Sechs neue Bürgermeister für Heidelberg
Große Fraktionen einigen sich auf sechs weitere Dezernate - Bewährtes Prinzip

Das Heidelberger Rathaus. Foto: RNZ-Archiv
Von Izza Mänsworld
Heidelberg. Heidelberg ist bald die deutsche Stadt mit den meisten Bürgermeistern. Nachdem die Neuschaffung der Posten für Klima- und Nachtbürgermeister so reibungslos verlief, will der Gemeinderat diesen erfolgreichen Weg konsequent weitergehen. Um auf alle Herausforderungen angemessen reagieren zu können, haben sich die drei großen Fraktionen auf sechs weitere Dezernenten geeinigt. Alle werden natürlich – wie in Heidelberg üblich – von Männern besetzt. Die RNZ stellt die Pläne vor, damit auch alle anderen Stadträte Bescheid wissen.
> Der Nacktbürgermeister: Viel zu lange blieb die kleine, aber hartnäckige Gruppe der Heidelberger Nudisten von der Politik unberücksichtigt. Das ändert sich nun: Der neue Dezernent soll zwischen Nackedeis und eher frigiden Mitbürgern vermitteln und Kompromisse aushandeln. Erste Ideen wie der Unten-Ohne-Mittwoch im Rathaus oder eine fünfte Neckarquerung für Barfußgänger und FKK-Radler geistern bereits durch den Stadtrat. Von Bewerbern wird eine gewisse Freizügigkeit erwartet.
> Der Unterbürgermeister: Wo es einen Oberbürgermeister gibt, muss es auch einen Unterbürgermeister geben. Eigentlich verrückt, dass es so lange dauerte, bis man auf diese Idee kam. Der neue Dezernent kümmert sich um alles, was unter der Würde des OB ist: Untergebene, die Untere Straße und Untertassen. Vor allem ist er dafür zuständig sein, den Stadtteilen unangenehme Nachrichten zu unterbreiten. Um ihm lange Wege zu ersparen, soll sein Amtssitz in Kirchheim sein.
> Der Bürgerinnen-Meister: Die Dezernenten-Runde im Rathaus ist eine Männerrunde – und das soll auch so bleiben. Warum sollte man an Prinzipien rütteln, die sich über Jahrtausende bewährt haben? In Zeiten von "Me Too" und eines neuen Feminismus sind sich die Alphamännchen jedoch bewusst, dass man auch in der Lokalpolitik gelegentlich Frauenthemen berücksichtigen muss. Deshalb soll ein neuer Dezernent – natürlich ein Mann – immer ein wachsames Auge auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen haben. Seine Hauptaufgabe besteht daher hauptsächlich darin, Frauen in der Innenstadt hinterzuschauen.
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> Der Burgermeister: Der Einzelhandel geht, die Gastronomie kommt. Die Übernahme der Hauptstraße durch Fast-Food-Ketten wie "Five Guys" moderierend zu begleiten, wird Aufgabe des neuen Burgermeisters. Er soll das Angebot nicht nur testen, sondern auch Anwohner über die Deals der Woche informieren und, wie die RNZ ganz exklusiv findet, auch die Presse regelmäßig mit Neuigkeiten und Burgern füttern. Interessenten sollten hungrig sein. RNZ-Informationen zufolge haben Karla Lamers, Perké No und Ronald McDonald bereits ihren Hut in den Ring geworfen.
> Der Bürgerbeteiligungsmeister: Aufgrund der guten Erfahrungen mit der Bürgerbeteiligung in Heidelberg wird diese nun professionalisiert. Der Bürgerbeteiligungsmeister hört sich die Meinung der Bürger an – und entscheidet dann in enger Absprache mit dem OB, ob die Meinung Quatsch ist oder nicht. In beiden Fällen legt er die Meinung danach ordnungsgemäß zu den Akten.
> Der Tagbürgermeister: Der Nachtbürgermeister soll dem nächtlichen Lärm Herr werden. Doch was ist mit dem täglichen Lärm, dem die Heidelberger ausgesetzt sind? Schiffe rasen über den Neckar, spielende Kinder stoßen rücksichtslos Lärmemissionen aus und in der Weststadt sollen jüngst sogar Menschen beim Tischtennisspiel beobachtet worden sein – am Samstagnachmittag. All diese Probleme soll der Tagbürgermeister mit kluger Tagespolitik angehen. Zudem vertritt er Heidelberg beim Städtetag, betreut Tagesmütter und kocht einmal die Woche für seine Bürgermeisterkollegen Tagliatelle – kurzum: Er lässt Tagträume wahr werden.
Wie an jedem Faschingsdienstag gehört dieser Artikel zu unserem närrischen RNZ-Angebot und auch hier gilt: Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Hajo!