RNZ-Sommertour 2017

Mit einem Heidelberger Original durch die Stadt

Am Sonntag waren 100 RNZ-Leser bei der letzten Sommertour des Jahres mit dem historischen TW 80 unterwegs

11.09.2017 UPDATE: 12.09.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden

Mit dem historischen Triebwagen 80 fuhren am Sonntag 100 RNZ-Leser vom Kirchheimer Friedhof aus durch Heidelberg. Die Touren begleiteten Hennig Dellbrügge und Klaus Rögner (v.r.) von der IGN sowie RNZ-Redakteur Timo Teufert (l.). Fotos: Philipp Rothe

Von Timo Teufert

Heidelberg. Ein kurzer Zug vom Schaffner an der Lederleine über den Köpfen der Fahrgäste - und es klingelt beim Fahrer. Für Erhard Odenwald das Signal: Alle Türen sind geschlossen, bereit zur Abfahrt. Und so setzt sich der historische Straßenbahnwagen TW 80 der Interessengemeinschaft Nahverkehr Rhein-Neckar (IGN) in Bewegung. An Bord 25 Teilnehmer der RNZ-Sommertour, die am Sonntag mit der Tram vom Kirchheimer Friedhof zu einer Tour durch Heidelberg starteten. Bei der letzten Sommertour in diesem Jahr kamen - dank des Engagements der ehrenamtlichen Nahverkehrsfreunde - insgesamt 100 Leser in den Genuss einer Fahrt.

 

Während der Tour, die von Kirchheim über den Hauptbahnhof, den Betriebshof und die Berliner Straße in Richtung Handschuhsheim-Nord führte, erklärte der zweite Vorsitzende der IGN, Klaus Rögner, Details zum Fahrzeug und zur Fahrstrecke. Der Wagen ist ein Heidelberger Original, wurde 1956 in der renommierten Fuchs’schen Waggonfabrik (heute Quartier am Turm) in Rohrbach gebaut. Der TW 80 war ein Fahrzeug der letzten Serie von Straßenbahnen, die in Rohrbach gebaut wurden. Danach kamen "Gelenktriebwagen" in Mode. Diesen Trend hatte Fuchs verschlafen - die Waggonfabrik wurde von der International Harvester Company übernommen und produzierte fortan Landmaschinen. Der TW 80 fuhr bis 1977 im Liniendienst, bis 1993 wurde er als Fahrschul- und Rangierwagen bei der HSB eingesetzt. Seit 2005 befindet er sich im Eigentum der IGN, die ihn seither für Sonderfahrten nutzt.

"Das Besondere an diesem Wagen ist, dass er durchgängig im Betrieb war und nie außer Dienst gestellt wurde", berichtet Rögner. Stationiert war das 11,60 Meter lange Fahrzeug während seiner aktiven Dienstzeit auf dem ehemaligen Betriebshof in Leimen. Der befand sich dort, wo heute das Kurpfalzzentrum steht. Von dort aus wurde das Fahrzeug, oftmals mit zwei Beiwagen, auf der Linie 8 zwischen Heidelberg und Wiesloch eingesetzt. Nach deren Stilllegung fuhr der 80er innerhalb des Stadtgebiets als "Verstärkungs-wagen" in den Hauptverkehrszeiten. Für die Sommertouristen ging es von Handschuhsheim-Nord, wo Erhard Odenwald den Führerstand wechselte, über die Handschuhsheimer Landstraße, den Bismarckplatz und die Bergheimer Straße zurück zum Hauptbahnhof und von dort weiter nach Kirchheim.

Zwei Elektromotoren treiben den 12,4 Tonnen schweren Triebwagen an und können ihn auf bis zu 60 Kilometer pro Stunde beschleunigen. "So schnell fahren wir aber nicht, um das Material zu schonen. Wir fahren maximal 50 Kilometer pro Stunde", erklärte Odenwald den Sommertouristen. Mit Erfolg: "Der letzte Motor wurde 1976 ausgetauscht", weiß Rögner. Nun sei der Verein schon dabei, die Hauptuntersuchung des Wagens in drei Jahren vorzubereiten. "Dann wird TW 80 für einige Zeit von den Schienen verschwinden", kündigte Rögner an. Für die Grundsanierung werden rund 150.000 Euro fällig, schätzt er. Bis dahin soll aber der TW 44 - der 1928 bei Fuchs gebaut und auf der Linie 9 nach Neckargemünd eingesetzt wurde - wieder fahren. Der wird derzeit im sächsischen Ostritz aufgearbeitet, 250.000 Euro hat der Verein dafür investiert. Finanziert werden diese Arbeiten durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und durch die Sonderfahrten, die man auch als Privatperson mit den historischen Fahrzeugen der Interessengemeinschaft buchen kann.

Die RNZ-Leser jedenfalls hatten viel Freude in der Oldie-Tram: "Wir sind richtige Anhänger der Sommertour. Das ist eine super Aktion", sagte Hans-Jürgen Feder aus Eppelheim. Es sei spannend, zu sehen, wie das alte Fahrzeug bedient werde. "Für mich und meine Frau hatte diese Fahrt einen ganz besonderen Reiz, weil wir in den 1970er Jahren noch damit gefahren sind." Ursula Goldschmidt aus Leimen freute sich über den anderen Blickwinkel, den man aus der Bahn hat: "Man sieht viel mehr, als wenn man mit dem Auto fährt."

Wer auch einmal mit dem TW 80 Probe fahren will, hat dazu bereits am kommenden Wochenende Gelegenheit. Dann fährt die Straßenbahn zur Leimener Weinkerwe als "Weinkerwe-Express" am Samstag und Sonntag, 16. und 17. September, zum normalen Fahrpreis des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar zwischen Bismarckplatz und dem Leimener Kurpfalzzentrum (Fahrplan im Internet unter www.ign-ev.de).

 

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