Warum Visionen bei der Mobilität ohne Auto nicht mehr reichen
Podiumsdiskussion - Konzepte gibt es längst, nur an den Entschlüssen hapert es - "Wir sind umsetzungsschwach"

Diskutierten über Mobilität (v.l.): Christina West, Carl Zillich, René Waßmer, Andreas Epple, Thomas Rebel, Klaus Elliger und Christoph Nestor. Foto: Hentschel
Von Arnd Janssen
Heidelberg. Sie waren sich einig: Visionen reichen nicht mehr. Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema "Mobilität im Wohnquartier - weniger Verkehr durch innovative Konzepte?", die vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) Rhein-Neckar und dem Verein "Urban Innovation - Stadt neu denken!" organisiert wurde, brachten dies alle Diskussionsgäste vor rund 30 Besuchern in den ehemaligen Räumen der Heidelberger Druckmaschinen AG zum Ausdruck.
Neue Mobilitätskonzepte im Quartier haben Konjunktur, wie ein Impulsvortrag zeigte, den René Waßmer, Leiter des Projekts "Wohnen leitet Mobilität" beim VCD, hielt. Dieses bundesweite Projekt hat das Hauptziel, am Wohnort den Zugang zu umweltfreundlichen Verkehrsmitteln als Alternative zum Auto zu verbessern. "Die Wahlmöglichkeiten von Mobilitätsangeboten sollen zudem gestärkt werden und so mittelfristig der CO2-Ausstoß gesenkt werden", erklärte Waßmer.
In der anschließenden Diskussion unterhielten sich dann Vertreter von Stadt, Unternehmen und Initiativen über Chancen, Probleme und Aussichten aktueller Mobilitätskonzepte in der Region. Klaus Elliger vom Fachbereich Stadtplanung der Stadt Mannheim sprach über die Entwicklung der Konversionsflächen zum Wohnquartier im Benjamin Franklin Village: "Viele neue Konzepte gibt es bereits, so funktioniert auch das bereitgestellte Carsharing gut".
Vergleichbares sei auch für das Heidelberger Patrick Henry Village (PHV) geplant, sagte Thomas Rebel vom Heidelberger Stadtplanungsamt: "Die Vorschläge des VCD wollen wir auch im PHV einrichten, nämlich Carsharing, Mobilitäts- und Fahrradreparaturstationen."
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Carl Zillich von der Internationalen Bauausstellung (IBA) Heidelberg, meinte: "Auch wenn es zunächst absurd klingt, aber die Verzichtbarkeit des Autos soll auch im PHV realisiert werden, ähnlich wie in der Altstadt." Moderatorin Christina West von Urban Innovation unterstrich, wie wichtig es sei, solche außerhalb gelegenen Quartiere sinnvoll an die Kernstadt anzubinden.
Andreas Epple, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Epple, warnte davor, bei neuen Quartierkonzepten den ökologischen Gesichtspunkt der CO2-Einsparung zu stark in den Mittelpunkt zu stellen: "Vielmehr sollte uns die Lebensqualität motivieren." Man brauche ein Umdenken, schnellere Entscheidungen für neue Konzepte, forderte er.
Die Diskussion über neue Mobilitätskonzepte ist nicht neu. Christoph Nestor vom Mieterverein, der sich seit vielen Jahren auch mit der Beziehung von Wohnen und nachhaltiger Mobilität beschäftigt, echauffierte sich über die oftmals fruchtlosen Debatten: "Wir sehen uns in Heidelberg als Vorbildstadt, sind aber eigentlich umsetzungsschwach. Am Ende ist alles Politik, denn es geht nicht um Diskussionen und Ideen, sondern um Entschlüsse."
Andreas Gottschalk von Urban Innovation resümierte: "Insellösungen greifen nicht, es muss vor allem generationenübergreifend zusammengearbeitet werden. Der Handlungsdruck muss dabei aus der Bevölkerung stammen."



