Radparade durch den Schlossbergtunnel
Radler schauen wieder in die Röhre - Parade am kommenden Sonntag, 14 Uhr - Konkrete politische Forderungen

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Die Corona-Pandemie hat den Verkehr in der Stadt verändert. Viele Arbeitnehmer waren und sind im Homeoffice. Und prozentual seien mehr Leute aufs Rad gestiegen, glaubt Michael Pfeiffer, Stadtrat der Grün-Alternativen Liste (GAL). Grund genug für ihn und seine Mitstreiter, dass noch viel mehr für den Radverkehr getan wird. Zum ersten Mal ist die GAL neben den "Wiederholungstätern", dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC), dem Radsportverein Heidelberg, den Grünen, der SPD und dem Studierendenrat der Universität, Mitorganisator der diesjährigen Radparade.
Bei der Verteilung der Gelder und der Prioritäten schauten die Radler noch viel zu häufig in die Röhre, meint das Organisationsteam. Und so kann es auch sinnbildlich verstanden werden, dass die Demo am kommenden Sonntag, 20. September, wieder durch den Schlossbergtunnel führt. Beginn ist um 14 Uhr auf dem Universitätsplatz. Die 15,5 Kilometer lange Route führt unter anderem zum Autobahnzubringer Rittel und über einen Teilabschnitt des künftigen Radschnellwegs. Zugleich ist die Parade aber auch eine Feier, wie Michael Fröhlich vom ADFC betont – und zwar für die fertiggestellte Fahrradstraße in der Gaisbergstraße in der Weststadt. Sie wird ebenfalls in voller Länge durchfahren. Die Demo ist für 400 Personen angemeldet, gefahren wird im familienfreundlichen Tempo. Masken müssen nur dann getragen werden, wenn kein Abstand eingehalten werden kann: also beim Start und am Ende der Tour an der Neckarwiese.
"Uns geht es vor allem um eine Verbesserung der Fahrradinfrastruktur", sagt Grünen-Stadtrat Christoph Rothfuß. Endlich müssten die Lücken im Radwegenetz wie an der Ecke Römerstraße/Lessingstraße oder in der Vangerowstraße geschlossen werden. Zugleich wünscht sich Rothfuß, dass auch mehr Fahrradstraßen entstehen. Eine Machbarkeitsstudie sei schon vor Jahren von zehn möglichen Routen ausgegangen. "Es sind mehr Personal und mehr Geld nötig, um den Radverkehr voranzubringen", sagt Rothfuß. Denn das sei das Fortbewegungsmittel mit der besten Wirkung für die Verkehrswende. "Uns stören die ewig langen Zeitfenster, bis bekannte Probleme beseitigt sind", fügt Fröhlich hinzu. Sechs Jahre habe es gedauert, bis die Fahrradstraße Gaisbergstraße fertig war. Rothfuß: "Eine Großsporthalle wird hier schneller gebaut."
Die Parade ist zugleich Auftakt der europaweiten Aktion Stadtradeln, an der sich Heidelberg zum ersten Mal beteiligt. Es ist ein Wettstreit der Städte, möglichst viele Kilometer auf dem Sattel zurückzulegen – sei es auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule oder privat. Und die auf der Radparade gefahrenen Kilometer können sogar schon dazugerechnet werden.