Heidelberg

Das Literaturkonzept steht

Ideen der Gruppe "Weiterentwicklung Literaturstadt" wurden übernommen. Bürgermeister Erichson spricht im Ausschuss von "Falschbehauptungen".

23.11.2022 UPDATE: 23.11.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden
Grundsätzliches Ziel des städtischen Literaturförderkonzepts ist es, das Alleinstellungsmerkmal Heidelbergs als „Unesco City of Literature“ zu erhalten und weiterzuentwickeln. Foto: Peter Dorn

Von Sarah Hinney

Heidelberg. Eigentlich ging es um eine gute Sache, denn der Ausschuss für Kultur und Bildung sollte sich vergangene Woche unter anderem mit dem neuen Literaturförderkonzept beschäftigten. Erarbeitet hat dies die Verwaltung, nachdem sie rund ein Jahr zuvor damit beauftragt worden war. Als Basis diente wiederum ein Konzept der Arbeitsgruppe "Weiterentwicklung Literaturstadt Heidelberg". Letztlich haben die Mitglieder des Ausschusses das Konzept mit einer Gegenstimme auch zustimmend zur Kenntnis genommen.

Bis es so weit war, kam es allerdings zu emotionalen Wortwechseln zwischen Kulturbürgermeister und Sitzungsleiter Wolfgang Erichson und Veronika Haas, die als Zuschauerin vor Ort war. Haas ist sowohl Organisatorin des "Literaturherbst" als auch Mitglied der Arbeitsgruppe und hatte sich im Interview mit der RNZ vor der Sitzung kritisch über die städtische Kulturpolitik geäußert. Sie bemängelte etwa, dass das Kulturamt nur einige Ideen aus dem Konzept der Arbeitsgruppe in das Literaturförderkonzept übernommen habe, andere aber nicht, sprach von "fehlender Transparenz" und Politik "in Hinterzimmern" sowie mangelnder Wertschätzung.

Diesen "Rundumschlag in der RNZ" nahm Wolfgang Erichson persönlich. Der Bürgermeister sprach mehrfach von "Falschbehauptungen" und ließ einige Punkte in der Sitzung klarstellen, unter anderem den Vorwurf, das Kulturamt habe nicht alle Ideen übernommen. Tatsächlich ist es jetzt – nachdem das Förderkonzept vorliegt – so, dass sich doch sämtliche Ideen der Arbeitsgruppe wiederfinden. Davon hätte im Vorfeld der Sitzung niemand gewusst, erklärt Haas im Nachgang gegenüber der RNZ. Es sei vielmehr so gewesen, dass es für einige Ideen und Projekte sogar eine klare Absage vonseiten des Kulturamts gab. "Ich bin aus allen Wolken gefallen, dass nun doch alle Projekte im Konzept drinstehe", sagt Haas, die auch Tage nach der Sitzung noch angegriffen von Erichsons Auftreten wirkt. Am Ende der Diskussion hatte sich Erichson allerdings entschuldigt: "Es war nicht meine Absicht, Sie zu verletzten." Veronika Haas versucht jetzt, nach vorne zu blicken. Sie sagt: "Die Freude in der Arbeitsgruppe ist natürlich groß, dass jetzt doch alle Ideen übernommen wurden."

Tatsache ist aber auch, dass es sich bei diesem Literaturförderkonzept erst einmal nur um eine Wunschliste handelt. Denn welche Projekte am Ende mit wie viel Geld gefördert und wann sie umgesetzt werden, darüber wird in den kommenden Haushaltsberatungen entschieden. Grundsätzliches Ziel des Förderkonzepts ist, das Alleinstellungsmerkmal Heidelbergs als "Unesco City of Literature" zu erhalten und weiterzuentwickeln. Außerdem sollen Akteure und Branchen im Literaturbereich unterstützt werden.

Im Konzept stehen einerseits die Aktivitäten, die bereits stattfinden, aber auch neue, die kurz-, mittel- und langfristig umgesetzt werden könnten. Zu den kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen gehören etwa eine Imagebroschüre oder eine Internetseite der "Unesco City of Literature". Oder die Idee, literarische Texte in den öffentlichen Raum einzubinden, beispielsweise durch Projekte wie "Poesie in der Stadt", "Lyrik-Wandbilder" oder Texte in Straßenbahnen. Auch Schreibwettbewerbe für die Stadtgesellschaft sind angedacht.

Als mittelfristig realisierbare Maßnahmen stehen etwa Infotafeln im öffentlichen Raum und Tourismus-Informationen oder Schilder an Einfallstraßen und Bahnhöfen in dem Förderkonzept. Auch Anthologien von öffentlichen Schreibwettbewerben für die Stadtgesellschaft sind eine Idee oder Publikationen zu literarischen Heidelberger Jubiläen. Als langfristig realisierbare Maßnahmen gibt es die Idee eines öffentlichen Schau- und Informationsraums in der Innenstadt sowie das Projekt "Heidelberger Buchstaben" – ein Literaturkunstwerk für die Innenstadt mit einzelnen, durch Spenden finanzierten Verlegungen von Buchstaben auf Pflastersteinen, durch die sich sukzessive ein Gedicht ergibt.

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