Architekt hat beim Umbau zum Stadtteilzentrum viel falsch gemacht
Doppelt so teuer und viel später fertig- Projekt kostet jetzt 1,3 Millionen Euro mehr

Von Denis Schnur
Heidelberg. Schon im Sommer 2019 sollte das neue Stadtteilzentrum der Südstadt eröffnet werden. Mehrere Initiativen – darunter der Stadtteilverein Südstadt – wollten dann die ehemalige Chapel der US-Army wieder mit Leben füllen. Doch noch immer ist das Gebäude in der Römerstraße leer und eingerüstet. Und der Umbau dauert nicht nur anderthalb bis zwei Jahre länger als geplant, er wird auch deutlich teurer: 2016 wurden 1,6 Millionen Euro veranschlagt, diese schon 2017 auf 2,4 Millionen Euro erhöht – und jetzt werden es wohl mehr als 3,7 Millionen Euro. Am Donnerstag dürfte der Gemeinderat der entsprechenden Vorlage zustimmen.
Für solche Verzögerungen und Kostensteigerungen gibt es meist verschiedene Gründe – zumal bei denkmalgeschützten Bauten wie der Kapelle. In diesem Fall lag es aber vor allem an dem Architekten, der den Umbau zu Beginn geplant hatte. "Das Büro hatte die Hälfte der Kosten einfach nicht eingepreist", berichtete Baubürgermeister Jürgen Odszuck am Mittwoch im Konversionsausschuss. Laut Stadtverwaltung lagen dem Angebot "grundlegend falsche Annahmen" zugrunde, weil die Bausubstanz nicht ausreichend untersucht worden sei.
Außerdem habe sich das Sanierungskonzept des Architekturbüros als "nicht tragfähig" erwiesen, da es die Weiternutzung der Verkabelung und der Heizkörper vorsah. Alleine diese beiden Punkte sind für Mehrkosten von gut 800.000 Euro verantwortlich. Deshalb hatte die Stadtverwaltung schon im Sommer 2019 die Reißleine gezogen und den Architekten von dem Projekt entbunden. Ein anderes Büro kümmert sich seitdem um die Fertigstellung.
Damit die Kosten nicht völlig Überhand nehmen, haben die Vereine und die Stadt aber auch Abstriche gemacht: Etwa 400.000 Euro will man einsparen, indem man zunächst auf Schallschutzfenster und eine zweite Küche verzichtet. Außerdem greift man auf ausrangiertes Mobiliar aus der Stadthalle zurück. Nicht zuletzt haben die künftigen Nutzer aus ihren eigenen Mitteln 35.000 Euro beigesteuert. Außerdem gebe es die "leise Hoffnung", so Odszuck, dass der Bund, der das Projekt ohnehin schon mit 1,1 Millionen Euro fördert, seinen Anteil erhöht. Einen entsprechenden Antrag habe man bereits gestellt.
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Dennoch waren die Stadträte im Konversionsausschuss alles andere als begeistert von den Kostensteigerungen: "Bei der Vorlage mussten wir natürlich schlucken", betonte Nicola Lutzmann (Grüne). Auch Judith Marggraf (Grün-Alternative Liste) ärgerte sich, betonte jedoch: "Das Lamentieren bringt ja nichts. Niemand kommt jetzt auf die Idee, das Projekt einzustampfen." Entsprechend nickte eine große Mehrheit des Ausschusses die Mehrkosten ab.



