Pro und Contra

Das spricht für und gegen Heidelberg als Wohnort

Wohlfühlstadt, Kultur und Grün gegen Wohnungsmarkt, Verkehr und Jammern

08.07.2019 UPDATE: 09.07.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 33 Sekunden

Der Verkehr ist für die Heidelberger das mit Abstand wichtigste Problem. Foto: Rothe

Von Micha Hörnle

Heidelberg. Was spricht für und was gegen Heidelberg als Wohnort? Die RNZ trägt fünf Gründe dafür und fünf dagegen zusammen.

Das spricht für Heidelberg

> Die Wohlfühlstadt: 98 Prozent der Heidelberger fühlen sich wohl oder sehr wohl in der Stadt. Dieser Wert, eben erst in der Heidelberg-Studie ermittelt, spricht für sich. Generell haben gerade mittelgroße Städte zwischen etwa 60.000 und 150.000 Einwohnern mit die höchsten Zufriedenheitswerte - umso mehr, wenn sie auch ein intaktes Stadtbild haben und prosperieren. So etwas kennt man auch von Tübingen, Marburg oder Regensburg.

> Jeder kennt die Stadt: Egal, wo man hinfährt: Immer wenn man sagt, dass man aus Heidelberg kommt, wissen die Leute Bescheid - und diese Stadt hat auch so ziemlich das beste Image, das man sich wünschen kann. Nie habe ich jemals etwas Negatives über diese Stadt gehört - am ehesten noch ein Bedauern, dass man so lange nicht mehr da war.

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Kultur ist ein Riesenplus für Heidelberg - hier die Schlossfestspiele. Foto: Theater

> Viel Kultur für eine kleine Stadt: Die Stadt gibt 50 Millionen Euro pro Jahr für die Kultur aus. Damit ist Heidelberg, was die Ausgaben pro Kopf angeht, bundesweit Spitze unter den mittelgroßen Städten. Hier ist immer etwas los - sei es bei der Hochkultur, sei es bei den Festivals (die eigentlich nie aufhören), sei es bei den unzähligen Vorträgen - egal, ob man es nun nutzt oder nicht. Wer sich langweilt, ist selber schuld.

> Wenn man etwas braucht, muss man nicht groß herumfahren: Auch wenn es immer mal wieder Klagen über den Einkaufsstandort Heidelberg gibt: Im Grunde hat die Stadt, gerade im Zentrum, alles, was man zum Leben (oder wenigstens zum Konsum) braucht. Auch die meisten Stadtteile sind in der Regel ganz gut mit Geschäften und auch Lokalen versorgt.

> Viel Ländliches und Wald für eine Stadt: Ja, es mag auch die Momente geben, wo selbst der Heidelberger die Stadt hinter sich lassen will. Aber das Beste: Er muss dazu noch nicht einmal die Gemarkung verlassen. Mit den vielen Feldern im Westen und den Wäldern im Osten der Stadt hat man das passende Gegenprogramm zur Urbanität. Und schließlich ist Heidelberg auch ein Dorf, gelegentlich wird auch vom "Weltdorf" gesprochen, denn bei aller Übersichtlichkeit kommt hier doch immer wieder die Welt zusammen.

Das spricht gegen Heidelberg

> Der Wohnungsmarkt: Jeder weiß, dass Heidelberg teuer ist - und die meisten denken da an die zentrumsnahen Stadtteile. Aber mittlerweile ist alles mit "Heidelberg" vorne dran (dazu zählt sogar schon Dossenheim) teuer - und für viele nicht mehr zu bezahlen. Das Problem: Viele wollen trotz des enorm engen Wohnungsmarkts nach Heidelberg, und die, die hier wohnen, wollen nicht weg.

> Der Verkehr: Das mit Abstand für die Heidelberger schlimmste Problem ist der Verkehr - den aber in erster Linie die verursachen, die gar nicht in Heidelberg leben, aber hier arbeiten. Als "Kollateralschaden" stehen dann die Heidelberger oft mit im Stau. Und zu alledem kommen die vielen kleinen Disziplinlosigkeiten so ziemlich aller Verkehrsteilnehmer, dass es jeden Regeltreuen richtig verdrießt.

> Das "Heidel": In Heidelberg dauert immer alles etwas länger, dazu gibt es auch die passende Maßeinheit: ein "Heidel", das fünf Jahren entsprechen soll. Manchmal weiß man gar nicht mehr, wie viele "Heidel" schon über manche Projekte diskutiert wird - im Falle des neuen Konferenzzentrums sind es mindestens acht, wenn nicht sogar zehn "Heidel". Und solche Zeiträume können ungeduldige "Macher" schon mal gewaltig nerven.

> Die Plätze: Jede Kommune versucht, ihre wichtigsten Plätze einigermaßen herauszuputzen, damit man gerne auf ihnen verweilt. Nicht so in Heidelberg. Bismarckplatz und das Areal vor dem Bahnhof sind völlig verlottert, strotzen vor Hässlichkeit und "funktionieren" auch gar nicht - aber niemand gedenkt, daran etwas zu ändern. Manche schämen sich geradezu für solche Zustände.

Ort des Geschehens

> Das Jammern: Heidelberg prosperiert - und doch jammern seine Bürger unentwegt, wenn auch auf hohem Niveau. Da gibt es ganz andere Städte mit wirklichen Problemen, zum Beispiel, wenn sie schrumpfen. Der viele Verkehr und die hohen Mieten sind eben die Probleme einer Stadt, der es an sich gut geht.

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