Emotionaler Rücktritt des Kinderbeauftragten Knud Jahnke
Frustriert von der städtischen Verkehrspolitik nahm der Rohrbacher Kinderbeauftragte seinen Hut. Zum Abschied las er Verkehrsplanern und Stadtspitze die Leviten.
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Knud Jahnke hat am Donnerstag seine Ankündigung wahr gemacht und ist aus Protest gegen das Verkehrschaos in Rohrbach öffentlich in der Bürgerfragestunde des Gemeinderats von seinem Ehrenamt als Kinderbeauftragter in Rohrbach zurückgetreten. Es war ein emotionaler Auftritt, bei dem Jahnke noch einmal die Gelegenheit ergriff, um den Heidelberger Verkehrsplanern und der Stadtspitze die Leviten zu lesen.

"Kinder wurden durch die mangelnde Baustellenplanung gefährdet", sagte der Mann, der seit 2014 im Amt ist. Und: "Diese Baustelle ist ein Symptom." Am letzten Freitag und diesem Dienstag wälzte sich der ganze Verkehr der Bundesstraße B3 durch den Ortskern. Grundschüler kamen nicht mehr sicher über die Straße.
Die Kinderbeauftragten würden seit Jahren als Alibi missbraucht, die vom Gemeinderat beschlossenen "Richtlinien kinderfreundlicher Verkehrsplanung" seien reine Makulatur, das Sicherheitsaudit, das nach dem tödlichen Unfall in der Theaterstraße 2016 ins Leben gerufen wurde, eine Farce. Höchstens ein Prozent der dort ermittelten Maßnahmen seien bislang umgesetzt. Der einzige Mitarbeiter, der im Verkehrsmanagement damit befasst war, habe entnervt das Handtuch geworfen.
Jahnke bezeichnete es überdies als "gemeingefährlich" und "eine Frechheit", dass die Stadt am letzten Freitag eine Pressemitteilung zur aktuellen Situation in Rohrbach herausgegeben habe, in der sie wahrheitswidrig behauptet habe, alle Kinderwege zu Schulen seien sicher. Jahnke: "Dadurch wurden wieder mal Kinder gefährdet."
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Trotz aller Versprechungen sei in all den Jahren nichts besser geworden. "Meine Hinweise und Anfrage an die Stadt zur Baustelle Rohrbach-Markt wurden ignoriert", klagt Jahnke. Bereits am 1. März hatte er die Stadt zum ersten Mal darauf hingewiesen, dass die bevorstehende Vollsperrung der Karlsruher Straße im Vorfeld gut geplant werden müsse. Doch habe er erst am 16. März, am Abend vor Beginn der Arbeiten, eine nichtssagende E-Mail vom Amt für Mobilität bekommen.
"Ich will keine Entschuldigungen", sagte Jahnke. Er wolle auch keine Betroffenheitsbekundungen. "Ich will aber, dass diese Stadt endlich anfängt, Kinder als Verkehrsteilnehmer ernst zu nehmen." Und das sei nicht mit Kinderwegeplänen erledigt. Im Gegenteil. Das Denken müsse sich ändern, Probleme ernst genommen und lösungsorientiert angegangen werden.
Oberbürgermeister Eckart Würzner betonte, die Stadt nehme das Thema sichere Wege für Kinder sehr ernst. Die Kritik an der anfänglichen Baustellenumleitung in Rohrbach sei berechtigt, die Stadt habe Hinweise auf Probleme sehr ernst genommen. Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain verwies auf die personell schwierige Situation im Mobilitätsamt und die engen Gegebenheiten in Rohrbach.
"Wir können aus der Situation, die wir gerade erleben, nur lernen." Baubürgermeister Jürgen Odszuck verteidigte wiederum das Sicherheitsaudit: "Wir haben 3500 Maßnahmen identifiziert. Und 750 waren schon umgesetzt, als ich den Verkehr abgegeben habe." Seit Oktober 2020 ist nun Schmidt-Lamontain dafür zuständig.
Immerhin eines haben Jahnke und seine Kinderbeauftragten-Kollegin Barbara Pfeiffer erreicht. Die Situation in Rohrbach ist inzwischen deutlich entspannter. Die Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes seien inzwischen im Ortskern sehr präsent und sicherten die Querungen und die Zufahrt über die Parkstraße zur Eichendorff-Schule. Autofahrer, die keine Anlieger seien, würden zurückgewiesen. Jahnke: "Die Situation ist jetzt in Ansätzen so, wie ich sie mir von Anfang an gewünscht hätte."