Zu viel Beton im "Anderen Park"?
Der Bezirksbeirat kritisiert die Gestaltung der Freifläche. Die Stadt weist die Kritik zurück: Ein Großteil des Geländes sei entsiegelt worden.

Von Denis Schnur
Heidelberg-Südstadt. Auf den ehemaligen Kasernenflächen in der Südstadt entsteht gerade eine außergewöhnliche Freifläche. Im Laufe des nächsten Jahres soll der "Andere Park" als Naherholungsfläche für die Bewohner der umliegenden Quartiere, aber auch der gesamten Stadt fertig sein. Das neuartige Konzept aus Ruheinseln, Spielzonen, Grün- und Veranstaltungsräumen, das auch die Geschichte des Ortes einbezieht, hatte Anfang 2018 auch den Bund so sehr überzeugt, dass er das Projekt mit einem Millionenbetrag fördert.
Doch die Begeisterung teilen nicht alle: In der direkten Nachbarschaft sorgen die bisher erfolgten Arbeiten für Skepsis, wie eine Pressemitteilung des Bezirksbeirates zeigt. "Es befremdet uns, wie der ,Andere Park’ mit Asphalt und Beton zugekleistert wird", heißt es in dem Schreiben, das GAL-Rätin Heike Hauck in Absprache mit ihren Ratskollegen und einem Vertreter des Stadtteilvereins formuliert hat. Vor allem an der aus ihrer Sicht viel zu breiten Zufahrt zu Parkplätzen in der Nähe der Rheinstraße stören sich die Stadtteilvertreter. Hauck spricht gegenüber der RNZ sogar von einer "Landebahn". Der Bezirksbeirat hatte die Stadt deshalb bereits im Juli aufgefordert, künftig in Neubaugebieten die Zu- und Abfahrtsbereiche "entsprechend den klimapolitischen Vorgaben nicht mehr zu versiegeln".
Doch nicht nur die Zufahrt, auch die übrige Gestaltung des Parks sorgt für Verdruss bei den Räten: In der Pressemitteilung schreiben sie von unnötiger Versiegelung und "Beton, wohin das Auge blickt" – und kommen zu einem drastischen Fazit: "Es ist enttäuschend, dass die Chance für einen naturverbundenen ,Anderen Park’ nicht genutzt wurde."
Bei der Stadtverwaltung ist man irritiert von den Vorwürfen aus der Südstadt: "Diese Argumentation ist für uns nicht nachvollziehbar", erklärt ein Rathaussprecher auf RNZ-Anfrage. Die Entscheidung für den Siegerentwurf des Büros "Studio Vulkan" sei ja gerade wegen des sensiblen Umgangs mit der militärischen Konversionsfläche, dem hohen Anteil an qualitätsvollem Grün, der hohen Aufenthaltsqualität, dem großen Spielwert und geringer zusätzlicher Versiegelung getroffen worden.
Natürlich komme eine Erschließung eines neuen Quartiers nicht komplett ohne Versiegelung aus. Jedoch finde diese kaum auf dem Gebiet des Parks statt (sondern etwa auf Privatgrundstücken). Wenn doch irgendwo befestigte Wege oder Flächen entstehen, nutze man dafür möglichst wasserdurchlässige Beläge. Tatsächlich "versiegelt" wird vor allem das "rote Band", das sich durch den gesamten Park zieht. Hier nutzen die Baufirmen ein Betonwerkstein, in das Pflaster- und Mauersteinbruchstücke abgerissener Häuser eingearbeitet wird. Dieses Band sei nicht nur "das wichtigste gestalterische Element des Parks", sondern stelle "zugleich ein hoch attraktives und barrierefrei nutzbares Wegeangebot dar", so der Stadtsprecher.
Gleichzeitig habe man bereits an vielen Stellen in Mark-Twain-Village und den Campbell Barracks Böden aufgebrochen, um sie nun als Teil des "Anderen Parks" zu begrünen: "Insgesamt wurden etwa 70 Prozent der ursprünglichen militärischen Fläche entsiegelt." So wurde etwa die Asphaltdecke zwischen Römerstraße und Torhaus aufgerissen, hier soll stattdessen eine wassergebundene Wegedecke entstehen. Auch der ehemalige Paradeplatz soll zum allergrößten Teil zur Grünfläche werden, wie der Sprecher erklärt. Dort würde auf rund 3300 Quadratmetern neuer Rasen angelegt und zudem zahlreiche Bäume gepflanzt.
Andere große Bereiche der neuen Freifläche würden dagegen "größtenteils so grün belassen, wie sie sind", betont der Stadtsprecher. Das gelte etwa für den Bürgerpark, der rund um das Mark-Twain-Center entsteht, und den "Common Ground" östlich der Römerstraße, der auch in Zukunft vor allem eine große Rasenfläche bleiben soll.



