"Bunte Linke"-Stadtrat kaperte Pressekonferenz
Arnulf Weiler-Lorentz und Baubürgermeister Odszuck gerieten am Montag aneinander

Auf dieser Grünfläche westlich des Hauptbahnhofs sollte der neue Betriebshof entstehen. Foto: Philipp Rothe
Heidelberg. (hob) Die Stimmung war gereizt, als "Bunte Linke"-Stadtrat Arnulf Weiler-Lorentz am Montag die Pressekonferenz von Baubürgermeister Jürgen Odszuck und RNV-Vertreter Gunnar Straßburger im Palais Graimberg kaperte. Weiler-Lorentz engagiert sich zwar für das "Bündnis Bürgerentscheid Klimaschutz", das sich für den Erhalt der Ochsenkopfwiese einsetzt, verschaffte sich aber als "Pressevertreter" für ein Internetportal Zutritt zu der eigentlich Journalisten vorbehaltenen Veranstaltung. Als Weiler-Lorentz dann auch noch die Gelegenheit nutzte, um den kommunalpolitischen Schlagabtausch mit seinem alten Gegenspieler Odszuck zu suchen, reagierte dieser unwirsch.

"Ich habe jetzt nur eine einzige Frage gehört", sagte der Baubürgermeister, nachdem der "Bunte Linke"-Stadtrat zu einer mehrminütigen Wortmeldung ausgeholt hatte. Dieser wiederum beklagte, dass Straßburger ihm bei der Beantwortung seiner Fragen das Wort im Mund herumdrehe. Weiler-Lorentz machte aber auch keinen Hehl daraus, dass er nicht als unabhängiger Journalist auftrete, sondern als Interessenvertreter. Ihn völlig zu ignorieren, gelang Odszuck und Straßburger nicht.
Weiler-Lorentz möchte den alten Standort des Betriebshofes erhalten und ausbauen - auch unter Einbindung der ehemaligen Feuerwache. Auf die Frage, ob dies machbar sei, antwortete der RNV-Verantwortliche ausweichend: "Das zu planen war nicht unser Auftrag. Daher haben wir das auch nicht überprüft und können keine Auskunft dazu geben."
Jede zweite Äußerung von Straßburger und Odszuck zog Weiler-Lorentz in Zweifel. Mal lachte er abfällig, als der RNV-Vertreter betonte, dass das begrünte Dach eines neuen Betriebshofes den Insekten eine Heimat bieten könne. Ein anderes Mal zog er Odszucks Behauptung in Zweifel, dass der Gemeinderat das Kreativwirtschaftszentrum "Dezernat 16" bewahren wolle. Stattdessen würden doch die Kreativen in den ehemaligen Stallungen der Campbell Barracks in der Südstadt eine neue Heimat bekommen. Ein Stadtsprecher widersprach ihm in diesem Punkt: Zeitlich befristet wolle der Gemeinderat das "Dezernat 16" auf jeden Fall erhalten, vielleicht auch dauerhaft. Und Odszuck fügte hinzu, dass die Stallungen für größere Firmen gedacht seien und nicht für die kleinen Unternehmen in der ehemaligen Feuerwache.
An vielen Stellen erinnerte die Pressekonferenz eher an eine Sitzung des Bauausschusses. Auch dort liefern sich Weiler-Lorentz und Odszuck oft heftige Wortgefechte. Und beide sind wohl die bekanntesten Gesichter gegen und für eine Verlagerung des Betriebshofes.