Ein Blick hinter die Kulissen des Heidelberg Congress Centers
Bald eröffnet in dem Konferenzzentrum auch ein Pop-up-Restaurant. Hier gibt es auch genug Platz für die Kultur.

Von Anica Edinger
Heidelberg. Die deutschlandweit größte Leinwand hängt in Heidelberg: im großen Saal des neuen Kongresszentrums in der Bahnstadt. "Es ist sogar die fünftgrößte Leinwand weltweit", ist Mathias Schiemer, Chef von Heidelberg Marketing und Co-Geschäftsführer des Kongresszentrums, auch ein bisschen stolz.
Mit Superlativen wirft Schiemer im HCC nur so um sich. So gibt es dem Geschäftsführer zufolge dort neben der größten Leinwand auch den größten Chef’s Table weltweit – wo man sich an 54 Plätzen rund um drei Küchenblöcke herum bekochen lassen kann. 30 RNZ-Lesern gewährte Schiemer bei der Sommertour einen Blick hinter die Kulissen des erst vor gut eineinhalb Jahren eröffneten Prestigebaus aus Sandstein, der, so Schiemer, "ein kleiner Farbklecks" in der Bahnstadt ist.
Hintergrund
> Annemarie Ritter, Heidelberg: "Ich bin schon immer ein Heidelberger Urgestein, lebe seit 60 Jahren im Pfaffengrund – und ich kann sagen: Wir sind froh um dieses Haus. Ich habe mich so gefreut, heute ganz viel darüber zu erfahren, ich kenne es nur von Konzerten. Es war
> Annemarie Ritter, Heidelberg: "Ich bin schon immer ein Heidelberger Urgestein, lebe seit 60 Jahren im Pfaffengrund – und ich kann sagen: Wir sind froh um dieses Haus. Ich habe mich so gefreut, heute ganz viel darüber zu erfahren, ich kenne es nur von Konzerten. Es war ganz wunderbar!"
> Theodor Muth, Mauer: "Danke an die RNZ, dass sie diese Tour ermöglicht hat! Wir waren schon bei mehreren Sommertouren dabei und es war jedes Mal super. Wir waren heute ganz überwältigt vom Kongresszentrum – es gibt so viele Möglichkeiten der Nutzung und auch die Technik ist beeindruckend."
> Hildegard Filsinger, Rauenberg: "Mir hat es sehr gut gefallen, ich bin echt begeistert. Ich war schon auf einem Konzert hier – aber jetzt konnte ich heute alle Räume sehen, das war richtig schön. Ich bin auf dem Weg zur Arbeit früher immer an der Baustelle vorbeigekommen und dann auch am fertigen Bau, jetzt weiß ich endlich, was alles dahintersteckt."
> Karola Herrmann, Nussloch: "Ich fahre sehr oft hier vorbei, künftig werde ich das Konferenzzentrum mit anderen Augen ansehen. Jetzt ist es nicht mehr nur ein Gebäude, weil ich dank der Sommertour weiß, was dahintersteckt. Toll, echt toll!"
> Birgit Haag, Nussloch: "In der Größe und der Art und Weise, wie es gebaut wird, ist das Konferenzzentrum sehr beeindruckend. Ich war heute zum ersten Mal hier – und Herr Schiemer hat die Tour wirklich toll gemacht."
Für die Leser ging es nicht nur in den großen Saal, "das Herzstück des Konferenzzentrums", so Schiemer, mit Platz für 1800 Kongressgäste, sondern auch in den kleineren mit Platz für 700 bis 800 Menschen. Schiemer zeigte dort und in einigen noch kleineren Räumen die Technik. Kameras, Beamer, Lautsprecher: All das gehöre dem Kongresszentrum.
So müssten sich Veranstalter keinerlei Gedanken ums Equipment machen. Um sich das leisten zu können, habe man an anderen Stellen beim Bau gespart, erklärt Schiemer. Ein Beispiel: Fachplaner wollten zehn Konvektomaten in die Küche stellen. Doch unter Einbezug des künftigen Personals stellte man fest, dass fünf völlig ausreichten.
Die Leser durften auch den Ladehof sehen – in dem man sich auch wohlfühlen kann, wenn es mal regnet oder gar schneit. Denn er ist überdacht. Beim Bau habe man außerdem darauf geachtet, dass der Schwerlastverkehr keine Berührungspunkte mit der nur unweit entfernten Kindertagesstätte an der Schwetzinger Terrasse hat. "Wir wollen gute Nachbarn sein", erklärte Schiemer. Und das gelinge auch gut.
Mit dem Hydraulik-Aufzug ging es schließlich ins erste Obergeschoss. 100 Personen passen rein – in anderen Maßen: ein Audi Q 7. Das ist kein Scherz. "Wir haben den Aufzug um einen Q 7 gebaut, der passt da rein", berichtet Schiemer.
