Lieblingsplatz am Boxberg

An dieser Bank findet man Ruhe

Die entspannte Lebensart in Stein gemeißelt: Für drei Boxberger ist die von Jörg Windmann geschaffene Bank unterhalb der Berghalde der Lieblingsort.

30.08.2022 UPDATE: 30.08.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
Renate Deutschmann (l.) hatte sich schon beim Werkstattbesuch in die Bank des Künstlers Jörg Windmann verliebt. Aber auch für Remziye Gerdon und Hans-Jürgen Schneble ist sie ab 2015 zu ihrem liebsten Ort im Stadtteil Boxberg geworden. Foto: Dominique S. Schwan

Von Arndt Krödel

Heidelberg. Eine Wiese, ein Hof, eine Parkbank oder ein Spielplatz: In unserer Serie "Lieblingsplätze" stellen Bewohner ihren bevorzugten Platz in ihrem Stadtteil vor. Das kann von bekannten Orten bis hin zum Geheimtipp reichen. Einzige Bedingung ist: Der Platz ist öffentlich zugänglich und es gibt dort keinen Konsumzwang.

Als sie beim Besuch der Werkstatt des Heidelberger Bildhauers Jörg Windmann die gerade entstehende Bank aus Leistädter Sandstein und heimischem Robinienholz sah, habe sie sich gleich in das Stück verliebt, erinnert sich Renate Deutschmann. Der Stadtteilverein Boxberg, dessen Vorsitzende sie ist, hatte dem Künstler Ende 2014 den Auftrag dazu gegeben, und im Jahr darauf wurde die Bank bei einer Veranstaltung des Erlebniswanderwegs "Wein und Kultur" eingeweiht. "Ich konnte es kaum erwarten, dass die Bank auf dem eigens dafür ausgesuchten Platz aufgestellt wird", erzählt Deutschmann. Die langjährige Leiterin eines Seniorenheims wohnt seit fast 30 Jahren auf dem Boxberg. Die Bank wurde schnell nicht nur zu ihrem Lieblingsplatz im Stadtteil – auch Remziye Gerdon und Hans-Jürgen Schneble fühlen sich dort wohl.

> Was diesen Ort zum Lieblingsplatz macht: "Man kann von hier aus den wunderbaren Panoramablick in die Landschaft genießen", sagt Deutschmann. Und es sitze sich gut auf der Bank, die sowohl handwerklich als auch künstlerisch gelungen sei: Der Bildhauer habe die entspannte Lebensart eingefangen und in Stein gemeißelt. Auf der linken Seite sind die oberhalb gelegenen Terrassenhäuser und die umgebenden Weinstöcke zu sehen, aus denen sich eine Frauengestalt erhebt und ein Glas Wein kredenzt. Die andere Seite zeigt das Wappen des Stadtteilvereins. "Das ist meine Rentnerbank", schmunzelt Deutschmann, die seit März nicht mehr berufstätig ist.

> Wie man hinkommt: Von der Bushaltestelle am Iduna-Center überquert man den Boxbergring zu einem gepflasterten Fußweg, der über die Berghalde hinunter in Richtung Rohrbach zur Siegelsmauer führt. Zwischen Gärten und Weinbergen steht die Bank an einer Weggabelung.

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> Wann die beste Zeit für einen Besuch ist: Morgens, findet Deutschmann – da könne man manchmal sogar mit dem hier tätigen Winzer ins Gespräch kommen. Für Remziye Gerdon, die im Boxberg einen Friseursalon führt, ist mittags der ideale Zeitpunkt: "Da mache ich während eines Spaziergangs einen Zwischenstopp auf der Bank, um Energie zu tanken." Und für Hans-Jürgen Schneble ist die Dämmerung besonders reizvoll, um die Augen in der Landschaft schweifen zu lassen.

> Was man dort machen kann: Neben dem einfachen Genießen des Orts zum Beispiel Lesen, meint Deutschmann. Sie hat hier auch schon Studenten gesehen, die für Prüfungen gelernt haben. Als die Bank eingeweiht wurde, hat man ein Picknick veranstaltet, was sich natürlich auch für Wanderer anbietet. Für Hans-Jürgen Schneble, den sie von der "Abendspaziergang-Gruppe" vom Boxberg kennt, ist das Beobachten des Wolkenspiels am Himmel "ein Theater, das man jeden Abend umsonst hat".

> Was man mitbringen sollte: Ein Buch, einen Brief, die RNZ – und vor allem Muße, schlägt Deutschmann vor. Für Schneble braucht es keine großen Überlegungen: "Es ist eine Bank, die man nicht mit einem bestimmten Ziel aufsucht. Man will sich einfach ausruhen und kann zum Beispiel dem Vogelgezwitscher lauschen." Auf den Punkt bringt es Remziye Gerdon: "Man bringt sich selber mit."

> Wem man dort begegnet: Leute, die im Stadtteil wohnen, die mit dem Hund spazieren gehen oder ins etwa 15 Minuten entfernte Rohrbach zum Einkaufen gehen. Wenn schon jemand auf der Bank sitzt, erzählt Deutschmann, wird Platz gemacht und man kommt ins Gespräch.

> Das schönste Erlebnis: Zu Beginn der Corona-Zeit, erinnert sich Gerdon, an einem Tag im März oder April 2020, sei sie nach einem langen Spaziergang dankbar gewesen, sich auf der Bank hinsetzen zu können: "Da habe ich meine Ruhe gefunden."

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