Blick hinter die Kulissen der Schlossfestspiele (Fotogalerie)
Eine logistische Meisterleistung: Die erste RNZ-Sommertour führte zur letzten Veranstaltung der Schlossfestspiele.
Von Anica Edinger
Heidelberg. Die erste RNZ-Sommertour des Jahres ist zugleich ein Abschluss: Es geht zur letzten Veranstaltung der Heidelberger Schlossfestspiele in dieser Spielzeit – zum vierten Schlosskonzert mit den größten Hits des amerikanischen Komponisten John Williams. Zuvor aber nahm Alexander Schilling, Produktionsleiter der Heidelberger Schlossfestspiele, die zehn RNZ-Leser mit zu einem Blick hinter die Kulissen des Spielbetriebs.
Dabei wurde schnell klar: Die Schlossfestspiele sind Jahr für Jahr eine logistische Meisterleistung. Bühnenbild, Kostüme, Requisiten, die Bühnen an sich und natürlich die Zuschauertribünen: All das muss von der Ebene aufs Schloss gekarrt werden. Das geschieht nicht alles zu Fuß und per Hand – für die großen Teile rückt eigens ein Autokran der Firma Scholl an.
Die Aufbauarbeiten starten bereits im April, also gut zwei Monate, bevor das erste Stück auf dem Schloss gespielt wird. "Der Abbau geht wesentlich schneller, das kennt man ja vom Weihnachtsbaum", scherzt Schilling.
Bis zum 9. August bleibt dem Theater jetzt Zeit, auf dem Schloss Reine zu machen. Dann findet die "Übergabe", wie es Schilling nennt, an die Schlossverwaltung statt.
Denn, auch das erfuhren die Sommertouristen beim Blick hinter die Kulissen, das Theater und Orchester ist für die Zeit der Festspiele Mieter auf dem Schloss – "wir haben einen ganz normalen Vertrag mit der Schlossverwaltung". Die Miete sei aber nicht sehr hoch, so Schilling. "Sie ist wesentlich günstiger, als wenn Sie hier auf dem Schloss eine Hochzeit feiern."
Die günstige Miete trägt auch dazu bei, dass die Tickets für die Festspiele im Vergleich zu anderen Veranstaltungen dieser Art (Schilling: "Schauen Sie sich einmal die Preise in Bayreuth an") noch verhältnismäßig günstig seien. Daran wolle man in Zukunft auch nichts ändern.
"Wir fühlen uns verpflichtet, eine Preisstruktur zu bieten, die es der breiten regionalen Bevölkerung ermöglicht, zu den Schlossfestspielen zu kommen." Das gelinge auch: Unter den Besuchern seien alte und junge Menschen gleichermaßen, sogar Familien mit sehr kleinen Kindern gehörten in diesem Jahr zum Publikum.
Dabei war diese Festspiel-Saison nicht ganz so einfach fürs Theater, wie Schilling auch verriet. Der Grund: das Wetter. Ein bisher eher kühler, verregneter Sommer trieb dem Produktionsleiter so manches Mal Schweißperlen auf die Stirn – "das war anstrengend für alle".
Denn gerade die Konzerte im Schlosshof seien "sehr empfindlich", was Regen angeht – wegen der teuren Instrumente, die zum Einsatz kommen. Konzerte mussten in den Königssaal verlegt werden, wo nur ein Bruchteil der sonst über 700 Zuschauer Platz hat.
Die Sommertouristen hatten am Sonntagabend Glück: Bei schönstem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen ging es mit Schilling durchs Schloss. Der Produktionsleiter hatte auch die eine oder andere Anekdote dabei.
Er erklärte etwa, weshalb die drei oder vier Zelte, die für den Spielbetrieb der Schlossfestspiele aufgebaut werden, alle einen Schwerlastboden haben: "Hier oben herrschen heftige Windkräfte. Und vor ein paar Jahren ist uns mal ein Zelt weggeflogen."
Eine Herausforderung auch: die Touristenströme. Gut eine Million Menschen besuchen jährlich das Schloss – und das muss im Sommer mit dem Probenbetrieb für die Schlossfestspiele vereinbart werden. Abends, wenn die Besucher weg sind und man das Schloss für sich habe, sei das kein Problem.
Doch bei den Proben am Vormittag müsse man schon aufpassen, "dass die Touristen uns nicht auf der Bühne stehen", lacht Schilling.
Er hatte auch spannende Zahlen dabei: 92 Veranstaltungen fanden in diesem Jahr bei den Schlossfestspielen statt. Etwa 40.000 Zuschauer waren dabei. Und gut 500 Mitarbeiter sorgten dafür, dass alles rund läuft. Im nächsten Jahr wird das auch wieder so sein.
Dann wird die Produktion "Der Graf von Monte Christo" noch einmal gezeigt. Was neu dazu kommt, das durfte Schilling den RNZ-Lesern noch nicht verraten. Man müsse sich bis Januar gedulden. Ein besonderes Ereignis steht noch ein Jahr später bevor: Im Jahr 2026 feiern die Schlossfestspiele 100. Jubiläum.