Seniorenzentren Heidelberg

Die Telefone standen nicht mehr still

Die Seniorenzentren in den Stadtteilen helfen Älteren bei der Buchung eines Impftermins. Das führt auch zu Missverständnissen.

25.01.2021 UPDATE: 26.01.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Marianne Knapp erhielt die Impfung im KIZ im Pfaffengrund von Dr. Wolfgang Tonn. Unterdessen warten viele auf einen Termin. Die Seniorenzentren können nur jene bei der Buchung unterstützen, die es alleine nicht schaffen. Beschleunigen können sie nichts. Foto: Dittmer

Von Sarah Hinney

Heidelberg. Seit einer Woche klingeln in den Seniorenzentren in den Stadtteilen die Telefone am laufenden Band. Die Ankündigung der Stadt, dass Ältere hier Unterstützung bei der Buchung eines Impftermins finden, hat einen wahren Ansturm ausgelöst – was teilweise einem Missverständnis geschuldet ist. Nämlich dem, dass es für die Mitarbeitenden in den Zentren einfacher sei, einen Termin zu ergattern, als für alle anderen. Genau das ist aber nicht der Fall. Auch den Angestellten in den Seniorenzentren bleibt nur der Anruf bei der Impfhotline oder das Online-Buchungs-Prozedere über die Webseite. Das wurde auch so mitgeteilt – kam aber offenbar nicht bei allen so an.

Dazu kommt das noch größere Problem: "Wenn keine Impfdosen da sind, können wir keinen Impftermin vermitteln", bringt es Jürgen Reichenbach, Leiter des Seniorenzentrums Handschuhsheim, auf den Punkt. Das stoße bei manchen Anrufern auf Unverständnis. Frustrierend sei auch, dass das neue Impfzentrum im Pfaffengrund angepriesen werde, aber alle Termine längst ausgebucht seien. Reichenbach möchte trotzdem helfen – all jenen, die es nicht selber können. 30 Personen hat er inzwischen auf der Liste, für die er nun versucht, einen Impftermin zu buchen. "Anrufe waren es viele mehr." Er fragt dann, ob es nicht doch noch einen Angehörigen gebe, der die Buchung übernehmen könnte. Oft sei auch große Ratlosigkeit bei den Anrufenden gewesen, was die Bedienung der Technik angehe. Und manchmal ging es auch einfach nur darum, zuzuhören.. "Kein Gespräch ist ein verlorenes Gespräch", sagt Reichenbach: "Es ist so schön, den Kontakt zu den Senioren zu haben, die liegen uns schließlich am Herzen."

Ganz ähnlich erging es Susanne Arenz und Vera Ruf im Seniorenzentrum Kirchheim. 58 Anrufe gingen hier vergangene Woche ein. Neben Senioren selbst waren auch verzweifelte Söhne am Telefon, die auf Unterstützung hofften. Oder unter 80-Jährige, denen kein Termin zusteht, die es aber trotzdem probierten. Letztlich blieben 23 Personen übrig, für die Arenz und ihr Team jetzt einen Impftermin buchen wollen. Und auch Arenz sieht in der Situation vor allem das Positive: "Das ist eine Riesenchance für unser Seniorenzentrum", sagt sie. "Wann, wenn nicht jetzt, sollten wir da sein für die Senioren und sie unterstützen." In Kirchheim hat man sich deshalb schon Lösungen überlegt. Impfpatenschaften mit Ehrenamtlichen sollen eingerichtet werden. Natürlich unter der Voraussetzung, dass die Senioren damit einverstanden sind, dass ihre Daten weitergegeben werden, erklärt Arenz. Ein Aushang brachte direkt Erfolg: "Eine junge Mutter hat sich gleich gemeldet", weitere elf Ehrenamtliche hätten direkt ihre Hilfe zugesagt, freut sich Arenz.

Im Seniorenzentrum Boxberg-Emmertsgrund haben allein am Wochenende 16 Menschen auf den Anrufbeantworter gesprochen – sie wurden am Montagvormittag erst einmal zurückgerufen. Das berichtet Michaela Günter. Und auch sie erzählt von vielen Missverständnissen. Dass viele glaubten, sie bräuchten nur im Seniorenzentrum anrufen und würden am nächsten Tag geimpft. Dass einige denken, die Impfung fände direkt im Seniorenzentrum statt. Auch hier sind die Mitarbeitenden also damit beschäftigt, mit den Menschen zu sprechen. Zu erklären, zu vertrösten, aber auch Trost zu spenden, "weil einige glauben, es sei ihr persönliches Versagen, dass sie das mit der Buchung nicht hinkriegen", so Günter. Sie sieht aber ebenfalls den positiven Effekt. "Die Anrufer sind zu 99 Prozent Menschen, die vorher keinen Kontakt zu uns hatten, und wir können jetzt die Gespräche für unsere Öffentlichkeitsarbeit nutzen."

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Auch bei der Stadt ist angekommen, dass es im Rahmen des Hilfsangebots zu Missverständnissen kommt. Nikola Jung, Leiterin des Sachgebiets Weiterentwicklung der Seniorenarbeit beim Amt für Soziales sagt: "Das Problem im Moment ist vor allem die Verzögerung bei der Impfstofflieferung." Wichtig sei aber, dass Seniorinnen und Senioren die Sorge genommen werde, dass sie keinen Termin bekommen könnten. "Sobald der Impfstoff da ist, bekommen sie einen. Es dauert eben."

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