Notunterkunft Patrick Henry Village: Polizei reagiert auf Vorfälle
Nach vermehrten Klagen aus Kirchheim: Mit der Reiterstaffel und mehr Streifen sollen Belästigungen von Frauen verhindert werden

In Kleingruppen wandern Flüchtlinge von Patrick Henry Village über den Grasweg und die Speyerer Straße Richtung Kirchheim und zurück, weil es in der Notunterkunft nichts zu tun gibt - außer Warten. Dieses Flüchtlingsheim ist aber nur als Provisorium für die Winterzeit gedacht. Foto: Alex
Von Micha Hörnle
Das Zusammenleben zwischen den Flüchtlingen in der Notunterkunft Patrick Henry Village und den Heidelbergern ist doch problematischer als gedacht: Bis vor zwei Wochen sollen Frauen an der Reithalle im westlichen Kirchheim belästigt worden sein. Nun haben Stadt, Regierungspräsidium Karlsruhe und Polizei auf die Vorfälle reagiert, mittlerweile hat sich die Situation wieder deutlich beruhigt.
Gerade im Kirchheimer Feld hatten sich bis zur Monatsmitte Klagen von Reiterinnen oder Spaziergängerinnen gehäuft, die von Männern bedrängt worden waren. Bereits am 8. Januar hatte die Polizei von Prügeleien in Patrick Henry Village berichtet, die Kontrahenten waren betrunken. Eine Kirchheimerin fasst ihre Eindrücke so zusammen: "Abfälle kennzeichnen den Weg der Asylbewerber. Sie urinieren in Gruppen an die Zäune der Schrebergärten. Sie torkeln sturzbetrunken, laut grölend über die Straße und sprechen zu Mehreren junge Frauen auf ihren Pferden zotig an. Sie verhalten sich provokativ, indem sie den Autos nicht Platz machen."
Auf diese Missstände reagierten mittlerweile die Verantwortlichen: Ein Stadtsprecher berichtete, dass bei den Treffen von Stadtverwaltung, dem Regierungspräsidium als Betreiber der Notunterkunft und der Polizei "auf dieses nicht akzeptable Verhalten hingewiesen wurde". Daraufhin verstärkte die Polizei ihre Präsenz im Kirchheimer Feld - "mit der Reiterstaffel und mit Kräften von außerhalb", so Polizeisprecherin Roswitha Götzmann: "Wir sind sofort tätig geworden." Außerdem sind jeden Werktag zwei Beamte von 7 bis 17 Uhr in Patrick Henry Village vor Ort, das Kirchheimer Revier Süd wurde personell aufgestockt, um mehr Streife fahren zu können. Götzmann berichtet von einer "positiven Resonanz" auf die Polizeipräsenz, doch der Vorsitzende des Stadtteilvereins Kirchheim, Jörn Fuchs, fragt sich, wann "alle wieder ohne Polizeipräsenz im Kirchheimer Feld ihre Freizeit verbringen können". Dass in seinem Stadtteil die Lage nicht eskaliert sei, sei "letztendlich nur der Besonnenheit vor allem der Kirchheimer zu verdanken".
Das Regierungspräsidium versucht nun, die Bewohner der Notunterkunft auszutauschen: Eigentlich sollen sie ohnehin nur wenige Tage hier bleiben und dann auf die Kommunen verteilt werden. Manche sind aber schon seit kurz vor Weihnachten hier und warten untätig, dass ihr Asylantrag bearbeitet wird: "Das lange Warten führt zu Frust - und wir müssen vermeiden, dass der sich aufstaut", sagt der Sprecher des Regierungspräsidiums, Joachim Fischer. 120 Asylbewerber werden täglich aus Patrick Henry Village nach Karlsruhe zurückgebracht, dafür rücken neue, wenn auch weniger Flüchtlinge nach: Am Freitag wohnten 1527 Menschen in der Notunterkunft, in Spitzenzeiten waren es 1700 - bei einer Kapazität von 2000. In manchen Fällen wurden bereits Gespräche mit Personen geführt, die sich auffällig verhalten hatten, manchmal wurden auch Gruppen getrennt, "um deren interne Dynamik zu unterbrechen".
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Angesichts der neuen Situation kommt es aber auch zu haltlosen Gerüchten: So wurde der RNZ berichtet, dass die Kirchheimer Lidl-Filiale geschlossen werden musste, nachdem sie von Asylbewerbern "gestürmt" worden war. Manche sollen die Waren noch an den Regalen verzehrt haben. Doch das stimmt nicht: Nach Angaben einer Firmensprecherin gab es letzten Montag "zwar eine erhöhte Kundenfrequenz, aber da eskalierte nichts, auch wurde die Filiale nicht geschlossen".