnis Bürgerbeteiligung Masterplan Neuenheimer Feld". Sie und die anderen Räte machten deutlich, dass immer der Heidelberger Gemeinderat und nicht etwa die Verwaltung oder die Wissenschaftler das letzte Wort beim Masterplan haben sollten. Mit weiteren Änderungsanträgen wollen die Bezirksbeiräte den Klimaschutz noch stärker betonen und sicherstellen, dass alle Planungsbüros mindestens auch ein Konzept vorlegen, das das Handschuhsheimer Feld unangetastet lässt, auf eine Fünfte Neckarquerung verzichtet und stattdessen auf umweltfreundliche Massenverkehrsmittel setzt.
Die Aufgabenstellung für die Planungsteams besteht aus einem umfangreichen Fragenkatalog, den die Büros abarbeiten sollen. Die Universität will, dass unter anderem der Ausbau des Klausenpfads und eine neue Neckarbrücke geprüft werden, viele Stadträte schrieben im Gegenzug in die Aufgabenstellung, dass auch eine zielnahe Trasse für eine Straßenbahn untersucht werden solle. Angesichts dieser Diskussionen fragte Friedrich Linhart, CDU-Bezirksbeirat aus Wieblingen, warum nicht auch der Autobahnanschluss durch das Handschuhsheimer Feld bis nach Dossenheim in den Fragenkatalog aufgenommen wurde. "Es gibt gute Beispiele, wie so etwas zum Beispiel mit einem ,Radieschentunnel’ funktionieren kann", so Linhart. Vor Jahren hatte Wolfgang Lachenauer, Stadtrat der "Heidelberger", die Idee ins Spiel gebracht, den besonders bei Naturschützern und Gärtnern umstrittenen Nordzubringer unter die Erde zu verlegen.
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Viele weitere Fragen der Stadtteilvertreter wurden von Stadtplanungsamtschefin Annette Friedrich beantwortet. Angesichts der erneuten Änderungsanträge und der größtmöglichen Absicherung aller Beteiligten, nicht von der Gegenseite über den Tisch gezogen zu werden, sprach Frank Zimmermann von der städtischen Koordinierungsstelle Bürgerbeteiligung vom "Misstrauensvorschuss" im Masterplanprozess. "Dem versuchen wir mit größtmöglicher Transparenz zu begegnen."
Info: Der Gemeinderat tagt am Dienstag, 24. Juli, im Großen Rathaussaal, Marktplatz 10. Die öffentliche Sitzung beginnt um 16.30 Uhr.