Maggi macht müde Löwen munter (plus Fotogalerie)
15 RNZ-Leser erlebten den Zoo bei einer Abendführung. In der Zoo-Akademie wurde dann noch kreativ gewerkelt.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Wenn der Zoo am Abend seine Pforten schließt, gehen noch längst nicht alle Tiere schlafen. Bei einem Spaziergang in der Dämmerung bieten sich Besucherinnen und Besuchern deshalb ganz besondere Eindrücke. Diese Erfahrung machten am Montagabend 15 RNZ-Leser im Rahmen der Sommertour. In friedlicher Abendstimmung, die nur hier und da von Löwengebrüll unterbrochen wurde, erzählte Antje Hoyer den Gästen im Rahmen einer einstündigen Führung spannende Details aus dem Leben einiger Tiere.
Den Fokus legte die Zoo-Mitarbeiterin dabei auf das Thema Beschäftigung. "Je intelligenter die Tiere, umso mehr Beschäftigung brauchen sie", sagte Hoyer. So verschieden die Tiere, so unterschiedlich ihre Bedürfnisse – und deshalb müssen sich die Zoo-Mitarbeiter einiges einfallen lassen, um ihre Schützlinge zu unterhalten. Dass ausgerechnet die eher unscheinbaren Keas in ihrer Voliere besonders anspruchsvoll sind, überraschte zwar einige Sommertour-Gäste, aber nicht alle. Eine RNZ-Leserin berichtete, dass man den klugen Vögeln in ihrer Heimat Neuseeland sogar eigene Spielplätze baut. Ziel ist, zu verhindern, dass die Papageien die Dichtungen geparkter Autos, die sie mit Leidenschaft abknabbern, in Frieden lassen.
Auch auf der Afrikaanlage kümmern sich die Zoo-Mitarbeiter um Beschäftigung für die Tiere. Einerseits geschehe das durch Vergesellschaftung – in Heidelberg werden Zebras, Blessböcke und Kudus gemeinsam gehalten – andererseits sorgen zum Beispiel Äste und Hölzer dafür, dass keine Langeweile aufkommt.
Die Elefanten haben inzwischen eine ganze Beschäftigungswand. Unterhaltung dort ist für die Tiere nicht nur ein willkommenes Vergnügen im Elefanten-Alltag. Das regelmäßige Training ist auch wichtig, damit die Bewohner der Bullen-WG allerhand lernen. Dazu zählt beispielsweise, den Mund ganz weit für eine Zahnbehandlung zu öffnen oder das Bein zur Fußpflege zu heben. "Die Elefanten lernen das ausschließlich mit positiver Verstärkung", erklärte Hoyer. Konkret heißt das: Es gibt Brötchen zur Belohnung, wenn etwas gut klappt. Die Zoo-Mitarbeiterin betont, dass den Tieren das Training große Freude bereitet.
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Die beiden Berberlöwen im Zoo verbringen rund 22 Stunden am Tag mit Schlafen – und am Montagabend war das nicht anders. Aber auch Berberlöwen, die in freier Wildbahn seit 100 Jahren ausgestorben sind, wollen beschäftigt werden. Allerdings weniger mit einem Spielplatz, Stöckchen oder an einer Wand. Die Großkatzen lieben Düfte. "Ein bisschen Maggi oder Parfum fein verteilt – das ist für die Tiere so spannend wie für uns ein Blockbuster", erklärte Hoyer.
Am Ende der Tour, bei der auch Schimpansendame Susi zum allgemeinen Entzücken neugierig die Besucher bestaunte, warteten dann gleich zwei Überraschungen auf die Sommertour-Gäste. Am Erdmännchen-Gehege sagte Zoodirektor Klaus Wünnemann, der seine abendliche Runde mit seinem Hund durch den Zoo machte, den RNZ-Lesern Hallo. Und dann durften alle noch den Riesenschildkröten einen Besuch im Haus abstatten und dem rund 100-jährigen Iulius den Hals kraulen – er genoss die abendlichen Streicheleinheiten sichtlich.
Hintergrund
Berichte weiterer Sommertouren unter
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Anschließend hatte Lukas Frese im Techniklabor der neuen Zoo-Akademie noch einen kleinen Workshop vorbereitet. Frese zeigte, wie sich mit einer Vorlage auf Papier, Hammer, Nägeln und Bindfaden ein Tier-Porträt auf einem Stück Holz gestalten lässt. "Normalerweise machen wir das in einem dreistündigen Workshop für Kinder", erklärte Frese. Kinderleicht war die Herstellung aber keineswegs. Trotzdem hatten alle – ob jugendlich oder erwachsen – eine Menge Spaß. Nicht nur Tiere lieben eben Beschäftigung, sondern auch Menschen.