"Providenzpark" findet immer mehr Anhänger
Bürger und Kommunalpolitiker fordern den Erhalt der "grünen Oase" im Herzen der Altstadt - Kirche: Noch ist nichts entschieden

Noch heute erhalten ist der mächtige Ginkgo, der noch immer das Herz der nicht zugänglichen Grünanlage ist. Er dürfte etwa 150 Jahre alt sein. Foto: privat
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Die Zukunft des Providenzgartens in der Altstadt ist noch nicht entschieden. Immer mehr Bürger, aber auch politische Parteien fordern den Erhalt des Baumbestandes als "grüne Lunge", nachdem der marode Kindergarten, der an den Garten des Cafés Schafheutle grenzte, abgerissen worden ist.
Die Evangelische Kirche, der das Grundstück gehört, erklärte auf RNZ-Anfrage, dass keine grundsätzliche Entscheidung gefallen sei, ob und wie das Areal bebaut werden soll. In jedem Fall werde man alles tun, um die zwei Dutzend besonders geschützten Bäume, darunter ein großer Ginkgo, zu erhalten. Auch bei der Stadt Heidelberg liegt noch keine Bauvoranfrage der Kirche vor.
Deswegen ist auch völlig unklar, wie sich eine mögliche neue Bebauung mit dem Bäumen vertragen würde. Im Rathaus heißt es, der Abstand zwischen Baum und Gebäude müsse "so groß wie möglich" sein. Eine Stadtsprecherin sagte: "Entscheidend ist der statisch relevante Wurzelradius der Bäume.
Pauschal wird bei Bauten im Optimalfall fünf Meter Abstand um den Radius der Baumkrone gehalten, besser sind zehn Meter. Der Abstand hängt im Einzelfall davon ab, wie das Gebäude gebaut wird - ob es zum Beispiel unterkellert ist, Stellplätze notwendig sind oder ob es Balkone oder Terrassen geben soll."
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Es müsse deshalb immer der Einzelfall geprüft werden. Wenn diese Abstandsvorgaben tatsächlich gelten sollen, wäre eine Bebauung dieses kleinen Grundstücks im Quartier Haupt-, Friedrich-, Landfried- und Karl-Ludwig-Straße so gut wie unmöglich. Die Stadtsprecherin kündigt an: "Im Falle einer zulässigen Bebauung auf dem Areal würde das Umweltamt eine ökologische Baubegleitung zum Schutz der Bäume zur Auflage machen."
Unterdessen erhielt auch die Café-Chefin Martina Schafheutle-Kübel viel Resonanz von Bürgern und Gästen. Denn sie hatte den Anstoß zur Diskussion gegeben, weil sie um die Zukunft ihrer Gartenterrasse fürchtete, sollte die zugebaut werden.
Sie befürwortet einen kleinen Park für die Altstädter, und blieb mit dieser Meinung nicht allein: "Bisher waren alle Äußerungen positiv. Ganz viele Leute bleiben vor dem Bauzaun in der Friedrichstraße stehen, um sich die Situation anzusehen."
Auch die Kommunalpolitik hat das Thema für sich entdeckt: Alexander Schestag von der Fraktionsgemeinschaft Die Linke/Piraten begrüßt einen Erholungsort für die Altstädter: "Wir appellieren daher an die Kirche, in Erwägung zu ziehen, ob das Zugänglichmachen des Gartens für die Menschen in Heidelberg nicht eher einem Dienst am Menschen entspräche, dem sich die Kirchen verpflichtet sehen, als eine Bebauung."
Die Bezirksbeirätin der Bunten Linken, Maria Funke, meint: "Ein Park in der Altstadt, das wäre ein Traum. Der Providenzgarten, so wie er in früher bestand, ist nach dem Abriss des Kindergartens dafür in idealer Weise geeignet."
Außerdem wäre eine Reminiszenz an den einstigen kurfürstlichen Garten, der sich hier bis zum 18. Jahrhundert erstreckte, wünschenswert. Die Partei wolle im Gemeinderat darauf drängen, "dass die Stadt mit der Kirchengemeinde über einen Kauf oder einen Grundstückstausch verhandelt, der eine öffentliche Nutzung des Gartens erlaubt".
Auch bei Pit Elsasser aus Wiesloch - er schrieb vor vier Jahren ein Buch über seine Kindheit in der Altstadt - weckte der Artikel Erinnerungen. Er war selbst im Haus des Cafés Schafheutle aufgewachsen und tobte gern in dem Kindergartenpark.

Noch heute erinnert an der Ecke Landfried- und Friedrichstraße eine Sandsteinmauer an einen kleinen Hügel, in dem eine Grotte war. Auf diesem Hügel stand ein kleines Häuschen, in dem sogar kleine Konzerte gegeben wurden - nur ist davon nichts mehr erhalten. Immerhin freut er sich über den Ginkgo ("vielleicht sogar der, den Goethe in Heidelberg gepflanzt hat") und wünscht sich, dass "man dieses grüne Zimmer in der Stadt erhalten würde".
Das ist auch der Tenor der meisten Leserbriefe, die die RNZ erreichten, allerdings gab es auf der RNZ-Internetseite auch negative Kommentare, die in dem möglichen Park Vandalismus und Lärm befürchteten. Schafheutle-Kübel hätte nichts dagegen, die grüne Oase mit einem Tor zu sichern. Sie würde es sogar selbst morgens auf- und abends wieder abschließen: "Damit hätte ich keine Probleme, das klappt ja auch beim Hermannshof in Weinheim."