Würzner gewinnt mit deutlichem Abstand auf Bauer (plus Videos)
Die Entscheidung ist gefallen. Der alte OB ist auch der neue. Die Wahlbeteiligung liegt bei 44 Prozent.

Von Denis Schnur
Heidelberg. Eckart Würzner ist als Oberbürgermeister Heidelbergs für acht weitere Jahre gewählt worden. Im zweiten Wahlgang erhielt der parteilose Amtsinhaber, der von CDU, FDP und "Heidelbergern" unterstützt wird, am Sonntag 54,0 Prozent der Stimmen. Seine wichtigste Herausforderin, die grüne Landtagsabgeordnete und ehemalige Ministerin Theresia Bauer, musste sich mit 42,4 Prozent zufriedengeben. Björn Leuzinger, der für die Satire-Partei "Die Partei" antrat, erhielt 3,3 Prozent.
> Bauer legt zu, aber nicht genug: Im ersten Wahlgang vor drei Wochen hatte Würzner 45,9 Prozent der Stimmen geholt, Bauer nur 28,6 Prozent. Demnach konnte die grüne Kandidatin zwar deutlich stärker zulegen als der Amtsinhaber. Würzner reicht das Plus von acht Prozentpunkten jedoch, um klar als Sieger hervorzugehen.
> Die meisten Stadtteile gehen an Würzner: Bei den vergangenen Landtags- und Bundestagswahlen konnten die Grünen fast überall in der Stadt die meisten Stimmen holen. Diesmal muss sich Bauer in 10 der 15 Heidelberger Stadtteile geschlagen geben. In drei Stadtteilen – Emmertsgrund, Boxberg und Ziegelhausen – erhielt Würzner sogar mehr als 70 Prozent.
> Wahlbeteiligung geringer als im ersten Wahlgang: 44,2 Prozent der Wahlberechtigten gaben am Sonntag ihre Stimme ab. Das waren 7,1 Prozentpunkte weniger als drei Wochen zuvor. Einen Rückgang zwischen beiden Urnengängen gab es auch bei vergangenen OB-Wahlen immer wieder.
> Von einer Wechselstimmung ist nichts zu sehen: Von einer "Mehrheit für den Wechsel" hatten die Grünen zwischen beiden Wahlgängen gesprochen. Schließlich habe Würzner am 6. November weniger als 50 Prozent der Stimmen erhalten. Ihre Hoffnung, dass die meisten Wählerinnen und Wähler von SPD-Kandidat Sören Michelsburg und den kleineren Kandidierenden, die im zweiten Wahlgang nicht wieder angetreten sind, nun für Bauer stimmen, hat sich jedoch nicht erfüllt. Ein Großteil dürfte zu Hause geblieben sein. Einige haben aber offenbar auch Würzner oder Leuzinger ihre Stimme gegeben.
> Würzner geht auf Bauer zu: "Ich bin total begeistert über dieses eindeutige Votum der Heidelberger. Ein großartiges Ergebnis", freute sich Würzner am Wahlabend. Nun wolle er sich bemühen, den Menschen in der Energiekrise zu helfen. "Und dann geht es um die Zukunftsthemen." Dazu hofft er auch auf eine gute Kooperation mit seiner Rivalin Theresia Bauer: "Ich und wir als Stadt brauchen Frau Bauer als Landtagsabgeordnete für eine gute Zusammenarbeit mit dem Land." Diese zog am Sonntag zunächst ein gemischtes Fazit: "Ich sehe in dem Wahlergebnis Licht und Schatten. Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht, aber Gewinnen ist schöner."
> Fast ein Vierteljahrhundert im Amt: 2006 wurde Eckart Würzner zum ersten Mal gewählt, 2014 bereits im Amt bestätigt. Bleibt er bis zum regulären Ende seiner dritten Amtszeit 2030 Rathauschef, hat er die Geschicke der Stadt 24 Jahre lang gelenkt. Damit würde er mit seinem Vorvorgänger Reinhold Zundel (1966-1990; erst SPD, dann parteilos) gleichziehen. In der Geschichte Heidelbergs war lediglich Karl Wilckens länger im Amt – 28 Jahre lang von 1885 bis 1913.