Von den Mitarbeitern im HCC wird der Aufzug deshalb auch so genannt, Q 7. Auf der Terrasse – dem "Sky-Forum" – eröffnet sich den Lesern dann ein schöner Blick über die Stadt. Kongressveranstalter können die Terrasse dazu buchen, wenn sie das möchten – und beispielsweise auch Autos präsentieren, die mit dem Q 7 vom Ladehof direkt ins Sky-Forum gebracht werden können.
Hauptsächlich aber wird die Terrasse als Lounge-Area genutzt, "man kann hier aber auch einen Grillabend veranstalten", so Schiemer. Künftig kann er sich dort ganz verschiedene Events vorstellen – auch abseits von Kongressen. Lesungen unter freiem Himmel beispielsweise. Schiemer plaudert aus dem Nähkästchen: "Ich habe zum Beispiel alle Heidelberger Amtsleiter zu einem Gin-Tonic-Abend eingeladen."
Die ganze Terrasse samt treppenartig angeordneten Sitzreihen besteht aus gepresstem Bambus. Der komme zwar nicht aus der Region, sei aber trotzdem nachhaltig, weil es sich um ein Abfallprodukt handle. Nachhaltigkeit: Für viele Kongressveranstalter sei das ein zentrales Thema.
Die SAP etwa arbeite nur mit Konferenzzentren, die nachweisen könnten, dass sie nachhaltig arbeiten. "Und SAP war schon acht oder neun Mal bei uns zu Gast", ist Schiemer stolz. Das HCC ist auch an die Fernwärme angeschlossen, mit einer großen Photovoltaik-Anlage ausgestattet und ist, dank der benachbarten, von den Stadtwerken errichteten Kältezentrale, ganzjährig mit Kälte versorgt.
Im Keller gibt es 70 Ladeplätze für E-Autos und Fahrradladestationen. Vom hauseigenen Caterer werden ausschließlich regionale Weine angeboten. Der eröffnet übrigens in einigen Wochen ein Pop-up-Restaurant samt Außenbereich im HCC. Denn Schiemer ist überzeugt: "So ein Haus muss immer leben."
Dass das alles Geld kostet, daraus macht Schiemer keinen Hehl. Sechs Millionen Euro im Jahr müsse die Stadt für den Unterhalt des Zentrums zahlen. Aber: Die Stadt nimmt natürlich auch etwas ein. "Da wird die Umlaufrendite wichtig", erklärt Schiemer – und rechnet vor: Über die Kongresse kämen etwa 40.000 bis 50.000 Gäste pro Jahr nach Heidelberg, die hier auch übernachten.
Mindestens zwei Nächte, wenn nicht sogar noch mehr. 450 Euro ließe ein Gast an diesen beiden Tagen in der Stadt – in der Gastronomie und Hotellerie, aber auch im Einzelhandel.
Zwischen 60 und 65 Veranstaltungen seien für 2026 schon fest gebucht. In den nächsten Wochen geht der Kongressbetrieb wieder los, dann ist etwa das Riesen-Pharmaunternehmen Roche zu Gast.
Und, das verspricht Schiemer den Lesern noch ganz zum Schluss: Auch die Stadthalle wird nun Ende dieses Jahres fertig. "Es wird wunderschön. Lassen Sie sich überraschen." Konzerte wird es dann im HCC sehr viel weniger geben. "Hier brauchen wir Kongresse, um die Rechnungen zu bezahlen."
Hintergrund
> Das Heidelberg Congress Center (HCC) wurde am 19. April 2024 nach vierjähriger Bauzeit mit einer großen Gala mit 1200 geladenen Gästen eröffnet. Drei Tage später gab es einen Tag der offenen Tür.
> 115 Millionen Euro hat das HCC gekostet. Es wurde nach dem Entwurf von Florian Walter von Degelo-Architekten von der Bau- und Servicegesellschaft mbH, eine 100-prozentige Tochter der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz Heidelberg (GGH), gebaut.
> Im Sommer 2024 musste das HCC nochmal für einige Wochen geschlossen werden. Die Akustiker des Büros Müller-BBM machten den großen Saal für knapp eine Million Euro fit für Orchester. Der Heidelberger Frühling spielt dort in der Saison 2025 fünf Konzerte und auch das Philharmonische Orchester ist mehrfach zu Gast.
> Der Betreiber des HCC ist die Heidelberger Kultur- und Kongressgesellschaft mbH (HKK), eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stadt. Sie ist für die Organisation, Durchführung und Vermarktung von Veranstaltungen im HCC zuständig. Geschäftsführer sind Thomas Sante und Mathias Schiemer. ani








