Software-Firma kauft Klinik Sankt Elisabeth von Ordensschwestern
Nun ist ein EDV-Modellprojekt geplant. Viel ändern soll sich sonst aber nicht. Der Klinikchef spricht von einer "guten Lösung für das Haus".

Von Sebastian Riemer
Heidelberg. Fast ein Jahrhundert lang wurde die Klinik Sankt Elisabeth von Ordensschwestern geführt. Diese Ära geht nun zu Ende. Denn voraussichtlich zum 30. Juni 2021 übernimmt die Software-Firma "Patient21" die Trägerschaft des traditionsreichen Hauses von der Kongregation der Schwestern vom heiligen Josef. Am Montag wurden die Verträge unterschrieben, am Dienstag die 156 Mitarbeiter des Krankenhauses in Handschuhsheim informiert.
"Das ist eine gute Lösung für das Haus", sagt Klinik-Geschäftsführer Norbert Lenke am Dienstag der RNZ. Man habe schon länger überlegt, wie es weitergehe. Für kleine Krankenhäuser sei es schwierig in der heutigen Zeit. "Wir sind zu klein, um die auf Krankenhäuser zukommenden Aufgaben etwa im EDV-Bereich alleine meistern zu können", sagt Lenke. Da habe der neue Träger perfekt gepasst.
Denn "Patient21" stellt Software für Arztpraxen bereit. Gestartet wurde das Start-up vor zweieinhalb Jahren von dem Bonner Unternehmer Christopher Muhr. Der 39-Jährige hat mehrere erfolgreiche Firmen mitgegründet und als Investor in Start-ups investiert. Zuletzt baute er das Gebrauchtwagen-Start-up "Auto1" mit auf. "Die Klinik Sankt Elisabeth ist ein kleines Juwel, ein Krankenhaus, das sehr gut geführt wird", sagt Muhr auf RNZ-Anfrage.
"In Sachen EDV hat das Haus aber viel zu meistern – deshalb sind wir mit unserer Expertise der richtige Träger." Muhr plant eine Art Modellprojekt zur Verzahnung der EDV von stationären und ambulanten Bereichen in der Krankenversorgung. "Dafür ist Sankt Elisabeth perfekt geeignet", so Muhr.
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Das Krankenhaus ist eine Belegarztklinik, das heißt: Über 20 niedergelassene Fachärzte "belegen" die 40 Betten mit ihren eigenen Patienten. "Wir können mit unserer Software etwa helfen, die besonders komplexe OP-Planung im Austausch von Krankenhaus und ambulanter Praxis zu verbessern." Die Mitarbeiter müssten nichts befürchten: "Wir wollen keinen verlieren!"
Norbert Lenke hat großes Vertrauen in den neuen Träger: "Dem Orden und uns war wichtig, eine Lösung zu finden, mit der wir die Arbeitsplätze und die Seele des Hauses erhalten." Das sei mit "Patient21" gelungen. Alle Arbeitsverträge würden ganz normal weiterlaufen, auch die Ansprüche aus der Kirchlichen Zusatzversorgungskasse (KVZK) blieben erhalten. "Der Name Sankt Elisabeth bleibt, die Ordensschwestern bleiben: Ich bin sehr optimistisch, dass die Klinik vor einer blühenden Zukunft steht", sagt Lenke.
Man habe auch andere Optionen geprüft, etwa einen Zusammenschluss mit dem Krankenhaus Salem, das in Handschuhsheim nur 250 Meter Luftlinie entfernt liegt, oder auch mit dem St. Josefskrankenhaus in der Weststadt. "Aber wir wollten unser besonderes Angebot mit unseren Belegbetten erhalten", so Lenke. Bei einem Zusammengehen mit einem anderen Haus bestünde immer die Gefahr, dass Betten umgesiedelt werden.
Die Klinik Sankt Elisabeth gibt es schon seit 1925. Der Heidelberger Pfarrer August Dietrich gründete sie mit den Ordensschwestern damals im Haus Felseck unterhalb des Schlosses als private gemeinnützige Frauenklinik, die auch Frauen mit geringen Geldmitteln aufnehmen konnte. Als das Haus später aus allen Nähten platzte, zog es 1976 an seinen heutigen Standort in der Max-Reger-Straße um – und entwickelte sich in den Folgejahren zu einem modernen Krankenhaus. Heute gibt es die Belegabteilungen Gynäkologie und Geburtshilfe, Orthopädie und Plastische Chirurgie. Jedes Jahr werden dort über 1400 Kinder geboren.