RNZ Sommertour 2018

So sieht das Krankenhaus von morgen aus

RNZ-Sommertour im Neubau der Chirurgischen Klinik - Medizintechnik faszinierte - Der Hubschrauber kommt von Osten

09.08.2018 UPDATE: 10.08.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden

Großes Privileg für RNZ-Leser: Die RNZ-Sommertour besucht ein Krankenhaus von morgen, die Baustelle der neuen Chirurgie. Hier stehen die Teilnehmer auf dem kreisrunden, 35 Meter messenden Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach. Fotos: Philipp Rothe

Von Birgit Sommer

Heidelberg. Lüftungsrohre, Leitungen, Technik, wohin man blickt - im Innenausbau der Chirurgie im Neuenheimer Feld arbeiten täglich bis zu 300 Menschen. 90 Firmen und Architekturbüros sind am Bau der modernsten Klinik in Deutschland beteiligt. Den RNZ-Sommertouristen eröffnete Bernd Müller, Leiter des Amtes Bau und Vermögen des Landes Baden-Württemberg, am Mittwochabend die einzigartige Gelegenheit, sich das alles einmal anzuschauen. Nach der Eröffnung werden den Besuchern unter den mehr als tausend Räumen nur noch die Patientenzimmer offenstehen.

Die 40 Teilnehmer zeigten sich fasziniert von der Komplexität des Bauvorhabens. "Nach dem Flughafen ist es das Zweitkomplizierteste zu bauen", sagte auch Bernd Müller. Er selbst, der Projektleiter für den Neubau, Gunnar Kirrmann, und Karin Diez von der Planungsgruppe Medizin des Uniklinikums führten durch Intensivstation und OP-Räume im Untergeschoss und bis hoch auf die Hubschrauberlandeplattform. Technik, Lüftung und das unterirdische Transportsystem, das alle Kliniken verbindet, liegen noch ein Stockwerk tiefer. Darüber aber ging es auch darum, möglichst viel Licht in das große Gebäude zu bekommen, wie Müller sagte.

Hintergrund

Die Chirurgische Klinik des Universitätsklinikums im Neuenheimer Feld wird voraussichtlich Mitte des Jahres 2019 in Betrieb gehen. Untergebracht sind im fünfstöckigen Gebäude dann Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Herzchirurgie,

[+] Lesen Sie mehr

Die Chirurgische Klinik des Universitätsklinikums im Neuenheimer Feld wird voraussichtlich Mitte des Jahres 2019 in Betrieb gehen. Untergebracht sind im fünfstöckigen Gebäude dann Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Herzchirurgie, Gefäßchirurgie, Urologie, Anästhesiologie und Radiologie.

Bettenzahl: 313, davon je 36 Betten in fünf Normalpflegestationen, 28 Betten in zwei Intensivstationen und 28 Betten in zwei Intermediate-Care-Stationen (IMC, Pflegebedürftigkeit zwischen Intensivstation und Normalstation) sowie 21 Betten in der Wahlleistungsstation.

Operationssäle: 16, davon sind zwei als Hybrid-Stationen mit bildgebenden Anlagen in Form von Angiografieanlagen, Computertomografen oder Magnetresonanztomografen ausgestattet.

Forschung und Lehre: Hörsaal mit 196 Plätzen und sieben Seminarräume.

Baukosten: 175 Millionen Euro.

Medizintechnische Ausstattung: 38 Millionen Euro. bik

[-] Weniger anzeigen

Karin Diez erklärte, warum man in den Intermediate-Care-Zimmern zwar Nasszellen, aber keine Dusche braucht ("Wenn wir Duschen haben, die nicht benutzt werden, haben wir Legionellen."), und warum in den Intensivstationen die Lichtfarbe im Tag- und Nacht-Rhythmus wechseln wird. Möglicherweise kann das Bewusstseinsstörungen - auch als "Delir" bekannt - vorbeugen. In bestimmten Zimmern gibt es Metallbalken an der Decke, so dass die Pflegekräfte mithilfe einer Art Kran schwere Menschen im Bett wenden können. Ein Aufzug wurde besonders groß angelegt, so dass Patienten mit Bett, Kunstherzsystem und zwei Betreuungspersonen darin Platz finden.

