Autofahrer sollen eine Fahrbahn opfern
Bezirksbeirat Altstadt stimmt für neuen Radweg am Adenauerplatz - Schon im Sommer könnte mit den Arbeiten begonnen werden

Blick vom Adenauerplatz in Richtung Ebert-Anlage: Der Autofahrstreifen vor dem Europäischen Hof (links) soll entfallen. Dafür müssen die Rechtsabbieger künftig den Radweg kreuzen. Foto: Rothe
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Schnelle Radler sollen künftig bequemer von der Altstadt an den Hauptbahnhof kommen. Nachdem bereits die Bezirksbeiräte Weststadt und Bergheim grünes Licht für die Verbesserung des Radverkehrs am Adenauerplatz gegeben hatten, stimmten nun auch die Altstädter Stadtteilvertreter mit fünf zu drei Stimmen bei zwei Enthaltungen zu. Das Gesamtprojekt ist inklusive Signaltechnik und Fahrbahnsanierung mit 761.000 Euro veranschlagt, die Stadt hat aber Fördermittel nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz beantragt. Ob und mit welcher Summe sich Land und Bund beteiligen werden, ist derzeit noch unklar.
Hauptziel ist es, die enge Plöck vom Verkehr zu entlasten. "Bislang fährt fast kein Radler über die Friedrich-Ebert-Anlage und den Adenauerplatz", sagte Thomas Bollian, der für das Amt für Verkehrsmanagement die Pläne vorstellte. Vorgesehen sei, die Radler, die in Richtung Westen unterwegs sind, schon an der Schießtorstraße auf die Ebert-Anlage zu lenken, sodass sie nicht mehr durch den Abschnitt der Plöck, der Fußgängerzone ist, fahren müssen: Zwischen Zentralem Sprachlabor und Hölderlingymnasium haben Passanten Vorrang, daran halten sich aber nur wenige Radler.
Für die schnelle Radverbindung am Adenauerplatz müssten die Autofahrer sowohl vor dem Europäischen Hof als auch am Deutsch-Amerikanischen Institut einen Fahrstreifen opfern. "Die Verkehrsknoten bleiben aber leistungsfähig", sagte Bollian und verwies auf eine Machbarkeitsstudie des Büros Schlothauer und Bauer. Trotzdem zweifelten einige Altstädter Bezirksbeiräte am Sinn des Projekts. "Ich glaube nicht, dass der Radverkehr dadurch beschleunigt wird", sagte Gerd Guntermann (GAL). Ein Problem sieht er an den beiden Ampeln an den Kreuzungen mit der Sofien- und der Rohrbacher Straße. Zudem hätte Guntermann es begrüßt, wenn die Radler auch einen neuen Fahrstreifen auf der Linksabbiegespur Richtung Weststadt und Rohrbacher Straße bekämen. Michael Hug (Heidelberg pflegen und erhalten) bezweifelt unterdessen, dass die Radler das neue Angebot annehmen. Hug kritisierte auch, dass den Autofahrern in der Ebert-Anlage ein Fahrstreifen weggenommen werden soll: "Bei Hochwasser ist das die einzige Ost-West-Verbindung."
Bedenken äußerte auch Karin Werner-Jensen, Vorsitzende des Vereins Alt-Heidelberg, angesichts der geplanten Straßenaufteilung in der Ebert-Anlage. Der Radstreifen soll nämlich direkt an den Parkplätzen der Anwohner vorbeigeführt werden. Wenn ein Autofahrer achtlos die Tür aufreiße, werde es für die Radler sehr gefährlich, so Werner-Jensen. "Das ist ein zweiter Kölner Teller, der da produziert wird", warnte auch Hug - und spielte damit auf die Metallnoppen in der Wolfsbrunnensteige an, an denen im Oktober ein Radler tödlich verunglückte.
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Dieter Teufel von der Arbeitsgemeinschaft Rad (AG Rad) sprach sich hingegen für die schnelle Radachse Richtung Hauptbahnhof aus. "Wir haben täglich 8000 Radler in der Plöck und müssen die Situation entschärfen." Der neue Radweg am Adenauerplatz sei da die einzige sinnvolle Lösung.
Wenn das Regierungspräsidium Karlsruhe Fördergelder in Aussicht stellt, könnte bereits im Sommer dieses Jahres mit den Arbeiten begonnen werden. Zuvor haben aber noch der Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss am 7. März und der Gemeinderat am 12. April das letzte Wort.