Schlossfestspiele Heidelberg

Die Touristen sind das Test-Publikum - Ein Besuch bei den Proben

Vorbereitungen für Schlossfestspiele kommen in die heiße Phase – Auftakt mit "Shakespeare in Music" am 7. Juni

01.06.2018 UPDATE: 02.06.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden

Vom traumhaften Blick auf die Altstadt bekommen die Schauspieler am Boden des Dicken Turms wenig mit: Sie proben für "Shakespeare in Music", mit dem am Donnerstag die Schlossfestspiele eröffnet werden. Im Dicken Turm finden dann bis zu 200 Gäste Platz. Foto: Rothe

Von Lilly von Consbruch

Heidelberg. Der Blick aus fast 40 Metern Höhe landet in der Mitte des Dicken Turms: Auf einer kleinen Drehbühne proben drei Schauspieler für das Stück "Shakespeare in Music", während drei andere die Bühne manuell bewegen. Was genau in der Szene passiert, ist nicht zu erkennen, aber die kräftigen Stimmen der Protagonisten sind glasklar zu hören, als die RNZ bei den Proben vor Ort war.

Während bei sonnigem Traumwetter täglich Tausende Touristen durch die Schlossgemäuer streifen, laufen die Vorbereitungen für die Heidelberger Schlossfestspiele auf Hochtouren. Denn mit dem szenisch-musikalischen Shakespeare-Sommernachts-abend geht das große Sommerspektakel schon nächsten Donnerstagabend los.

Seit Anfang April steht die Bühne im Schlossinnenhof, auf der Carlo Goldonis Verwirrspiel "Der Diener zweier Herren" und das Musical "Anatevka" aufgeführt werden. Geprobt wird jeden Tag acht Stunden, von 10 bis 14 Uhr und von 18 bis 22 Uhr - für die Schauspieler ist das eine besondere Herausforderung: "Der Schlosshof ist immer voll", sagt Sophie Melbinger aus dem Heidelberger Ensemble, die im "Diener zweier Herren" spielt. "Wir spielen also jetzt schon die ganze Zeit vor Publikum."

Genau das sei aber auch ein Vorteil: Weil viele Touristen stehen bleiben und für ein paar Minuten zuschauen, bekommen die Schauspieler schon bei den Proben eine erste Rückmeldung: "Wir sehen, was gut ankommt - und was eher nicht."

Im Schloss zu spielen ist sowieso etwas ganz anderes als im Theater. "Wir müssen alle Gesten und vor allem die Mimik viel deutlicher machen", meint Katharina Lütten. Schließlich sollen bei bis zu 1000 Zuschauern im Schlosshof auch die in den hinteren Reihen noch alles sehen können.

Während die Schauspieler eifrig üben, ist an den drei Spielstätten - neben dem Dicken Turm und dem Schlosshof auch der Englische Bau, wo das Kindertheaterstück "Heidi" gespielt wird - auch wenige Tage vor dem Start noch viel zu tun. "Jeweils acht Personen arbeiten in einer Früh- und einer Spätschicht an den Bühnengestellen und der Technik", erklärt Saskia Sturm.

Die Bühnenbilder sind noch nicht fertig, aber das ist auch gut so. "Während der Proben ändert sich immer mal wieder spontan etwas am Bühnenbild oder den Requisiten", so Sturm - dann muss schnell alles angepasst werden. So wurde erst bei den Proben klar: Die Helme, die die Schauspieler im "Diener zweier Herren" beim Roller fahren tragen, stören den restlichen Ablauf zu sehr - also weg damit. Steffen Gangloff, der den Diener Truffaldino spielt, merkte dagegen beim Proben: "Ich brauche ein weiteres Tablett" - also her damit.

Eine besondere Herausforderung ist das Bühnenbild für "Anatevka" - es ist sieben Meter hoch. "Während der Aufführungen darf es nicht zu windig sein, sonst müssen wir das aus Sicherheitsgründen abbauen", erklärt Festivalleiterin Saskia Sturm, die die über 200 beteiligten Mitarbeiter koordiniert.

Überhaupt ist das Wetter natürlich ein Dauerthema bei den Schlossfestspielen, in den letzten Wochen war es so schön wie selten in der Probenzeit. "Es ist herrlich, bei der Wärme bis spät abends im Schlosshof proben zu können, da herrscht eine ganz besondere Atmosphäre", sagt Sophie Melbinger. Aber natürlich gibt es auch einen Plan B: Wenn es stark regnet, wird im Königssaal geprobt, bei kleinen Regenschauern dagegen bleiben die Schauspieler draußen.

Genauso ist es dann auch bei den Aufführungen: Regnet es, werden erst einmal Regencapes verteilt. "Wir geben alles, um die Stücke im Freien aufzuführen", so Sturm. Schließlich sind die Stücke für die besondere Freiluft-Atmosphäre der Schlossruine gemacht - und nicht für einen geschlossenen Raum. Saskia Sturm drückt es so aus: "Das Spannende ist doch, dass wir die alten Gemäuer mit neuen Inhalten füllen."

Info: Die Schlossfestspiele dauern vom 7. Juni bis 29. Juli. Das komplette Programm und weitere Infos gibt es unter www.heidelberger-schlossfestspiele.de. Karten gibt es auch an der Theaterkasse, Theaterstraße 10, per E-Mail an tickets@theater.heidelberg.de sowie unter Telefon 06221 / 582-0000.

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