> Besonderheit dritte Amtszeit: Mannheims OB Peter Kurz (SPD) hat kürzlich angekündigt, nicht für eine dritte Amtszeit zu kandidieren. Ohnehin schaffen es nur wenige Rathauschefs in ihr 17. Amtsjahr: Laut Staatsanzeiger gibt es in den zwölf größten Städten des Landes nur zwei OBs, die für eine dritte Amtsperiode gewählt wurden: Boris Palmer in Tübingen und nun auch Eckart Würzner in Heidelberg.
Das Ergebnis im Überblick:
Oberbürgermeister-Wahl Heidelberg | 27. November | 6. November | |
Wahlbeteiligung | 44,16 % | 51,33 % | |
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54,03 % | 45,89 % | |
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42,42 % | 28,61 % | |
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3,33 % | 1,79 % |
Update: Sonntag, 27. November 2022, 20.53 Uhr
Die ersten Reaktionen:
> Theresia Bauer zur Frage, was sie jetzt plane: "Jetzt wird ausgeschlafen, Stimme repariert und weitergearbeitet."
> Thomas Strobl, Landesinnenminister und CDU-Landesvorsitzender: "Eckart Würzner steht für Kompetenz und eine engagierte Politik für die Menschen vor Ort. Er war gut für Heidelberg, er ist gut für Heidelberg und er wird weiterhin gut für Heidelberg sein. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit."
> Sofia Leser: "Ich finde das Ergebnis nicht überraschend. Gegen Sören Michelsburg hätte Eckart Würzner aber keine Chance gehabt. Jetzt müssen wir das Ergebnis akzeptieren und in den nächsten Jahren daran arbeiten, dass ein Wechsel in Heidelberg zustande kommt."
> Sören Michelsburg, SPD-OB-Kandidat: "Es war absehbar, dass Theresia Bauer dazugewinnt. Ihre Aussage, dass mehr als die Hälfte der Wähler den Wechsel will, hat sich allerdings nicht als haltbar erwiesen. Würzner gratuliere ich zum Wahlsieg. Er hat die Wahl zwar nicht im ersten Wahlgang bestritten, doch er hat eine solide Legitimation für die nächste Amtszeit. Insbesondere in den Bereichen Wohnen, Verkehr und Klimaschutz muss er nun auch zu seinen Versprechen stehen."
> Anke Schuster, Vorsitzende der SPD-Fraktion im Heidelberger Gemeinderat: "Wir gratulieren beiden, Theresia Bauer zur Aufholjagd und Eckart Würzner zu einem sehr guten Ergebnis. Wir werden ihn als SPD-Fraktion konstruktiv-kritisch begleiten. Vor allem, was die Stabstelle bezahlbares Wohnen, die Schulmodernisierung und smarte Lösungen für Mobilität betrifft, drücken wir aufs Tempo."
> Hakan Günes, Bürgermeister Sandhausen (CDU): "Ich freue mich für meinen Kollegen, dass er die Wahl gewonnen hat. Eckart hat einen starken Wahlkampf hingelegt und verdient gewonnen. Ich freue mich darauf, weitere Jahre mit ihm zusammenarbeiten zu können.
> Frank Volk, Bürgermeister Neckargemünd (Freie Wähler): "Ich freue mich für Eckart Würzner. Ich habe in den letzten sechs Jahren gut mit ihm zusammengearbeitet und freue mich, dass es weitergeht. Aber ich bin mir sicher, ich hätte auch mit Theresia Bauer gut zusammengearbeitet."