Hintergrund

Jörg Miethke, Heidelberg: "Es war super hier, die Besichtigung war eine ganz tolle Idee. Die Informationen und die Kompetenz, mit der wir geführt wurden, waren sehr beeindruckend. Wir haben jetzt viel mehr Verständnis für die Technik und was bei einer Planung

[+] Lesen Sie mehr

Jörg Miethke, Heidelberg: "Es war super hier, die Besichtigung war eine ganz tolle Idee. Die Informationen und die Kompetenz, mit der wir geführt wurden, waren sehr beeindruckend. Wir haben jetzt viel mehr Verständnis für die Technik und was bei einer Planung so alles dahintersteckt."

Elisabeth Südkamp, Dossenheim, und Birgit Lichter, Heidelberg: "Wir dachten immer, das sieht ein bisschen verwirrend aus in der Klinik, aber jetzt ist alles einleuchtend. Es war eine ausgesprochen schöne Führung."

Jutta Hoffmann, Heidelberg: "Ich wollte diese Führung in der neuen Chirurgie gerne mitmachen, weil ich vor zwei Jahren in der alten Chirurgie war und mich fürchterlich aufgeregt habe, weil es keine gescheiten Waschgelegenheiten gab. Die Vier-Bett-Zimmer dort waren grauenvoll, das ist hart für Schwerkranke."

Mike Seitz, Binau: "Die OP-Säle im Rohbau zu sehen, fand ich sehr interessant - schon, was da an Technik dahintersteckt. Man hat ja nicht jeden Tag die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen."

Ralf Graf, Mosbach: "Wir sind in Bereiche gekommen, in die man als gesunder Mensch nie hineinschauen kann. Unsere Tochter lernt Medizinisch-technische Radiologieassistentin, und so sehen wir mal die ganze Technik, mit der der Beruf verbunden ist."

Elisabeth Rother, Heidelberg: "Ich finde die Zusammenarbeit zwischen der medizinischen Seite und den Architekten absolut top. Es zahlt sich aus, weil dann grade nicht Dinge entstehen, die nachbesserungswürdig sind. Es ist hoch interessant, in dieser späten Bauphase hinter die Kulissen schauen zu können."

[-] Weniger anzeigen

Der OP-Bereich ist mit Aufwachraum, Umbettschleusen und Sterilflur perfekt organisiert für 16 Teams, die dort langwierige Operationen auch rund um die Uhr durchführen können. Ein Strahlen-OP wird mit zehn Zentimeter dicken Bleiplatten abgeschirmt. In Hybrid-OPs ermöglichen bildgebende Anlagen minimalinvasive Eingriffe. OP-Säle insgesamt sind teure Flächen, jeder Quadratmeter kostet 19.000 Euro. Die Terrazzo-Böden auf Kunststoffbasis sollen aggressive Pflegemittel besser aushalten als andere Materialien. "Teure Baustoffe erweisen sich über die Jahre hin als billig", erklärte Bernd Müller. So lägen etwa die 30 Jahre alten Teppichböden in der Kopfklinik heute noch.

Auch interessant
RNZ-Sommertour 2018: Von der Rolle in der Druckerei
RNZ-Sommertour 2018: Heidelberg und die Reben - das passt! (plus Fotogalerie)
Sommertour 2018: Fast 1500 RNZ-Leser wollen mit der "Königin Silvia" fahren

Weil die medizinische Entwicklung schnell vorangeht, schafften Kliniken gerne die modernste Medizintechnik an, meinte Karin Diez: "Es ist eine Kunst, so flexibel zu planen, dass man mit kleinen Anpassungen später realisieren kann, was man vorher eben noch nicht wusste."

Durch das große Foyer der Medizinischen Klinik wird man künftig auch in die Chirurgie gelangen. Dort schließen sich Ambulanzen, Radiologie und Schockraum gleich an. Und auch beim Hubschraubertransport kommt der Patient direkt in diesem Bereich an. Durchschnittlich drei Anflüge gebe es pro Tag, sowohl klassische Notfälle als auch Intensiv-Verlegungen aus anderen Kliniken. Um die Tiere im gegenüberliegenden Zoo nicht zu stören, hat man sich auf Anflüge aus Richtung Osten geeinigt. Nur wenn es eng wird, geht Mensch vor Tier.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.