Traditionsbäckerei Mantei beendet Geschäftsbetrieb
Filialen schließen spätestens am 30. Juni – Rund 70 Mitarbeiter betroffen

Das Mantei-Geschäft am Bismarckplatz war stets eines der meistbesuchten. Doch auch diese Filiale wird - wie die anderen elf - spätestens am 30. Juni schließen. Die Traditionsbäckerei kann die endgültige Insolvenz nicht mehr abwenden. Foto: Philipp Rothe
Von Sebastian Riemer
Heidelberg. Jetzt geht plötzlich alles ganz schnell: Die Bäckerei Mantei wird nur noch bis zum 30. Juni Brötchen backen - höchstens. Insolvenzverwalter Holger Blümle informierte gestern Nachmittag um 16 Uhr die rund 60 verbliebenen Mitarbeiter, dass das Heidelberger Traditionsunternehmen binnen zwei Wochen abgewickelt wird.
Erst Anfang Mai hatte Mantei ein Insolvenzverfahren beantragt - nach 2012 bereits zum zweiten Mal. Nun steht endgültig fest, dass das Unternehmen nicht mehr gerettet werden kann. Ende Juni wird die Produktion für immer eingestellt. Blümle fand einfach keinen Investor, der den Geschäftsbetrieb übernehmen möchte. "Auch eine Fortführung aus eigener Kraft ist nicht möglich", sagte der Insolvenzverwalter am Donnerstag gegenüber der RNZ. Heißt im Klartext: Der Betrieb trägt sich einfach nicht mehr, die Ausgaben übersteigen permanent die Einnahmen.
Ob die zwölf Filialen überhaupt noch bis 30. Juni geöffnet bleiben, ist unsicher. "Das ist unser Ziel", sagt Ingo Schorlemmer, Sprecher von Blümles Mannheimer Kanzlei Schultze & Braun. Aber man wisse nicht, wie der Markt jetzt auf diese Nachricht reagiere. "Wenn kein Kunde mehr kommt oder die Mitarbeiter fehlen, dann kann ich auch den Laden nicht geöffnet lassen."
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Wie viele Mitarbeiter genau von dem endgültigen Ende der Bäckerei Mantei betroffen sind, ist unklar. Vor zwei Monaten war noch von rund 75 Angestellten die Rede. Doch als Manteis Zahlungsunfähigkeit Anfang Mai bekannt wurde, suchten sich einige bereits neue Arbeitgeber und verließen das Unternehmen. Aktuell sind es wohl noch etwa 60 Mitarbeiter.
Zahlreiche regionale Bäckereien haben laut Blümle Interesse an der Übernahme des Fachpersonals bekundet. "Insofern gehen wir davon aus, dass ein Großteil der Beschäftigten sehr schnell in neue Beschäftigungsverhältnisse wechseln kann und auf diese Weise kaum Arbeitsplätze in der Region verloren gehen", sagte Blümle. Der Arbeitsmarkt insbesondere für Bäckereifachverkäufer gilt als gut. In diesem Bereich gibt es viele offene Stellen.
Auch für einzelne Filialen gibt es laut Blümle bereits mehrere Interessenten. "Es laufen aktuell konkrete Gespräche mit einer Reihe von Investoren, die sich die Übernahme von Filialen vorstellen können", sagte der Insolvenzverwalter. "Für diese Filialen wollen wir Klarheit schaffen." Schon in wenigen Wochen könnten also einzelne Mantei-Filialen unter der Regie einer anderen Bäckerei - ob Riegler, Görtz, Grimminger oder einer anderen - wiedereröffnen.
Ob die Gläubiger von Mantei noch Geld zurückbekommen und wenn ja, wie viel, ist völlig offen. "Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht seriös beziffern", so Sprecher Schorlemmer.
Hintergrund
Nur noch zwölf Filialen hat die Traditionsfirma Mantei mittlerweile, Ende 2016 Jahren waren es noch über 20.
Nur noch zwölf Filialen hat die Traditionsfirma Mantei mittlerweile, Ende 2016 Jahren waren es noch über 20. Man schrumpfe sich gesund, hieß es noch vor einigen Monaten aus dem Unternehmen - doch der Plan ist nicht aufgegangen: Erneut muss sich die Bäckereifirma, die 1959 gegründet wurde, nun einem Insolvenzverfahren stellen.
Vor fünfeinhalb Jahren war es zum ersten Mal soweit: Am 1. November 2012 eröffnete das Amtsgericht Heidelberg das Insolvenzverfahren gegen die Bäckerei. Bergab war es allerdings schon viele Jahre vorher gegangen: Als Unternehmensgründer Gerhard Mantei 1995 starb, übernahm sein Sohn Uwe die Geschäfte. Ein Jahr später kaufte er die ehemalige Holzhandlung Rothfuß in der Eppelheimer Straße und baute sie zu einer großen Backstube samt Bistro um. Doch schon um die Jahrtausendwende gab es finanzielle Schwierigkeiten. 2003 musste Uwe Mantei die große Halle wieder verkaufen. Damit war die wirtschaftliche Blütezeit des Unternehmens Geschichte.
Doch mit dem Insolvenzverfahren im Jahr 2012 kehrte neue Zuversicht ein. Denn der Heidelberger Rechtsanwalt Gordon Rapp machte seinen Job als Insolvenzverwalter erfolgreich: Das Sortiment wurde gestrafft, nur zwei Filialen mussten schließen - und dafür wurden zwei neue eröffnet. Letztlich behielten fast alle Mitarbeiter - damals noch 150 - ihren Job. Im Sommer 2014 war das Insolvenzverfahren offiziell beendet, das Unternehmen gerettet - und Rapp zeigte sich auch sehr optimistisch, was die weitere Zukunft der Firma anging.
Doch schon zwei Jahre später gab es wieder finanzielle Turbulenzen. Im August 2016 übergab Uwe Mantei die Leitung an seinen Sohn Jean-Marc - und der musste sofort in den Krisenmodus schalten, denn es gab Ärger mit dem Vermieter der Firmenzentrale. Jean-Marc Mantei schloss Filialen, doch die Trendwende klappte nicht. Ein Jahr vor dem 60. Firmenjubiläum muss Mantei nun seine bisher wohl härteste Prüfung überstehen. (rie)
Damit endet die fast 60-jährige Firmengeschichte von Mantei. Gerhard und Anneliese Mantei hatten die Bäckerei 1959 in der Römerstraße gegründet und waren vier Jahre später in die Bergheimer Straße 131 gezogen. Im Laufe der Zeit wuchs das Unternehmen auf über 20 Filialen in Heidelberg und der Region an.
Seit 1998 hatte die Firma ihren Sitz samt Backstube und Bistro in der Eppelheimer Straße. Nachdem das erste Insolvenzverfahren 2014 mit der Rettung des Unternehmens geendet hatte, brach die nächste Krise schon 2016 über Jean-Marc Mantei, den Enkel der Firmengründer, ein. Der Pachtvertrag für die Firmenzentrale war fristlos gekündigt worden - und Mantei sollte das Gelände räumen. Mit dem Ende des Traditionsunternehmens enden nun auch diese Streitigkeiten.
In ein paar Wochen wird im Heidelberger Stadtbild wahrscheinlich nicht mehr viel an Mantei erinnern. Lediglich das riesige, goldene Baguette über dem alten Firmensitz in der Bergheimer Straße wird wohl hängen bleiben.