>>>Hier gibt es den Live-Ticker aus dem Heidelberger Rathaus <<<
Heidelberg. (RNZ) Heidelberg hat gewählt: Eckart Würzner bleibt Oberbürgermeister der Stadt. Der Amtsinhaber setzte sich am heutigen Sonntag mit 54 Prozent gegen Theresia Bauer (Grüne, 42 Prozent) und Björn Leuzinger (Die Partei, 3 Prozent) durch.
So haben die Heidelberger gewählt:
Eckart Würzner
> 2. Wahlgang: 25.487 Stimmen 54,03 Prozent
> 1. Wahlgang: 25.111 Stimmen 45,89 Prozent
Theresia Bauer
> 2. Wahlgang: 20.010 Stimmen 42,42 Prozent
> 1. Wahlgang: 15.655 Stimmen 28,61 Prozent
Björn Leuzinger:
> 2. Wahlgang: 1.562 Stimmen 3,31 Prozent
> 1. Wahlgang: 982 Stimmen 1,79 Prozent
Mehr als 107.000 Menschen in der Stadt durften zum zweiten Mal ihre Stimme abgeben. 44 Prozent gingen zur Wahl, vor drei Wochen waren es noch 51,33 Prozent. Im ersten Wahlgang hatte Eckart Würzner die erforderliche absolute Mehrheit zum direkten Wahlsieg mit 45,89 Prozent noch verpasst. Diesmal genügte die einfache Mehrheit.
Update: Sonntag, 27. November 2022, 19.10 Uhr
Wahlbeteiligung wird niedriger ausfallen
In Heidelberg wird die Wahlbeteiligung im 2. Wahlgang derweil niedriger sein als vor 3 Wochen. Nach einer stichprobenartigen Erhebung hätten bis 17 Uhr 40,5 Prozent der Wahlberechtigten von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht. Das erklärte ein Rathaussprecher auf Nachfrage. Vor drei Wochen waren es zum gleichen Zeitpunkt etwa 5 Prozent mehr. "Das in einer Stunde aufzuholen, ist unrealistisch", so der Rathaussprecher. Die niedrigere Wahlbeteiligung im zweiten Durchgang sei aber nicht unüblich und sogar normal.
In 7 repräsentativ ausgewählten Wahllokalen gingen bis 17 Uhr 18,4 Prozent der Wahlberechtigten wählen. Dazu kommen noch die Briefwähler: 22 Prozent der 107.000 Wahlberechtigten haben diese beantragt. Aber nicht alle, die Briefwahl beantragen, nehmen auch tatsächlich teil. Vor 3 Wochen schickten nur 84 Prozent ihre Wahlbriefe zurück. Deshalb ist derzeit von einer Wahlbeteiligung zwischen um die 40 Prozent auszugehen.
Im 1. Wahlgang am 6. November waren noch 51,3 Prozent der 107.000 Wahlberechtigten an die Urne gegangen. Vor 3 Wochen hatten von den 22.000 Briefwählern nur 84 Prozent tatsächlich ihren Wahlbrief zurückgeschickt. Ein derzeit nicht quantifizierbarer Teil habe dann aber doch im Wahllokal direkt abgestimmt, heißt es aus dem Rathaus.
Bei der polarisierten Oberbürgermeister-Wahl von 2006 hatten 45 Prozent der Wahlberechtigten im 2. Wahlgang ihre Stimme abgegeben (46 Prozent im 1. Wahlgang 2006).
Update: Sonntag, 27. November 2022, 16.21 Uhr
Das große Finale – Wer zieht in das Heidelberger Rathaus?
Von Denis Schnur
Heidelberg. Monatelang haben Hunderte Wahlkämpfer auf diesen Moment hingearbeitet: Am kommenden Sonntag fällt im zweiten Wahlgang nun endlich die Entscheidung darüber, wer Heidelberg in den nächsten acht Jahren als Oberbürgermeister oder -meisterin regieren wird.
