Viele Heidelberger Clubs trifft die Corona-Krise hart
Jetzt sollen Spendenkampagnen helfen - Kampf um das Überleben

Von Anica Edinger
Heidelberg. Der Stichtag war der 13. März. Er wird vielen Club-Betreibern noch lange in Erinnerung bleiben – als der Tag, an dem die Stadt den Clubs die Türen schloss. Und das ganze vier Tage, bevor sie das gesamte öffentliche Leben samt Restaurants, Bars, Museen und anderen Kultureinrichtungen lahmlegte. Kein Wunder also, dass die Corona-Krise Clubs, die überall in Deutschland auch ohne Virus ständig ums Überleben kämpfen, besonders hart trifft. Wie lange können sie ohne Besucher durchhalten? Die RNZ hat sich umgehört.
> Halle 02: Die Halle 02 in der Bahnstadt hat in ihrer 18-jährigen Geschichte schon viel mitgemacht – eine komplette Schließung vom einen auf den anderen Tag zählt nicht dazu. Und weil die Halle unter allen Heidelberger Clubs, Konzert- und Kulturhäusern "der größte Tanker ist", wie es Geschäftsführer Felix Grädler ausdrückt, und ohne städtische Finanzhilfen auskommen muss, wird sie die Krise wohl am schwersten treffen. Ein Grund dafür sind die enorm hohen monatlichen Fixkosten. Über 100.000 Euro müssen laut Grädler aufgebracht werden. Dazu zählt etwa die Miete, die die Halle an die Stadt zahlen muss. Man verhandle gerade, inwiefern sie ausgesetzt oder reduziert werden kann. Ein Ergebnis gibt es noch nicht. Sorgen machen sich Grädler und sein Geschäftsführer-Kollege Hannes Seibold deshalb auch um ihre Mitarbeiter – und die Halle hat davon viele, mehr als alle anderen Clubs in der Stadt: "Für sie ist das ein herber Einschnitt", sagt Grädler. Alle 20 Festangestellte seien seit 13. März in Kurzarbeit, für die über 80 Mini-Jobber, die bei Veranstaltungen an Bar oder Garderobe arbeiten, gibt es keine Lösung.
In den sozialen Netzwerken macht die Halle 02 jetzt kräftig Werbung für ihre Spendenkampagne unter dem Motto "Eine Hand wäscht die andere". Der Appell: Bereits gekaufte Tickets für abgesagte Konzerte behalten und auf die Erstattung verzichten. Zudem kann man ab sofort ein Ticket kaufen für eine große Party nach der Corona-Krise.
Retten wird das allein die Halle 02 aber wohl nicht. Deshalb heißt die Strategie: Fixkosten drücken. Die Gewerbesteuervorauszahlung, die monatlichen Gema-Gebühren, der Beitrag für die Künstlersozialkasse: All das versuchen die Geschäftsführer Grädler und Seibold gerade, irgendwie auszusetzen – um so wenigstens noch ein paar Monate ohne Gäste zu überleben. Denn dass sie bald wieder aufmachen dürfen, damit rechnen Grädler und Seibold nicht. "Wir waren die ersten, die zumachen mussten, und wir werden die letzten sein, die wieder öffnen dürfen."
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> Breidenbach: Bis Mai, davon ist Shiva Hamid überzeugt, kann das Breidenbach in der Hebelstraße 18 auch ohne Club-Veranstaltungen noch über die Runden kommen. Die Mitgründerin der Breidenbach Studios weiß, dass die Krise sie nicht so hart treffen wird wie andere Clubs – vorerst. "Wir haben noch das Co-Working in Heidelberg und anderen Standorten", sagt Hamid, "deshalb bricht nicht komplett alles weg." Und dennoch: "Es ist eine wahnsinnig unsichere Situation." Deshalb haben auch die Breidenbach Studios eine Spendenaktion auf die Beine gestellt. Im Internet kann man spenden unter www.startnext.com/breidenbach. Auch eine "After-Corona-Party" ist geplant. Denn: "Wenn wir wieder feiern dürfen, dann mit einem Knall", sagt Hamid.
> Ginsburg: "Abwarten", das ist die Strategie von Daniel Habtom, einer der insgesamt drei Betreiber des Ginsburg in der Friedrich-Ebert-Anlage. "Mehr kann man aktuell nicht machen", sagt er. Es sei momentan überhaupt viel zu früh, eine Prognose für die Zukunft abzugeben. Schließlich wisse keiner, wie lange die aktuelle Situation noch anhalte. Das Positive daran: "Wir sind nicht allein." Die Krise "trifft uns alle hart", sagt Habtom. Diese schwere Last: "Wir tragen sie gemeinsam."
> Tangente: Yusuf Topal, der Inhaber der Tangente in der Kettengasse, hofft inständig, dass die Maßnahmen nach den Osterferien wenigstens ein wenig gelockert werden – so richtig glaubt aber auch er nicht daran. Klar ist: Es wird auch für die Tangente in der Zeit danach schwer werden. Auch dort müssen die Pacht, die Strom- und Sozialabgaben bezahlt werden. Die Soforthilfe des Landes Baden-Württemberg, die für Soloselbstständige wie Topal mit bis zu fünf Mitarbeitern für drei Monate 9000 Euro garantiert, sei nur "ein Tropfen auf den heißen Stein". Dennoch sagt er pragmatisch: "Das ist jetzt die Lage der Welt – und viele Länder trifft es noch viel härter."



