Erster Spatenstich am neuen Südstadt-Karlstorbahnhof
Das Kulturhaus in der Südstadt wird moderner und größer, jedoch erst Ende 2021 eröffnet.

Der Karlstorbahnhof zieht in die ehemalige Reithalle in der Südstadt - und viele wollten dabei helfen. Zum symbolischen Spatenstich kamen neben Geschäftsführerin Ingrid Wolschin (5. v.r.) und Oberbürgermeister Eckart Würzner (3.v.r.) auch alle anderen Bürgermeister. Foto: Rothe
Von Denis Schnur
Heidelberg. Die Vorarbeiten laufen seit März, der Gemeinderat hat kürzlich die Mittel freigegeben - und jetzt geht es richtig los: In der Heidelberger Südstadt begann gestern die Sanierung des künftigen Karlstorbahnhofs mit dem symbolischen ersten Spatenstich. 20 Millionen Euro investiert die Stadt, um die 85 Meter lange und 22 Meter breite Reithalle (siehe Hintergrund) zum Kulturzentrum umzubauen.
So viel wie vermutlich noch keine Kommune in Deutschland zuvor für ein soziokulturelles Zentrum ausgegeben habe, vermutet die Geschäftsführerin des Karlstorbahnhofs Ingrid Wolschin: "Das zeigt den starken Rückhalt für die Kultur in dieser Stadt."
Wenn die Sanierung abgeschlossen ist, soll das Kulturhaus dem neuen Quartier auf dem ehemaligen Kasernen-Gelände den Stempel aufdrücken, "der Südstadt eine neue kulturelle Identität geben", wie es Oberbürgermeister Eckart Würzner ausdrückt. Bis es soweit ist, wird es aber noch mehr als zwei Jahre dauern. Da die Altlasten größer waren als gedacht, wird der Karlstorbahnhof vermutlich erst Ende 2021 fertig - und nicht wie geplant Ende nächsten Jahres. "Ich glaube, es gibt keinen Schadstoff, den wir hier nicht gefunden haben", scherzte Architekt Manfred Bernhardt. Und erst wenn die entsorgt sind, können neue Wände eingezogen, der Vorbau errichtet und die Halle energetisch saniert werden.

Rapper Toni L. lieferte den ersten Auftritt am neuen Standort. Foto: Rothe
Und doch gab es am Montag schon einen ersten Vorgeschmack auf das, was im neuen Karlstorbahnhof auch künftig im Mittelpunkt stehen soll: die Kultur. Deswegen eröffnete auch nicht Wolschin oder Würzner die Veranstaltung, sondern die Heidelberger Hip-Hop-Legende Toni L. "Das ist ein historischer Moment", erklärte dieser, bevor er als erster Künstler für Musik am neuen Standort sorgte - oder wie er sagte, "die Partylaune ins Gebäude mauert".
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Auf Toni L. werden ab Ende 2021 viele weitere Musiker folgen. Denn wie jetzt will das Kulturhaus auch in Zukunft eine Mischung aus internationalen Stars, Neulingen und Kleinkunst bieten. "Das neue Gebäude ist ein großer Ansporn, weiterhin Neues zu entwickeln", betonte Wolschin. "Dafür steht der Karlstorbahnhof seit Jahren." Und wie am alten Standort wird es auch am neuen ein Kino, ein Theater und den "Klub K" geben.
Hintergrund
> Die Reithalle wurde 1936/37 erbaut als Teil der "Großdeutschlandkaserne" in der Südstadt. 1948 übernahm die US-Armee den Standort als "Campbell Barracks". Aus der Reithalle machte sie 1949 ein Offizierscasino mit zwei Festsälen und Büros. Seit dem Abzug
> Die Reithalle wurde 1936/37 erbaut als Teil der "Großdeutschlandkaserne" in der Südstadt. 1948 übernahm die US-Armee den Standort als "Campbell Barracks". Aus der Reithalle machte sie 1949 ein Offizierscasino mit zwei Festsälen und Büros. Seit dem Abzug der US-Armee aus Heidelberg 2012/13 steht das denkmalgeschützte Gebäude leer.
> Der neue Karlstorbahnhof wird deutlich größer als der bisherige. Er wird aus insgesamt fünf Teilen bestehen: Der große Saal wird eine Fläche von 360 Quadratmetern haben - genug für 490 Sitz- und 900 Stehplätze. Das Foyer, das tagsüber immer offen sein soll, soll auf 270 Quadratmetern ein Treffpunkt für die Heidelberger sein. Das neue "Tikk-Theater" soll bei Vorstellungen Platz für 120 Besucher bieten. Das kommunale Kino ist ebenfalls groß genug für 120 Gäste. Der "Klub K" kommt in einem Vorbau unter und bietet Raum für 200 Personen. dns
Trotzdem werden sich in der Südstadt auch einige Dinge ändern. So liegt das Kulturhaus nicht mehr direkt an der S-Bahn-Linie und am Ende der Altstadt. Dafür entsteht direkt daneben ein großes Kreativwirtschaftszentrum, mit deren Mietern das Kulturhaus zusammenarbeiten möchte. Außerdem kann hier auch der Außenbereich auf dem Marlene-Dietrich-Platz bespielt werden. "Wir wollen noch stärker in die Stadtgemeinschaft wirken", versprach Wolschin entsprechend. "Das geht hier besser als am alten Standort." Hier wird der Karlstorbahnhof auch endlich ein großes Foyer haben, das ganztägig geöffnet sein und als Treffpunkt für Nachbarn und Heidelberger fungieren soll.
Nicht nur bei den über 100 Gästen beim Spatenstich, sondern vor allem bei den Verantwortlichen des Kulturzentrums war gestern die Vorfreude auf den neuen Standort zu spüren - ganz anders als zu Beginn der Planungen: "Am Anfang fanden wir die Idee überhaupt nicht prickelnd", erklärte Wolschin: "Wir wollten am alten Standort bleiben." Doch einerseits habe der sich als nicht zukunftsfähig erwiesen - und andererseits sei beim Team immer mehr die Begeisterung gewachsen für "diese wunderschönen Hallen".