Wissenschaft auf der Straße
100 Studenten und Berufstätige waren dabei - Ideen in Workshops erarbeitet

Sie tüftelten und arbeiteten im Marsilius-Kolleg (v.l.): Dr. Sanam Vardag, Rahel Haile, Laila Gao, Andreas Lehrfeld, Martina Vetrovcova, Maximilian Jungmann, Michael Valdivieso. Foto: Rothe
Von Katharina Kausche
Heidelberg. In tristen Konferenzräumen auf eine Powerpoint-Präsentation starren und Vorträgen zuhören - das ist den Organisatoren von "Sustainable Development in Action" zu langweilig. Statt drei Tage hinter verschlossenen Türen wissenschaftlich zu diskutieren, setzten die 100 Studenten und Berufseinsteiger in den Marsilius-Arkaden ihre Ideen zum Thema Nachhaltigkeit direkt in Modelle, Start-ups und Konzepte um - und präsentierten sie Passanten in der Altstadt.
"Wir wollen, dass die Teilnehmer kreativ sind und etwas mitnehmen", fasst Sanam Vardag das Konzept zusammen: "Die Wissenschaft muss aus dem Elfenbeinturm heraus und auf die Straße." Vardag ist Geschäftsführerin des Heidelberg Centre for the Environment (HCE), das Umweltforscher aus verschiedenen Disziplinen vernetzt. Gemeinsam mit den Gründern von "Momentum Novum", Michael Valdivieso, Martina Vetrovcova und Maximilian Jungmann, hat Vardag die Konferenz organisiert. "
Momentum Novum" ist ein Sozialunternehmen, das durch kreative Ideen, Diskussionen und interdisziplinärer Zusammenarbeit versucht, Probleme zu lösen und dabei Nachhaltigkeit zu fördern. "Deshalb wollten wir neue Methoden in die Konferenz integrieren", sagt Vetrovcova, die mit Jungmann an der Universität Heidelberg in Politikwissenschaft promoviert. "Nur mit dem Hands-On-Prinzip können wir wirklich etwas bewegen."
Dazu haben die Vier ein spezielles Workshop-Programm erarbeitet: Am ersten Tag hielten zunächst Professoren aus verschiedenen Disziplinen der Natur- und Sozialwissenschaften Vorträge und diskutierten mit den Teilnehmern. Dieser wissenschaftliche Input war die Grundlage für Tag zwei und drei, dem "In Action"-Teil der Konferenz. Dafür wurde die Gruppe auf vier "Workshops" verteilt.
In einem der sogenannten "Action-Labs" simulierten sie die Klimakonferenz der Vereinten Nationen, auf der sich Anfang Dezember zum 24. Mal die Unterzeichner der Rahmenkonvention zum Klimawandel treffen. Jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin repräsentierte ein Land und musste dessen Interessen in den Diskussionen vertreten.
Wie bei der echten Klimakonferenz erarbeiteten die Repräsentanten gemeinsam ein Abkommen, dass sie schriftlich festhielten. "Wir sind gespannt, ob wir zu besseren Ergebnissen kommen als die Konferenz im Dezember", schmunzelt Jungmann.
Im "Start-up Action-Lab" arbeiteten die Teilnehmer Business-Pläne aus, die Nachhaltigkeit und Soziales in einem Unternehmen vereinen sollten. Ebenfalls kreativ ging es im "Design Thinking"-Workshop zu. In kleinen Gruppen entwarfen die Teilnehmer Produkte, wie zum Beispiel eine App oder einen Bus, die helfen sollen eine Stadt nachhaltiger zu gestalten.
Um die Entwicklung von Städten drehte sich der "Szenario"-Workshop. "Wir haben uns überlegt, wie eine Stadt 2050 aussehen könnte und warum es zu dieser Entwicklung gekommen ist", erklärt Teilnehmerin Laila Gao. "Es war etwas ganz Besonderes, ein Thema interaktiv zu bearbeiten." Andreas Lehrfeld ergänzt: "Auch die Internationalität und die Zusammenarbeit von den Natur- bis zu den Sozialwissenschaften findet man nicht auf allen Konferenzen."
Organisatorin Sanam Vardag hat die Hoffnung, dass die Teilnehmer die Verbindung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft von der Konferenz weiter praktizieren: "Damit wir Forschung und Ideen multiplizieren und verteilen können."