Plus OB-Wahl Heidelberg

SPD-"Krönungsmesse" für Sören Michelsburg

Die SPD hat ihren Vorsitzenden zum OB-Kandidaten gemacht. Der 33-jährige Gemeinderat erhielt 93 Prozent der Stimmen.

22.06.2022 UPDATE: 23.06.2022 20:28 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden
Die SPD jubelt mit ihrem OB-Kandidaten Sören Michelsburg (mit Blumenstrauß) – auch SPD-Fraktionschefin Anke Schuster (l.) und Bürgermeisterin Stefanie Jansen (2.v.l.) freuen sich. Foto: Arndt

Von Sebastian Riemer

Heidelberg. Als die SPD-Mitglieder am Mittwoch um kurz nach 20 Uhr enthusiastisch jubeln und rhythmisch klatschen, wirkt es, als sei Sören Michelsburg soeben zum Oberbürgermeister gewählt worden. Dabei hat die Partei im Foyer des F & U-Campus ihn gerade erst zu ihrem Kandidaten für die Wahl am 6. November gemacht. Der 33-jährige Gemeinschaftsschullehrer, der eine parteiinterne Findungskommission vorgeschlagen und der keine Gegenkandidaten hat, bekommt 69 der 74 Stimmen – 93 Prozent.

Der Abend ist eine Krönungsmesse für den SPD-Kreisvorsitzenden Michelsburg, der seit 2019 im Gemeinderat sitzt. Nach dessen Bewerbungsrede zeigt die Partei, wie sie hinter ihm steht: Da treten nacheinander zehn Ortsvereinschefs, Jusos und einfache Mitglieder ans Mikrofon – und stellen nicht eine einzige Frage, sondern singen Lobeshymnen auf Michelsburg.

Es dürfte wenige Adjektive in der deutschen Sprache geben, die positive Eigenschaften eines Menschen beschreiben und Sören Michelsburg an diesem Abend nicht zugeschrieben werden. Kleine Auswahl: fachkompetent, authentisch, glaubwürdig, fleißig, organisiert, nahbar, respektvoll, reflektiert, zuverlässig, bodenständig, führungsstark – und schnell im Denken und ein Teamplayer noch dazu.

Hintergrund

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Schon ganz zu Beginn zeichnet SPD-Fraktionschefin Anke Schuster das Bild eines sensationell eingearbeiteten Kommunalpolitikers, der sich in allen wichtigen Heidelberger Themen – Wohnen, Bauen, Verkehr, Klimaschutz – perfekt auskenne. Die Verwaltung, die anderen Stadträte, alle schätzten Michelsburg für seine Expertise und integrierende Art. "Und deshalb ist er der richtige Mann zur richtigen Zeit für Heidelberg", ruft Schuster in den Saal. Tosender Applaus.

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Die Sozialdemokraten sind in Klatschlaune an diesem Abend. Das spürt Michelsburg, der sich im Laufe seiner 15-minütigen Rede aufpeitschen lässt und mitunter fast ins Mikrofon schreit. Mehr als zehn Mal gibt es Zwischenapplaus.

Zwei Slogans sind für ihn zentral: "Heidelberg kann smarter" und "Mit mehr Miteinander mehr ermöglichen". Es brauche smartere Entscheidungsprozesse, mehr Miteinander zwischen Politik, Stadtverwaltung und Bürgern sowie eine neue Bürgerbeteiligung, die alle gesellschaftlichen Schichten einbeziehe.

Sören Michelsburg. Foto: Rothe

"Die Menschen wollen keine Großprojekte", ruft er in den Saal. "Die Menschen wollen Politik, die ihr Leben konkret verbessert." Substanz sei wichtiger als Fassade. "Gute Stadtpolitik bedeutet, Lösungen zu finden, die auch zu den Problemen passen."

Solche Lösungen habe er, versichert Michelsburg, auch wenn er an diesem Abend bei manchen Themen noch in der Problembeschreibung verharrt. Doch er wird auch konkreter: Gegen die Wohnungsnot will er mehr Erbpachtmodelle und mehr Unterstützung von Vermietern, um Dachstühle auszubauen. Beim Verkehr will er nicht nur eine Seilbahn ins Neuenheimer Feld, sondern auch "Quartiersgaragen in allen Stadtteilen, damit die Gehsteige frei von Autos sind".

Beim Klimaschutz betont er, wie wichtig es sei, Firmen und Bürger mitzunehmen: "Priorität bei unserer Wirtschaftsförderung muss die Nachhaltigkeit sein." So müsse auch in die Gewerbegebiete zügig Fernwärme verlegt werden. "Wenn eine Straße saniert wird, denkt in Heidelberg bislang außer mir und der SPD-Fraktion keiner daran, die Fernwärme gleich mitzuverlegen." Da ist sie wieder, die "smarte Lösung" à la Michelsburg. Als er endet, reißt es die Genossen von ihren Stühlen und sie klatschen eine Minute lang.

Auch SPD-Sozialbürgermeisterin Stefanie Jansen tritt im Lobarien-Teil noch ans Mikrofon. Als Dezernentin müsse sie sich ja im Wahlkampf zurückhalten. Aber sie verspricht: "In Gedanken bin ich immer dabei."

Und dann sagt sie noch einen Satz, der die SPD träumen lässt an diesem Abend. Träumen davon, dass die Partei Würzners Sessel im Rathaus tatsächlich erobern kann: "Dann wären wir an der Stadtspitze zwei von der SPD – das hätte ich gerne."

 
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