Hickhack um Gratis-ÖPNV
Vor dem Drei-Euro-Ticket gibt es große Diskussionen. OB Würzner will langfristig kostenlosen ÖPNV.

Heidelberg. (shy) Zum ersten Mal kostenlos mit Bus und Bahn durch die Stadt fahren – das macht der Gemeinderat an vier Samstagen im Frühling möglich. 140.000 Euro stellt das Gremium dafür bereit. Am Anfang ist die Resonanz nicht so groß, aber mit jeder Woche kommt das Angebot besser an. Ende April ziehen Oberbürgermeister Eckart Würzner und die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) die positive Bilanz: Im Durchschnitt nutzten an den Gratis-Tagen rund 10.000 Menschen mehr den innerstädtischen Nahverkehr, als sonst. Der OB will mehr – kostenlosen Nahverkehr ab Herbst für alle Unter-18-Jährigen und einen 200-Euro-Zuschuss zum Jahresticket für Über-60-Jährige.
Ende Juni dann der Rückschlag für Würzner: Nach langen Diskussionen fällt der Gratis-Nahverkehr im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität durch, denn den Mitgliedern ist er zu teuer. Dann kommt die überraschende Kehrtwende. Im Haupt- und Finanzausschuss einigen sich die Stadträte eine Woche später auf einen Kompromiss: Eine günstige ÖPNV-Monatskarte für Unter-21-Jährige und Einkommensschwache wird beschlossen. Ende Juli stimmt auch der Gemeinderat dieser Idee zu. 15 Millionen Euro soll das Pilotprojekt kosten und vorerst auf ein Jahr beschränkt sein.
Das Drei-Euro-Ticket gilt im ganzen VRN-Verbund, nicht nur in Heidelberg. Skurrilerweise war das nach dem ganzen Hin und Her vielen Stadträten bei der Abstimmung nicht klar – und auch die RNZ berichtet das zunächst falsch.
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Am 1. September ist es dann so weit. Das Drei-Euro-Ticket für Jugendliche und Heidelberg-Pass-Inhaber gilt. Wer es haben möchte, braucht aber viel Geduld, denn die große Nachfrage sorgt für stundenlange Wartezeiten vor der Mobilitätszentrale, obwohl die RNV sogar zusätzliche Mitarbeiter einsetzt. Geht es nach Würzner, wird der ÖPNV langfristig für alle Heidelberger kostenlos.