Das sind die hässlichsten Ecken in Heidelberg
"Neckarorte" und Stadtteilverein Bergheim luden zum Foto-Spaziergang am Neckarufer- Dabei ging es auch zu den schlimmsten Ecken

Vom Wehrsteg aus ging es am Ufer entlang zum Iqbal-Ufer. Foto: Rothe
Von Sophie Krischa
Heidelberg. Fotografieren, was das Zeug hält war das Motto beim "Instawalk" am Bergheimer Neckar-Ufer. Bei dem Spaziergang machten die Teilnehmer Fotos, um sie bei der Foto-App Instagram zu veröffentlichen. Organisiert vom Stadtteilverein Bergheim und dem Verein "Neckarorte", ging es für die Teilnehmer vom Wehrsteg aus am Ufer entlang zum Iqbal-Ufer. Kommen und mitmachen durfte jeder - am besten natürlich mit Smartphone und Instagram-App.
"Mit unserer Aktion wollen wir das Neckar-Ufer auf Bergheimer Seite in einem etwas anderen, unkonventionelleren Licht erscheinen lassen. Dadurch entstehen hoffentlich auch ein paar neue Perspektiven auf diesen Teil der Stadt", sagte Johannah Illgner, stellvertretende Vorsitzende des Stadtteilvereins und SPD-Stadträtin. 20 Teilnehmer versammelten sich am gestrigen Sonntag trotz Wolken am Himmel vor dem Imbiss am Wehrsteg. "Ich hätte niemals mit so vielen gerechnet", sagt Illgner. Dass darunter auch viele neue Gesichter waren, habe sie positiv überrascht.
Bei der Begrüßung wurde der Hashtag des Tages verkündet: Unter jedes gepostete Bild oder Video wurde #Neckaruferheidelberg gestellt. Gibt man diesen Begriff samt der Raute (englisch: Hashtag) bei Instagram in der Suchleiste ein, erscheinen alle von der Gruppe geposteten Beiträge.
Der Weg führte zuerst auf den Wehrsteg. Beim Blick in Richtung Schloss konnte ein erster Eindruck dem Ufer gesammelt werden. Anschließend spazierten die Teilnehmer auf der Bergheimer Neckarseite zum Marriott Hotel. Auf dem etwas abenteuerlichen und von Gestrüpp zugewucherten schmalen Pfad wurde schnell allen klar: Hierhin verirrt sich selten jemand.
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Die geschossenen Fotos der Teilnehmer landeten umgehend auf Instagram - unter dem Hashtag Neckaruferheidelberg. Foto: Rothe
"Wie Sie sehen, sehen Sie hier nichts", scherzte Illgner. Während sich auf der Neuenheimer Seite das pralle Leben auf der Neckarwiese abspielt, sind Teile das Bergheimer Ufers noch immer verwahrlost. Einige "Instawalker" wandelten hier sogar zum ersten Mal entlang und kannten viele der abgelegenen Ecken gar nicht.
So fiel einigen dabei zum ersten Mal die stark an ein Schiff erinnernde Gebäudeform des Schifffahrtsamtes auf. Nach dem Dschungel aus wild wachsenden Gräsern und Pflanzen entblößte sich die kalte, nackte Seite am Rande des Neckars: Der grau zubetonierte Teil des Iqbal-Ufers entlang der Bundesstraße gehört nicht zu Bergheims Schokoladenseiten.
"Ab hier wird’s richtig hässlich", sagte auch Alexander Krohn vom Stadtplanungsamt. Neben dem Ärger über den recht öden Anblick waren sich jedoch alle in einem Punkt einig: "Hier könnte man eine Menge draus machen!" Was genau, wurde dann an der letzten Station der Tour diskutiert: den Containern des Neckarorte-Vereins am Iqbal-Ufer. Hier bekamen die fröstelnden Teilnehmer zuerst noch heiße Getränke in die Hand.
Krohn stellte die Machbarkeitsstudie für die geplante Neckarufer-Promenade mit möglichen Ideen zur Ufergestaltung vor. Die kreativen Lösungsansätze von schwimmenden Häusersiedlungen über eine Studententribüne stießen auf viel Zuspruch. Aber es gab auch Kritik: "Wenn die Autos für die Neugestaltung komplett vom Ufer weggeführt werden, befürchte ich ein großes Verkehrschaos", sagte ein Teilnehmer. "Das sind immerhin rund 30.000 Fahrzeuge, die hier täglich vorbeikommen".
Zum Abschluss öffnete die Heidelberger Fotografin Sabine Arndt die Tür zu ihrer in einem Doppelcontainer ausgestellten Bilderreihe "Neckarorte Impressionen". Auf insgesamt 40 Bildern zeigt sie das Leben am Fluss in all seinen Facetten. Ob im Sommer am "Neckarbeach" oder im Winter voller Eisschollen: "Unser Wasser ist einfach schön", meinte Arndt.



