Kinderbetreuung

Die Südstadt-Eltern sind sauer

Kita im Markushaus soll 2019 schließen - Pläne für Nachnutzung der Fläche - Oberbürgermeister Eckart Würzner war vor Ort

22.07.2018 UPDATE: 23.07.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden

Eine Fotocollage schenkten die Kinder der Kita dem Stadtoberhaupt bei seinem Besuch. Foto: Rothe

Von Maria Stumpf

Heidelberg. Sie sind verärgert: Eltern in der Südstadt haben im April aus der RNZ erfahren, dass ihre Kita im Markushaus zum September 2019 geschlossen werden soll. Davon betroffen sind dann 15 Kinder, zurzeit besuchen 24 Drei- bis Sechsjährige die Einrichtung. Träger ist die Markusgemeinde der Evangelischen Kirche. Die Eltern sehen die Kita-Situation der Südstadt dann kritisch und beteiligten sich deshalb erfolgreich an der Internet-Aktion "Hol den OB". Oberbürgermeister Eckart Würzner war nun vor Ort in der Rheinstraße.

Rund 40 Teilnehmer waren dabei, darunter Vertreter der Evangelischen Kirche, des Stadtteilvereins und des Bezirksbeirats. In der Gesprächsrunde übernahmen Saskia Breil, Katharina Schaller sowie Moderator Sören Landmann die Aufgabe, dem OB das Thema näherzubringen. Anfang des Monats haben engagierte Südstädter bereits das "Aktionsbündnis kinderfreundliche Südstadt" gegründet. Ihnen geht es um mehr als den Erhalt des kleinen Kindergartens im Markushaus: Die Initiatoren befürchten, dass die bezahlbaren Betreuungskapazitäten im Stadtteil in der Zukunft nicht ausreichen werden.

"Die Südstadt erlebt einen Bauboom, und immer mehr junge Familien werden hier wohnen. Gleichzeitig wird eine Kita geschlossen. Das leuchtet uns nicht ein", erklärte Saskia Breil, Mutter von drei Kindern. Katharina Schaller sitzt im Rollstuhl und hätte eigentlich zum Herbst einen Kita-Platz im Markushaus für ihren Sohn bekommen - doch angesichts der unsicheren Zukunft der Kita entschied sie sich "nicht freiwillig" für eine Ablehnung. "Das hat etwas mit Lebensrealität zu tun."

Da konnte auch Karin Wilke, Pressesprecherin der Evangelischen Kirche, mit der Garantie von alternativen Plätzen in anderen Kitas wenig punkten. "Was nützen uns Plätze in Schlierbach oder Ziegelhausen?", so die Mütter. Wilke und auch Pfarrer Gunnar Garleff hatten keinen leichten Stand. Sie verwiesen auf ein Landesprogramm der evangelischen Kirche zur wirtschaftlichen Konsolidierung. Sie entschuldigten sich aber auch für eine Kommunikationsstrategie, die wohl fehlgeschlagen sei. Der Pfarrer machte jedoch klar: "Es ist schon eine Nachnutzung der frei werdenden Fläche geplant." Sie werde zum Aufbau einer "Kirche in neuen Formen", mit der vor allem junge Familien angesprochen werden sollen, gebraucht.

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"Es hat uns ein bisschen erwischt mit der geplanten Schließung der Kita hier", gab OB Würzner zu. Die Stadt bezuschusst die rund 40 freien und kirchlichen Träger von Kindereinrichtungen finanziell. "Die Situation war für uns als Stadt nicht planbar. Wenn im September geschlossen werden sollte, haben wir erst mal keine Option hier direkt vor Ort." Der OB hatte aber ein Angebot in der Tasche: "Wenn die Kirche das nicht weiter machen will, könnten wir als Stadt einen anderen Träger für die Kita im Markushaus finden, der das wirtschaftlich weiter betreiben würde."

Nach seiner Auflistung sei die Situation in der Südstadt "zunächst ausreichend": Sieben Kinderbetreuungseinrichtungen zählte er auf, die schon eröffnet haben oder es in den kommenden Monaten tun sollen. Mittelfristig werde auch die städtische Kita "Haus der Jugend" mit voraussichtlich 20 Krippen- und 60 Kindergartenplätzen in die Südstadt verlagert. Die Eltern winkten allerdings ab: "Viele Angebote sind Verlagerungen mit schon belegten Kapazitäten oder nicht bezahlbar", befürchtete Breil. Und sie betonte die familiäre Atmosphäre des kleinen Kindergartens im Markushaus. "Das ist etwas ganz Besonderes."

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