Musikschule Heidelberg

Vorerst keine Chance für Bläser und Chöre

Städtische Musik- und Singschule öffnet wieder und braucht neue Räume - Ein Anruf bei deren Leiter Kersten Müller

06.05.2020 UPDATE: 07.05.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden
Letzten Sommer wurden die erfolgreichen Teilnehmer des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ von Oberbürgermeister Würzner im Heidelberger Ratssaal empfangen. Foto: Rothe

Von Birgit Sommer

Heidelberg. Die städtische Musik- und Singschule öffnet wieder, doch die 100 Lehrer und knapp 5000 Schüler und Schülerinnen müssen noch mit Einschränkungen leben, wie der Leiter der Schule, Kersten Müller, erklärt.

Herr Müller, am Montag dürfen Sie wieder öffnen. Was wird als Erstes angeboten?

Wir starten mit Tasten-, Zupf- und Streichinstrumenten.

Gruppen sind nicht dabei? Und keine Blasinstrumente und Chöre?

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Kersten Müller.
Foto: Rothe

Explizit nicht. Es gibt eine Diskussion um die Aerosole und deren Verteilung. Aus meiner persönlichen Sicht ist das für den Einzelunterricht bei Gesang und Blasinstrumenten unbegründet. Wir können mit einfachen Schutzmaßnahmen arbeiten, etwa in entsprechend großen Räumen und mit Trennwänden. Wir haben extra solche aus Plexiglas anfertigen lassen. Auch der Landesverband der Musikschulen ist dabei, zusammen mit Medizinern schlüssig darzustellen, dass Einzelunterricht an Blasinstrumenten auf diese Weise erteilt werden kann. Was nicht geht, sind Chorgesang und Orchester.

Haben die Lehrer in der Zwischenzeit Kontakt zu den Schülern gehalten und ihnen immer ein gewisses Pensum zum Üben aufgetragen?

Da muss ich die Kollegen loben, sie haben ganz Hervorragendes geleistet. Sie haben den Unterricht online oder mit Zusendung von Dateien und persönlichem Gespräch am Telefon weitergeführt – obwohl wir die Gebühren seit 17. März grundsätzlich zurückerstatten müssen.

Haben die Eltern dann die Gebühren trotzdem bezahlt?

Wir haben einen Solidaritätsaufruf gestartet und ein Solidaritätskonto eingerichtet und Eltern, die uns unterstützen wollen, gebeten, dort einzuzahlen. Bis jetzt ging es um die Gebühren im März, die neue Erstattung beziehungsweise Gebührenbescheide gehen erst jetzt raus. Aber wir freuen uns schon sehr über die positive Resonanz und danken für die freiwillige Unterstützung.

Was ging in den letzten Wochen nicht? Was wurde versäumt?

Es ging kein einziger richtiger Unterricht, wir konnten keine Leistung persönlich erbringen, und die Schule ist bis heute geschlossen. Und doch konnten 70 Prozent des Unterrichts erteilt werden, weil die Kollegen mit ihren eigenen technischen Geräten und in Eigenverantwortung weitergearbeitet haben.

Das schätzen die Eltern sicher.

Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen, dass wir uns um Kontakt bemüht und weiter unterrichtet haben. Das ging natürlich nicht mit den kleinen Kindern im Elementarunterricht, aber selbst für die Chöre gibt es Online-Angebote. Auch die Kooperationen mit den Schulen können wir bis zum Sommer nicht weiterführen, weil diese keine Partner ins Gebäude lassen dürfen.

Welche Kooperationen sind das?

Das ist zum Beispiel die Aktion "Singen macht Schule" in drei Grundschulen, das sind die Bläserklassen in der Internationalen Gesamtschule, die Percussion-Gruppen in der Gemeinschaftsschule auf dem Boxberg und das Musizieren mit Orff-Instrumenten an der Thadden-Grundschule.

Sie dürfen auch keine Räume in allgemeinbildenden Schulen mehr nutzen. Was bedeutet das jetzt für den Unterricht?

Die Untersagung, Schulräume zu nutzen, verschärft unsere Probleme noch. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, uns komplett umzuorganisieren, um die Einzelunterrichte weiterführen zu können. Wir wollen Räume anmieten, und wir wollen eventuell den Samstag als Unterrichtstag einführen.

Gibt es jetzt keine Vorspieltermine und Vorführungen mehr? Und auch kein "Jugend musiziert"?

"Jugend musiziert" wird hoffentlich für das nächste Jahr wieder ausgeschrieben. Aber der Bundeswettbewerb dieses Jahr ist abgesagt, genauso wie der Deutsche Orchesterwettbewerb, für den sich unser Sinfonieorchester als Teilnehmer des Landes Baden-Württemberg qualifiziert hatte. Vorspieltermine und öffentliche Veranstaltungen müssen bei uns ausfallen. Was wir dürfen: Im Juli finden Aufnahmeprüfungen für die studienvorbereitende Ausbildung und für die Stipendien im nächsten Jahr statt. Da sind nur wenige Juroren dabei.

Und es gibt wahrscheinlich bei Ihnen auch neue Hygienevorschriften?

Ja, Zugänge müssen geklärt werden, es geht um die Wahrung des Abstands und um die Desinfektion von Händen und Instrumenten und vieles mehr. Wir werden Lehrkräfte, Eltern und Schüler umfassend informieren.

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