Das ganze Panorama im Blick
Der Emmertsgrunder Peter Speil liebt die Aussicht von der unteren Terrasse am Mombertplatz.

Von Arndt Krödel
Heidelberg. Eine Wiese, ein Hof, eine Parkbank oder ein Spielplatz: In unserer Serie "Lieblingsplätze" stellen Bewohner ihren Lieblingsplatz in ihrem jeweiligen Stadtteil vor. Das kann von den bekanntesten Orten bis hin zum Geheimtipp reichen. Einzige Bedingung ist: Der Platz ist öffentlich zugänglich, und es gibt dort keinen Konsumzwang.
Peter Speil lebt seit 22 Jahren auf dem Mombertplatz im Bergstadtteil Emmertsgrund. Nicht nur die Wohnung, die er bezog, hat ihm gleich bei der ersten Besichtigung zugesagt – er fand nur eine Minute von dem Gebäude entfernt auch seinen Lieblingsplatz: die untere Terrasse beim Treppenabgang zur Mombertstraße. Für seinen Stadtteil setzt sich der 80-jährige ehemalige Ingenieur im Seniorenzentrum Boxberg-Emmertsgrund ein, wo er ehrenamtlich den Tanzkreis "Bleib fit, tanz mit" leitet.
Was diesen Ort zum Lieblingsplatz macht: Zwar hat Peter Speil von den Balkons seiner Wohnung einen guten Ausblick nach Süden und auf der anderen Seite nach Norden, aber das Stück "dazwischen" – das reicht etwa vom Speyerer Dom bis zum Mannheimer Fernsehturm – wird von dem vorderen Wohnblock verdeckt. Deshalb geht er gerne auf die untere Terrasse am Mombertplatz, für ihn nur ein paar Schritte von seinem Hauseingang entfernt, um das ganze Panorama vor Augen zu haben. Hier kann er nach Herzenslust den Blick schweifen lassen und in der weiten Rheinebene nach Punkten suchen, die ihn interessieren.
Wie man hinkommt: Von der Mombertstraße führen links neben der Tiefgarageneinfahrt Treppen hinauf zu der kleinen, mit Pflanzen begrünten Terrasse. Wer von oben kommt, überquert den Mombertplatz vorbei an der Boule-Anlage und dem Alfred-Mombert-Gedenkstein bis zum letzten unteren Wohnblock.
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Wann die beste Zeit für einen Besuch ist: Am schönsten ist es auf der Terrasse am Abend bei untergehender Sonne, findet Speil. Dann liefere der Himmel ein einzigartiges Schauspiel. Aber manche Dinge, so seine Erfahrung, erkennt man nur bei Sonnenaufgang deutlich, wie etwa das Tribünendach vom Hockenheim-Ring: "Bei untergehender Sonne ist das nur ein schwarzes Loch." Auch das Hambacher Schloss ist von der Terrasse aus am besten im Morgenlicht oder in der Mittagssonne zu sehen.
Was man dort machen kann: Es ist immer wieder das Schauen in die weite Landschaft der Rheinebene, das Speil so fasziniert, das Peilen und Entdecken von bislang unbekannten Punkten. Das unterschiedliche Licht zu unterschiedlichen Tageszeiten lässt neue Perspektiven zu, sodass es dem Betrachter eigentlich nie langweilig wird. Man kann sogar Prozesse von Veränderungen mitverfolgen: So fiel dem Emmertsgrunder bei seinen Fernbeobachtungen auf, wie sich die Anzahl der Windräder in der Anlage bei Alzey mit der Zeit immer weiter erhöhte.
Was man mitbringen sollte: Speil hat stets Fernglas, Notizblock und Landkarte mit dabei, um die Orte in der Landschaft bestimmen zu können, die ihn interessieren. Auch frühere Zeichnungen führt er mit, auf denen er Landmarken wie die SAP-Arena, den Mannheimer Fernsehturm und die BASF Ludwigshafen festgehalten hat. "Die brauche ich später für meine Peilungen", erklärt er. Manchmal setzt er auch das GPS seines Smartphones ein.
Wem man dort begegnet: In der Regel ist Speil allein bei seinen Erkundungsbesuchen auf der Terrasse. Manchmal, erzählt er, gingen Nachbarn vorbei und lächelten vor sich hin, wenn sie dort jemanden sehen, der nur "guckt": "Was die denken, weiß ich nicht." Gespräche seien eher selten – die meisten kämen ja von der Arbeit und wollten nach Hause.
Das schönste Erlebnis: Sonnenuntergänge sind an diesem Ort von einer besonderen Qualität. Einmal, erinnert sich Speil, sei die Sonne schon halb hinter den Pfälzer Bergen verschwunden, als ein Flugzeug vorbeigeflogen sei und sich deutlich gegen den halben Sonnenball abgehoben habe. Peter Speil lebt nicht nur gerne am Mombertplatz, sondern auch im Emmertsgrund. "Dass der Stadtteil immer noch so schlecht gemacht wird, verstehe ich nicht", sagt er: Dass es sich hier schlecht leben lasse, stimme einfach nicht – und Speil muss es nach so langer Zeit wissen.