Neben dem parteilosen Amtsinhaber Eckart Würzner sind noch seine wichtigste Herausforderin Theresia Bauer (Grüne) sowie der Satire-Kandidat Björn Leuzinger (Die Partei) im Rennen. Die RNZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum Wahlsonntag:
Wer darf wählen? Wahlberechtigt sind alle Staatsangehörigen eines EU-Staates, die seit mindestens drei Monaten in Heidelberg gemeldet sind und ihr Wahlrecht nicht verloren haben. Laut Stadtverwaltung trifft das auf etwa 107.000 Heidelbergerinnen und Heidelberger zu. Sie alle sollten schon vor dem ersten Wahlgang eine Wahlbenachrichtigung erhalten haben.
Wo kann ich meine Stimme abgeben? Insgesamt 27 Wahllokale – verteilt auf alle 15 Stadtteile – sind am Sonntag von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Auf der Wahlbenachrichtigung steht, in welchem Lokal man wahlberechtigt ist. Wer die Bescheinigung nicht mehr hat und sein Wahllokal nicht kennt, kann unter Telefon 06221 / 5842220 nachfragen. Wer sich vorab einen Wahlschein hat zuschicken lassen, kann damit seine Stimme in jedem beliebigen Wahllokal abgeben.
Brauche ich die Wahlbescheinigung? Nein. Für die Wahlhelfer vor Ort ist es zwar einfacher, wenn Wähler den Brief mitbringen – zur Stimmabgabe reicht es jedoch, wenn man einen Personalausweis oder einen Reisepass vorzeigt.
Und am Sonntag fällt die Entscheidung nun wirklich? Ja, definitiv! Im ersten Wahlgang hätte ein Kandidat noch mindestens die Hälfte der abgegebenen Stimmen gebraucht, um gewählt zu werden. Im zweiten Wahlgang gewinnt nun, wer die meisten abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen kann.
Und wenn zwei Kandidierende exakt gleich viele Stimmen bekommen? Für diesen – doch eher unwahrscheinlichen – Fall sieht die Gemeindeordnung eine Entscheidung per Los vor.
Ich bin noch unsicher, wen ich wählen soll. Wo finde ich Infos? Hier lohnt sich ein Blick auf die RNZ-Schwerpunktseite zur Wahl unter www.rnz.de/OBWahlHD. Dort stellen wir alle Kandidierenden vor, zeigen Videos mit ihnen und dort kann man mit dem Kandidat-O-Maten spielerisch seine eigenen Positionen mit denen von Würzner, Bauer und Leuzinger vergleichen.
Wann steht das Ergebnis fest? Die Auszählung dauert in der Regel nicht lange. Zwischen 19 und 19.30 Uhr dürfte das vorläufige Endergebnis verkündet werden.
Wo kann ich das Ergebnis erfahren und die Auszählung verfolgen? Die RNZ informiert am Sonntag ab 17.30 Uhr unter www.rnz.de mit einem Live-Ticker über alles Wissenswerte inklusive Zwischenständen, Ergebnissen und Aussagen der Protagonisten. Im Rathaus findet zudem die offizielle Ergebnispräsentation statt. Ab 18 Uhr stellt Gabriela Bloem, Leiterin des Amtes für Statistik, die Zwischenergebnisse vor. Für die Öffentlichkeit wird ihre Präsentation in den großen Rathaussaal sowie auf eine Leinwand auf dem Marktplatz übertragen. Zudem kann sie unter www.heidelberg.de/wahlen verfolgt werden. Dort kann man sich auch Ergebnisse für einzelne Wahlbezirke anzeigen lassen. Auch die drei Kandidierenden werden die Auszählung im Rathaus verfolgen.
Wo feiern die Kandidierenden? Eckart Würzner (parteilos) feiert mit seinen Unterstützern von CDU, "Die Heidelberger" und FDP in der Altstadt, möchte den genauen Ort vorab jedoch nicht öffentlich ankündigen. Die Grünen und Theresia Bauer laden ab 20 Uhr in die Halle 02 in der Bahnstadt ein.